Wahlsprüche
und Sinnsprüche aus Österreichs Geschichte. => Knappich, Wilhelm: Die Habsburger-Chronik, Das Bergland-Buch, Salzburg, 1986. Die meisten der österreichischen Herrscher sahen ihre Hauptaufgabe in der Mehrung oder wenigstens Wahrung ihres territorialen Besitzstandes. Gesellschaftliche Zukunftsvisionen, kühne Reformen und die persönliche Auseinandersetzung mit Wissenschaft und Kunst (nicht: Musik) waren eher die Ausnahme. Eine solche Ausnahme war Rudolf IV. (*1339 / 1358-1365). In seiner nur siebenjährigen Regierungszeit hatte Rudolf IV., der Stifter, versucht, weit über den Status quo hinauszugreifen und für sein Herzogtum eine Führungsrolle im Reich zu erringen, wobei er langfristig an die Königswürde dachte. Im Wettstreit mit der kulturellen Entwicklung in Prag, der blühenden Residenz seines Schwiegervaters und politischen Gegenspielers Karl IV. (der seinerseits an Paris orientiert war), schuf er die Wiener Universität, trieb den gotischen Ausbau des Doms voran und gewährte der Stadt wichtige Handelsprivilegien. Ein eigentlicher Wahlspruch ist uns von dieser außergewöhnlichen Renaissance-Persönlichkeit, die den Mythos vom "auserwählten Erzhaus" der Habsburger begründete, nicht überliefert, doch kann die Bezeichnung "AUSTRIA COR ET CLIPEUS SACRI ROMANI IMPERII“ - (Österreich, Herz und Schild des Heiligen Römischen Reiches), wie sie sich am Beginn des "Privilegium Maius" findet, als eine Art „Corporate Identity“ für das spätere "Haus Österreich" angesehen werden. Sehr sympathisch und zeitgemäß klingt die Devise von Herzog Albrecht V. (*1397 / 1404-1439): "AMICUS OPTIMA VITAE POSSESSIO“ (Ein Freund ist der beste Besitz im Leben). Albrecht wurde 1422 mit Elisabeth von Luxemburg, der Erbtochter König Siegmunds von Böhmen vermählt und gewann dadurch in rascher Folge Mähren, Böhmen und Ungarn. Zum Königs wurde er als Albrecht II. 1438 gewählt. Infolge seines frühen Todes 1439 kam es nicht mehr zur Kaiserkrönung. Von ihm an waren die Habsburger in ununterbrochener Reihenfolge Könige oder Kaiser des Heiligen Römischen Reiches bis 1740. "BELLA GERUNT ALII, TU FELIX AUSTRIA NUBE!“ (Kriege mögen andere führen, du, glückliches Österreich, heirate!) - dieser auf die Heiratspolitik der Könige und Kaiser aus dem Hause Habsburg gemünzte Spruch wird dem Ungarnkönig Matthias Corvinus, der 1490 in Wien starb, zugeschrieben. Er ist zum geflügelten Wort für die besonders von Maximilian I. erfolgreich geführte Vermählungs- und Erbfolgepolitik geworden. Über die Vokalfolge "AEIOU", das mystische Motto Friedrichs III., das bis in die österreichische Gegenwart nachwirkt, gibt es reichliche Literatur. Darauf basieren die folgenden Ausführungen A.E.I.O.U. Der bekannte österreichische Historiker Alphons Lhotsky (1903-1968) hat in einem ausführlichen Aufsatz nachgewiesen, dass es sich bei der Vokalreihe AEIOU nicht um eine "Staatsdevise", sondern vielmehr um ein höchstpersönliches Zeichen von Kaiser