Der Austria-Brunnen

1846 stiftete die Wiener Bürgerschaft den Austria-Brunnen auf der Freyung. Die hochaufragende Bronzestatue der Austria - im Krönungsmantel, am Haupt über dem offenen Haar die bürgerliche Stadtmauerkrone, in der Linken eine Lanze und in der Rechten den Schild mit dem kaiserlichen Doppeladler - steht auf einer astwerkgeschmückten Säule, zu ihren Füßen vier Flussgottheiten, eine davon männlich. Sie stellen die Hauptflüsse der Monarchie dar: Elbe und Weichsel, Donau und Po. Diese vier Ströme, die in vier verschiedene Meere fließen, symbolisieren auch die vier großen Sprachgruppen des Habsburgerreiches: Germanen und Slawen, Ungarn und Italiener. Die Grundform des Brunnens, das vierblättrige Kleeblatt, könnte als Symbol für Österreichs Glück gemeint gewesen sein ("Bella gerant alii, tu felix Austria nube...").

Die von Ludwig Schwanthaler gestalteten Figuren wurden von Ferdinand Miller in München gegossen. Angeblich wurden in der Statue auf ihrem Weg von München nach Wien Zigarren geschmuggelt, die sich noch immer in der Bronzeplastik befinden sollen, weil diese so schnell aufgestellt wurde, dass der Schmuggler keine Gelegenheit mehr hatte, das Schmuggelgut zu entfernen. 

In der Zeit des Ersten Weltkrieges taucht die Allegorie der AUSTRIA sehr oft zusammen mit der ihr sehr ähnlich gestalteten GERMANIA auf. Beide gehen offenbar auf dasselbe antike Vorbild zurück. 

Wenig bekannt ist, dass sich in einem Hof des Justizpalastes eine AUSTRIA-Statue von Edmund v. Hellmer befindet. Sie stand vor dem Umbau des Justizpalastes nach dem Brand vom 15. Juli 1927 in einer Nische des Mittelrisalits. Hellmer schuf auch die VINDOBONA an der Rückseite des Rathauses und die plastische Gruppe um Kaiser Franz Joseph I. im Giebel des Parlaments. 

Eine der eindrucksvollsten Darstellungen der Allegorie der AUSTRIA findet sich auf einem 1710 von Antonio Beduzzi (1675-1735) geschaffenen Fresco an der Decke des großen Sitzungssaales des 1586 fertiggestellten Niederösterreichischen Landhauses in der Wiener Herrengasse. Der aus Bologna stammende Beduzzi war Maler und Theateringenieur. Von ihm stammte das erste Kärntnertortheater. Während das Landhaus in Klagenfurt in seinem Schmuck auf die Herzogseinsetzung Bezug nimmt, jenes in Innsbruck auf die Landschaft und jenes in Graz auf die Vorzüge des Friedens, steht in Wien das österreichische Kernland im Mittelpunkt, dessen glanzvolle Allegorie über die ganze Welt ausstrahlt - den kaiserlichen Doppeladler zur Seite und den österreichischen Herzogshut zu ihren Füßen. So steht das niederösterreichische Landhaus nicht im Gegensatz zum Herrscherhaus, sondern bildet selbst ein Zentrum, von welchem der Name der Dynastie ausstrahlt. In der Geschichte der Republik Österreich spielte der große Sitzungssaal des Landhauses zweimal eine große Rolle: am 30. Oktober 1918 tagte hier der Staatsrat, am 24. September 1945 die erste gesamtösterreichische Länderkonferenz.

Auch im Heeresgeschichtlichen Museum befindet sich eine imposante Darstellung der AUSTRIA.