Friedrich III. nach Art eines "mystischen Monogramms" handelt. Dennoch wird dieser Schriftzug bis heute als eine Art "mystisches Motto" Österreichs - nicht nur des vergangenen, sondern auch des gegenwärtigen - ja eines unvergänglichen Österreich - gewertet. => Alphons Lhotsky, Aufsätze und Vorträge, Verlag für Geschichte und Politik, Wien, 1971, Band II, 164 ff.) Friedrich wurde am 21.9.1415 in Innsbruck geboren, trug die Herzogswürde von Steiermark, Kärnten und Krain und erlangte 1440 die Würde des Römischen Königs. 1452 wurde er zum Römischen Kaiser gekrönt. Seine Krönung war die letzte Kaiserkrönung, die in Rom stattfand. Als Römischer Kaiser Friedrich III., war er seit 1459 auch König von Ungarn. Von seinem Bruder, Albrecht VI., dem österreichischen und steirischen Adel, den Türken, den Ungarn, ja sogar den Wienern bekämpft, musste er Wien zwischen 1482 und 1490 an Matthias Corvinus abgeben. Drei Jahre vor seinem Tod übergab er die Regierungsgeschäfte an seinen Sohn Maximilian, um sich naturwissenschaftlichen Forschungen zu widmen. Die eigentliche Devise des am 19.8.1493 in Linz verstorbenen und im Wiener Stephansdom begrabenen "Langzeitkaisers" Friedrich III. (wegen seines Phlegmas auch "Schlafmütze des Reiches" genannt) war freilich "HIC REGIT, ILLE TUETUR" ("Dies - die Weisheit - regiert, jenes - das Schwert - beschützt"). Sie wird aber völlig überlagert vom geheimnisvollen und allgegenwärtigen „AEIOU“. Das Motto AEIOU tritt uns an vielen Gebäuden entgegen, so an der Bürgerspitalskirche und an der Stadtpfarrkirche von Krems, im Dom, in der Burg und an der Georgskapelle zu Wiener Neustadt, an der Grazer Burg, am Grazer Dom und in der Ruprechtskirche in Wien. Am gedrückten Bogen ihrer Westempore befindet sich eine Sandsteintafel mit der Aufschrift „AEIOU 1439”. Diese Tafel erinnert an den Einzug Friedrichs III. in Wien am 6. 12. 1439, nicht an die Errichtung der Empore, die schon im 12. Jh. bestanden hat. Auch in den Überresten der Linzer Burg, am sogenannten Friedrichstor von 1481 findet sich das Motto. Unzählige Male hat Friedrich III. sein Motto handschriftlich (in Kleinbuchstaben und mit charakteristischer Schlinge) in Bücher und Schriften eingetragen. Zum ersten Mal nach seiner Rückkehr aus dem Heiligen Land, als sich der damals 22-jährige am 27. April 1437 ein persönliches Notizbuch anlegte. Der Wiener Neustädter Altar in der Wiener Stephanskirche trägt die Buchstabenfolge datiert mit 1447, auf Bildern erscheint sie kaum, dafür etwas später auf Münzen. Das Motto ziert den "Corvinusbecher" von 1462 im Museum von Wiener Neustadt und einen Kristallbecher in der Ambraser Sammlung, wo sich über den fünf Vokalen die Worte "Aquila Ejus Iuste Omnia Vincet" finden. Lhotsky nennt über 300 verschiedene Deutungen, die bereits ab dem 16. Jahrhundert in Sammlungen (z.B. Johannes Rasch, Wien 1584) erscheinen. Hier eine kleine Auswahl: Lateinisch: Alauda
egregia inter oscines volucres.
a) ernsthafte Deutungsversuche Aller
Ehren ist Österreich voll. Aerarisches
Essen ist oft ungenießbar (Witzwort der MilAk, 1911) Alle Versuche, eine authentische Deutung durch Friedrich III. selbst nachzuweisen, widerlegt Lhotsky. Seiner Ansicht nach könnte man auch die Spruchweisheit. "RERUM IRRECUPERABILIUM FELIX OBLIVIO" oder "RERUM IRRECUPERABILIUM SUMA FELICITAS ES OBLIFIO". als Wahlspruch von Friedrich III. bezeichnen. Das nicht ganz klassische Latein bedeutet frei ins Deutsche übertragen : "Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist". Im Hof des alten Schlosses zu Laxenburg findet man noch heute eine gleichlautende Inschrift aus dem 15. Jahrhundert. Und Johann Strauß hat in seiner Operette "Die Fledermaus" dieser typisch österreichischen "Lebensweisheit" eine unvergängliche Melodie verliehen. Friedrich könnte bei einem Aufenthalt in der Levante (1437) zu seinem meist orientalisch verzierten "Motto" inspiriert worden sein. Es scheint sogar eine gewisse Ratlosigkeit beim Kaiser selbst darüber existiert zu haben, was sein Motto alles bedeuten könnte. Jedenfalls aber hatte er den Wunsch, die Bedeutung selbst zu variieren. Der Schriftzug AEIOU findet sich weiters auf einem später der Kuriositätensammlung des Kaisers einverleibten Mammutknochen, der 1443 bei der Grundaushebung für den Nordturm der Stephanskirche gefunden und am Riesentor von St. Stephan senkrecht aufgehängt wurde (heute befindet er sich im Institut für Geologie der Universität Wien). Auf dieser Entdeckung beruht eine der (fälschlichen) Deutungen des Begriffes „Riesentor“. Der
Schriftzug "AEIOU" ist besonders schön erhalten über den Wappen von
Nieder- und Oberösterreich und dem Bindenschild in Friedrichs
"Handregistratur", einer Art Staatslexikon aus dem Jahr 1446 -
ebenfalls ein Hinweis auf eine Verbindung des Mottos mit dem Schicksal Österreichs. => Henriette Peters, aeiou, Versuch einer Deutung, in: Beiträge zur Wiener Diözesangeschichte, Wiener Diözesanblatt, 34. Jgg., Nr. 2, 22-25 (mit zahlreichen Literaturangaben). Im Zusammenhang mit astronomischen Überlegungen und durch Vergleiche mit kabbalistischen Zahlen- und Buchstabenkombinationen geht die Autorin verschiedene Möglichkeiten durch. Diese reichen von der Ähnlichkeit zwischen dem Namen SALOMON (Friedensfürst) und FRIEDRICH (der Friedensreiche) bis zu einer vergleichenden Deutung der Geburtsdaten Friedrichs III. und Rudolf IV. des Stifters, seines großen Vorbilds. Wie
die fünf ausgestreckten Finger einer Hand als Abwehrzeichen gelten können, so
ist die wohl wahrscheinlichste Erklärung für die fünf Vokale jene, die
"AEIOU" als "abergläubiges Besitzzeichen" interpretiert.
Das geht nicht zuletzt aus den Worten Friedrichs III. selbst hervor, wenn er auf
der ersten Seite seines oben erwähnten Notizbuchs schreibt: Als letzter Gruß an die Nachwelt findet sich die berühmte Buchstabenfolge auf dem Hochgrab Friedrichs im Wiener Stephansdom Richard von Kralik (1852-1934), der bedeutende österreichische Kulturhistoriker, beendete 1913 sein Buch "Österreichische Geschichte" mit folgender Interpretation von AEIOU: "Das
AEIOU des nüchternsten aller österreichischen
Herrscher ist nicht verträumte Phantastik, es
ist das nüchternste politische Programm. Österreich ist der einzige
Großstaat auf der Erde, der seit Jahrhunderten
die Aufgabe
hat, verschiedenartige, verschiedensprachige Völker
unter einer zusammenfassenden Rechtsform zu
vereinigen. Diese
österreichische Aufgabe ist vorbildlich für
die zukünftige Entwicklung der ganzen Welt..." Leider ist dieses ehrgeizige politische Programm damals nicht realisiert worden - im Gegenteil: statt sich in friedlicher Föderation über die Sprachgrenzen hinaus zu vereinen, riss man die Doppelmonarchie durch einen mörderischen Krieg vollends auseinander. Die
fortdauernde, ein wenig magisch-mystische Wirkung des AEIOU bekräftigt auch
Fritz Molden, wenn er schreibt: => Fritz Molden, Die Österreicher oder die Macht der Geschichte, Langen Müller, München-Wien, 1986, 67. => Vergleiche auch: K. Vocelka/L. Heller: Die Lebenswelt der Habsburger, Styria, 1997, 219 ff.
Friedrichs Sohn, Maximilian I. (*1459 / 1493-1519), genannt der "letzte Ritter", hielt sich an das Motto: "PER TOT DISCRIMINA RERUM“ (Durch so viele Gefahren). Vielleicht kommt in dieser Devise sein persönliches Anliegen zum Ausdruck, die ritterliche Kultur und insbesondere das Turnier am Leben zu erhalten, obwohl es zu seinen Lebzeiten durch die Änderungen in der Waffentechnik ja längst überholt war. Karl V. (*1500 / 1519-1556), der letzte Kaiser, der von einem Papst gekrönt wurde, und zwar 1530 in Bologna, herrschte über ein "REICH, IN DEM DIE SONNE NICHT UNTERGING". Er erhielt die österreichischen Erblande 1519 von seinem Großvater Maximilian I., überließ sie aber im Vertrag zu Brüssel 1552 seinem Bruder Ferdinand I., um sich ganz den spanischen Besitzungen zu widmen. Er wählte sich die prägnante Devise "PLUS ULTRA“ (Immer noch weiter). Auf zwei Bändern um die den überseeischen Einfluss Spaniens symbolisierenden "Säulen des Herakles" (= Gibraltar) geschlungen, haben diese beiden Wörter die Jahrhunderte überlebt: sie finden sich noch heute im spanischen Wappen. Näheres hiezu => K. Vocelka/L. Heller: Die Lebenswelt der Habsburger, Styria, 1997, 221 ff. Ferdinand I. (*1503 / 1531-1564), der Bruder Karls V. und sein Nachfolger in der römischen Kaiserwürde, war der Stammvater der österreichischen Linie der Habsburger. Als Bannerträger der Gegenreformation, im Kampf gegen Stände und Türken, hat er sein Motto "FIAT IUSTITIA AUT PEREAT MUNDUS“ (Gerechtigkeit muß sein, sonst geht die Welt zugrunde) - auch mit dem Richtschwert durchgesetzt. Dieser Sinnspruch wird auch heute noch verwendet - die Weglassung des Wörtchens "AUT" führt dabei freilich zu einem Bedeutungswandel: "Gerechtigkeit muß sein, AUCH WENN die Welt dabei zugrunde geht". Maximilian II. (*1527/ 1564-1576) war der Sohn Kaiser Ferdinands I. Er hatte sich das gottesfürchtige Motto "PROVIDEBIT DEUS" (Gott wird schützen) als Devise gewählt. Sein Sympathisieren mit den Protestanten rief das Misstrauen seines Vaters, der Verwandten in Spanien und des Papstes hervor, doch blieb er katholisch. Den Augsburger Religionsfrieden erfüllte Maximilian in Österreich auf Landesebene und gewährte den Adeligen und ihren Untertanen 1568/71 die Augsburger Konfession frei. Diese Bestimmung nahm er in den Städten selbst in Anspruch und leitete damit die Gegenreformation ein. Im Türkenkrieg 1566-68 (Friede von Adrianopel) blieb er ebenso erfolglos wie in der Reichspolitik sowie beim Versuch, polnischer König zu werden. Maximilian II. war sehr gebildet und scharte Gelehrte um sich. Zu seiner Zeit wurden Pflanzen aus dem Orient bekannt (Tulpe, Flieder), und der erste Elefant kam nach Österreich. Mit dem Neugebäude bei Wien schuf er ein bedeutendes Baudenkmal der Renaissance. Rudolf II. (*1552/1576-1612) war weniger an Politik und Strategie als vielmehr an Wissenschaft und Kunst interessiert. Schon sein Wahlspruch "FULGET CAESARIS ASTRUM“ (Es leuchtet des Kaisers Gestirn) - weist in diese Richtung und lässt die intensive Beschäftigung des Kaisers mit Astronomie und Mechanik, mit Astrologie und Alchimie, mit Edelsteinkunde und bildender Kunst erahnen. Die Privatkrone Rudolfs II., die 1804 zur Krone des Kaisertums Österreich werden sollte, lässt die Devise ihres Trägers in ihrem künstlerischen Programm anklingen. Zurückgehend auf Quellen, die Rudolfs Bruder Matthias bzw. seinen päpstlichen Gegenspielern nahe standen, wird die Rolle Rudolfs II. bis heute vorwiegend unter dem Aspekt seiner politischen Handlungsunfähigkeit gesehen, wobei die ererbte Schizophrenie fälschlicherweise nicht nur auf seine letzten Regierungsjahre, sondern auf den gesamten 36-jährigen Zeitraum seiner Herrschaft projiziert wird. Eine erst in jüngster Zeit erschienene interessante Auseinandersetzung mit der kulturgeschichtlichen Bedeutung des Prager Hofes um 1600 - bildet der Katalog zur Ausstellung „Rudolf II. und Prag“ (1997, 386 S. ), dessen vorwiegend tschechische VerfasserInnen allerdings das Kunststück zuwege bringen, die österreichische Kaiserkrone mit einigen wenigen Zeilen und ohne Abbildung abzuhandeln (S. 49). Matthias, der zweite Sohn von Maximilian II. (*1557/ 1612-1619), war 1578-1581 mit geringem Erfolg Generalstatthalter der im Aufstand gegen Spanien befindlichen Niederlande, ab 1595 Statthalter von Österreich unter und ob der Enns. Matthias führte hier, beraten von Melchior Klesl, die Gegenreformation weiter und ließ 1596/97 Bauernaufstände niederwerfen. Seine Devise: "CONCORDIA LUMINE MAJOR" (Eintracht ist stärker als Licht) stimmte mit der Realität nicht wirklich überein: Seit 1599 in Rivalität zu dem in Prag residierenden Kaiser Rudolf II., wurde Matthias im „Bruderzwist in Habsburg“ 1606 von den Erzherzögen als neues Haupt der Familie anerkannt, erhielt 1608 die österreichischen Länder, Mähren und Ungarn. 1611 auch Böhmen. Ab 1612 Kaiser, stand Matthias unter dem Einfluss von Kardinal Klesl. Da er kinderlos war, ging die Erbfolge auf die steirische Linie (Ferdinand II.) über. Matthias war offen und treuherzig, im Alter depressiv und von der Gicht gezeichnet. Er und sein Gattin Anna stifteten die Kapuzinergruft in Wien als künftige Grablege der Familie. Ferdinand II. (*1578/ 1619-1637), der Sohn von Erzherzog Karl II. von Steiermark erhielt seine Ausbildung in Graz und Ingolstadt. Er war ab 1595 Regent von Innerösterreich (Steiermark, Kärnten und Krain). Nach seiner Devise "(CORONA) LEGITIME CERTANTIBUS" (Die Krone den rechtmäßig Kämpfenden) setzte er mit Härte die Gegenreformation durch, wurde 1617 König von Böhmen, 1618 König von Ungarn und 1619 Kaiser. Nach dem Sieg am Weißen Berg 1620 setzte er den Absolutismus in Böhmen (Vernewerte Landesordnung, 1627) und Österreich durch, erließ am Höhepunkt der Macht 1629 das Restitutionsedikt (Rückgabe aller seit 1555 den Katholiken entfremdeten Besitzungen), war aber im Dreißigjährigen Krieg bald Rückschlägen ausgesetzt. 1630 entließ er Wallenstein und befahl 1634 dessen Ermordung. Er war äußerst fromm und führte ein vorbildliches Familienleben. Musik und Jagd waren seine besonderen Vergnügungen. Sein Mausoleum in Graz ist ein hervorragendes Kunstwerk. Ferdinand III. (*1608/ 1637-1657), der Sohn Kaiser Ferdinands II., wurde von Jesuiten erzogen und lernte sieben Sprachen. 1625 wurde er König von Ungarn, 1627 von Böhmen, 1636 römischer König, 1637 Kaiser. Er übernahm nach der Ermordung Wallenstein nominell den Oberbefehl der kaiserlichen Truppen (Sieg über Schweden und Franzosen bei Nördlingen 1634) und leitete 1645 die Verhandlungen ein, die 1648 zum Westfälischen Frieden führten. Danach beendete er die Gegenreformation in Österreich. Seine Devise lautete "JUSTITIA ET PIETATE" (Mit Gerechtigkeit und Frömmigkeit). Er galt als sehr pflichtbewusst, hatte naturwissenschaftliche, künstlerische und literarische Interessen. Seine besondere Neigung galt der Musik, mit ihm beginnt die Reihe der komponierenden Habsburgerkaiser; er komponierte Messen, Hymnen und ein Musikdrama. Durch ihn wurde die Basis für die große Zeit der barocken Hofmusikkapelle geschaffen. Leopold I. (1640 / 1657-1705) bezwang durch „CONSILIO ET INDUSTRIA" (Durch Klugheit und Beharrlichkeit) die Türkengefahr, obwohl er, der kunstsinnige Barockkaiser und Komponist, eine andere Devise hätte haben können, wie dies vielleicht auch für seinen ebenfalls komponierenden Sohn Josef I. (1678 / 1705-1711) gilt. Letzterer warf unter dem Motto "AMORE ET TIMORE“ (Durch Liebe und Furcht) 1708 den Aufstand der Ungarn unter Rakoczy nieder. Karl VI. (1685 / 1711-1740) wurde nach Aussterben der spanischen Linie der Habsburger 1703 spanischer König. Sein Motto "CONSTANTER CONTINET ORBEM“ („Fest hält er das Weltreich zusammen“) - wird verständlich, wenn man bedenkt, dass das Habsburgerreich nach den Siegen Prinz Eugens über die Türken im Frieden von Passarowitz (1718) seinen größten Gebietsumfang errungen hatte, aber kein männlicher Nachkomme vorhanden war. Die 1703 beschlossene und 1713 verkündete "Pragmatische Sanktion" regelt - ganz nach dem Motto des Kaisers - das Erbrecht nach dem Erstgeburtsrecht im männlichen und weiblichen Stamm. Die Garantie der Unteilbarkeit und Untrennbarkeit der habsburgischen Länder wird durch die Wörter "INDIVISIBILITER AC INSEPARABILITER" („Unteilbar und untrennbar“) ausgedrückt. Diese Begriffe begegnen uns als verbindende Devise im letzten Wappen und auf der letzten Fahne der österreichisch-ungarischen Monarchie 1915 (vgl. „Die Entwicklung des österreichischen Bundeswappens“). Der Plan, das Stift Klosterneuburg zu einem "österreichischen Escorial" auszubauen, geht auf Karl VI., den Stifter der Wiener Karlskirche, zurück. Die riesenhaften Reproduktionen der römischen Kaiserkrone und des österreichischen Erzherzogshutes auf den Kuppeln des Kaisertrakts des Stiftes sind weithin sichtbare Kennzeichen dieses architektonischen Konzepts, das – wie auch Stephansdom und Hofburg - heutzutage seinen Charme daraus bezieht, dass der Bau nur zum Teil verwirklicht wurde. Nach der starken Außenorientierung ihrer männlichen kaiserlichen Vorfahren überrascht es nicht, dass die Devise von Maria Theresia (*1717 / 1740-1780) mit "IUSTITIA ET CLEMENTIA" (“Durch Gerechtigkeit und Milde") eher mütterlich als weltpolitisch ausfällt. Franz I. Stefan, Herzog von Lothringen (*1708/ 1745-1765) hatte die Devise "PRO DEO ET IMPERIO" (Für Gott und das Reich) gewählt. Als Franz III. Stephan, Herzog von Lothringen und Bar, kam er schon als 15-Jähriger an den Wiener Hof, wo er erzogen wurde. Er musste 1735 auf seine Länder verzichten, wurde aber dafür (nach dem Aussterben der Medici) Großherzog der Toskana. Ab 1736 Gemahl von Maria Theresia, begründete er das Haus Habsburg-Lothringen. Ab 21.11.1740 Mitregent in den österreichischen Erbländern, stand seinem geringen politischen Einfluss eine starke wirtschaftliche Begabung gegenüber. Aus seinem großen Vermögen wurde 1765 der habsburgische Familienfonds geschaffen. Sein Interesse für Naturwissenschaften, das auch das Sammeln von Mineralien, Juwelen, Gobelins und Münzen beinhaltete, bildete den Grundstock der großen Wiener Kunst-Sammlungen. Gemeinsam mit lothringischen Botanikern und Gartenarchitekten gestaltete er den Park von Schönbrunn und den Botanischen Garten. In Schönbrunn ließ er auf seine Kosten die Menagerie bauen und einrichten. Begraben ist er in der Kapuzinergruft. Die dritte Ausnahme von der eingangs genannten Regel war Maria Theresias Sohn Josef II. (1741 / 1780-1790). Dieser wollte seinen Wahlspruch "VIRTUTE ET EXEMPLO“ („Durch Tugend und Beispiel") nicht nur zur Grundlage seiner weitreichenden politischen Konzepte und gesellschaftlichen Reformen machen, sondern Tugend als "erster Diener" des Staates auch persönlich vorleben. Es gibt wahrscheinlich auch für den Politiker von heute kein Motto einer historischen österreichischen Herrscherpersönlichkeit, das eine größere moralische Herausforderung darstellt als der Wahlspruch des "Volkskaisers" Josef II. Josephs Bruder Leopold II. (*1747 / 1790-1792) waren nur zwei Jahre gegönnt, um "PIETATE ET CONCORDIA“ („Durch Frömmigkeit und Eintracht") zu regieren, einige der überstürzten Reformen seines Vorgängers rückgängig zu machen und eine Konsolidierung der Monarchie nach innen und außen herbeizuführen. Es ist verständlich, dass Leopold II. nach der vielfach gegen Kirche und Stände gerichteten Politik Josephs II. die Begriffe "Frömmigkeit" und "Eintracht" in den Vordergrund rückte. Franz II./I. (*1768 / 1792-1806-1835) war - wie einst Friedrich III. - ein lange regierender, vieles "aussitzender" Herrscher. Sein Wahlspruch "IUSTITIA REGNORUM FUNDAMENTUM" („Gerechtigkeit ist das Fundament der Königreiche") ziert das äußere Burgtor am Wiener Heldenplatz. Es hat damit auch heute noch eine gewisse symbolpublizistische Wirkung, obwohl es kaum jemand mit jenem Kaiser verbindet, dem die erste österreichische Volkshymne, das "GOTT ERHALTE" gewidmet ist. Ferdinand I. (*1793 /1835-1848) erhielt seinen Beinamen "Der Gütige" nicht nur deshalb, weil damit die körperliche und wohl auch geistige Schwäche des zweiten österreichischen Kaisers, der erst im 42. Lebensjahr den Thron bestiegen hatte, umschrieben werden sollte, sondern auch seiner in der Tat persönlich gütigen und liberalen Gesinnung wegen. Sein Motto "RECTA TUERI“ („Das Rechte schützen") ist im Zeitalter des Vormärz und der Restauration jedoch eher als ein Programm anzusehen, den Status quo um jeden Preis zu bewahren. Der von der Epilepsie geplagte Habsburger war der letzte Kaiser, der mit der ungarischen, der böhmischen und der langobardischen Krone gekrönt wurde und daher alle vier Kronen Mitteleuropas auf sich vereinigte. Gegen Ende seiner Herrschaft zog sich Ferdinand I. wie weiland Rudolf II. auf den Hradschin zurück, um sich seinen botanischen, heraldischen und technischen Sammlungen zu widmen. Franz Josef I. (*1830 /1848-1916) konnte wohl keine bessere Devise wählen als ein Wort, das ihm helfen würde, seine Völker zu einen: "VIRIBUS UNITIS“ (Mit vereinten Kräften) ist ein Motto, mit dem der junge Kaiser Tatkraft versprach und Zusammenwirken erbat. So wie einst Karl VI. unter dem Motto "CONSTANTER CONTINET ORBEM" ein Weltreich zusammenzuhalten suchte, so wollte Franz Josef an der Schwelle zur Moderne ein europäisches Großreich mit über 50 Millionen Menschen auf einem Staatsgebiet von 680.000 Quadratkilometern zusammenhalten. In der Praxis hat Franz Joseph freilich weniger nach seinem als vielmehr nach dem Motto des Vaters von Maria Theresia gehandelt: durch starres Festhalten am Bestehenden suchte er zu retten, was nur durch tiefgreifende, gemeinsam mit den Sprachgruppen und Völkern durchgeführte staatsrechtliche Reformen in die Zukunft hinein zu verlängern gewesen wäre. Adam Wandruszka wies darauf hin, dass die österreichische Kaiserkrone ihren Trägern am Ende des Habsburgerreiches nach einem Ausspruch des Thronfolgers Franz Ferdinand zu einer DORNENKRONE, einem Märtyrersymbol, geworden war. => Adam Wandruszka, das Haus Habsburg, Herder, Freiburg, 1968, 161 ff. Die schweren Schicksalsschläge, die Franz Josef I. zu tragen hatte (von Preußen geschlagen, von Ungarn bedrängt, der Bruder füsiliert, die Gattin erstochen, der Sohn durch Selbstmord umgekommen, der Thronfolger ermordet, das Land in einen Weltkrieg gestoßen), machten aus dem immer einsamer werdenden Kaiser selbst ein Symbol, an das sich die gesamte Monarchie klammerte. Es ist kein Wunder, das der Ausspruch "MIR BLEIBT NICHTS ERSPART" bis heute mit dem "ALTEN KAISER", dessen Bild Tausende Amtszimmer und Schulklassen - von Bregenz bis Czernowitz und von Reichenau bis Ragusa schmückte, verbunden wird. Der letzte österreichische Kaiser und damit das letzte lebende Symbol der Doppelmonarchie, Karl I. (1887-1922), wurde am 30. Dezember 1916 zum König von Ungarn gekrönt. Das Land, das ihn bei seinen sinnlosen Restaurationsversuchen nach dem Ersten Weltkrieg mit Maschinengewehren empfangen sollte, neigte sich zum letzten Mal vor den königlichen Insignien, die Jahrhunderte lang so eng mit den Symbolen Österreichs verknüpft waren. Karl verzichtete nach dem verlorenen Krieg am 11. November 1918 auf "jeden Anteil an den Staatsgeschäften". War es nicht von geradezu symbolischer Bedeutung, dass das Flaggenschiff (sic!) der altösterreichischen Kriegsmarine, nach der Devise Franz Josefs auf "VIRIBUS UNITIS" getauft, alle Stürme des Kriegseinsatzes überstanden hatte, um am 1. November 1918 nach Übergabe an den neuen südslawischen Nationalstaat und zwei Tage vor dem Waffenstillstand durch einen Handstreich zweier italienischer Offiziere im Hafenbecken von Pula versenkt zu werden? Mit dem Wahlspruch war in den Wellen der Adria auch ein Traum versunken - VIRIBUS UNITIS - die nicht erkannte und nicht ergriffene Chance, aus dem, was polemisch "Völkerkerker" genannt worden war, einen "Bund der Völker" im östlichen Mitteleuropa zu machen. Nachdenklich bewachen heute die beiden großen, vom berühmten Ringstraßenbildhauer Rudolf Weyr geschaffenen Bronzelöwen über Otto Wagners Nußdorfer Wehr das im Hauch der Geschichte verwehte, zu ihren Füßen in Stein gemeißelte Motto: VIRIBUS UNITIS. Heute noch lebt dieser Wahlspruch weiter als Motto der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst, der österreichischen Beamtengewerkschaft. Das politische
und persönliche Glück war auch dem Nachfolger Franz Josefs nicht hold. Der
schlichte Metallsarg Karls I. in einer Seitenkapelle der Wallfahrtskirche
"Unsere liebe Frau vom Berge", hoch über der Stadt Funchal auf
Madeira, trägt als einzigen Schmuck das Bild einer Dornenkrone und die
Inschrift: "FIAT VOLUNTAS TUA" („Dein Wille geschehe“). Ob
der Leichnam Karls jemals nach Wien, in die ehemalige "Reichshaupt- und
Residenzstadt", heimkehren wird, um an der Seite seiner Gattin Zita und
letzten österreichischen Kaiserin in der Kapuzinergruft ewige Ruhe zu finden,
ist äußerst ungewiss. 1954 wurde der Seligsprechungsprozess für Karl begonnen und am 20. Dezember
2003 zum Abschluss gebracht. Die Seligsprechung des früheren Monarchen, ein
nicht alltägliches Ereignis, fand am 3. Oktober 2004 statt. Eine Art „staatlicher“ Wahlspruch taucht zum ersten Mal wieder im Entwurf zu einer „Europäischen Verfassung“ (ab Juni 2003) auf: „IN VIELFALT VEREINT“. Zusammen mit den Symbolen Flagge, Hymne und Europatag wurde er erst in letzter Minute in den Text aufgenommen. Eine Gruppe sozialistischer Europa-Abgeordneter hatte ein anderes Motto angeregt („FRIEDE, FREIHEIT, GLEICHHEIT“), das aber nicht zum Zug kam. Interessant ist der Unterschied in der „Einigungsintensität“ des neuen europäischen Mottos zur Devise der Vereinigten Staaten von Amerika: „E PLURIBUS UNUM“. Näheres siehe hiezu unter dem Eintrag „Die Symbole Europas“. (Text erstellt in Zusammenarbeit mit Dr. Michael Göbl, Österreichisches Staatsarchiv) |
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