Fürstenstein und Herzogsstuhl

Der so genannte "Fürstenstein", die umgestülpte Basis einer ionischen Säule aus der Römerzeit, wurde in der Nähe von Karnburg bei Maria Saal in Kärnten gefunden und befindet sich nun im Museum von Klagenfurt. 

Bei Karnburg, am Südende des Zollfeldes, lag ein zentraler Ort des Karantanischen Reiches, das die Alpenslawen nach der Völkerwanderung um 590 errichtet hatten und bis 740 aufrechterhalten konnten. Karnburg war vom 7. bis 11. Jahrhundert ein Hauptort des Kärntner Herzogtums und verfügte über eine Kaiserpfalz. Die Pfarrkirche von Karnburg wurde vermutlich um 750 unter Verwendung römischen Baumaterials als Pfalzkirche errichtet. 

Die altslawisch-bäuerliche Herzogseinsetzung auf dem Fürstenstein ging so vor sich, dass der Älteste des dazu privilegierten bäuerlichen Geschlechts ("Herzogbauer", "Edlinger") auf dem Säulenstumpf Platz nahm. Der vom Adel geleitete künftige Herzog wurde sodann in bäuerlichen Kleidern zusammen mit einem Pferd und einem Stier zum Stein gebracht. Der Bauer fragte "in windischer Rede", wer der Ankömmling sei, ob er christlichen Glaubens sei, ein gerechter Richter, Schützer der Witwen und Waisen und Schirmherr der Kirche - ob er also wert sei, auf dem Fürstenstein zu sitzen. Nachdem die Begleiter des Fürsten dessen gute Eigenschaften beeidet hatten, wechselt der Fürst mit dem Bauern Platz, der Pferd und Stier an sich nimmt und Abgabenfreiheit für seinen Hof erhält. Der Herzog schwingt sodann das blanke Schwert nach allen Richtungen zum Zeichen, dass er allen ein gerechter Richter sein werde. Er schwört, den Frieden zu wahren und am rechten Glauben festzuhalten. Nach dieser sehr bodenständigen Lehenszeremonie holt sich der Herzog die Segnung der Kirche in Maria Saal. Erst dann erfolgt die Einkleidung und Inthronisation des Herzogs auf dem karantanischen Herzogsstuhl. 

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Der "Herzogsstuhl", ein urtümlicher, wuchtiger Doppelthron aus Römersteinen, stammt aus dem 10. Jahrhundert. Er befindet sich noch heute an der Bundesstraße im Zollfeld bei Maria Saal - ein im deutschen Sprachraum einmaliges Monument der Rechtsgeschichte. Nach Ansicht mancher Forscher ist der Herzogsstuhl eine druidische Steinsetzung, da sich seine Position mithilfe von fünf regelmäßig angeordneten Berggipfeln bestimmen lässt. Bis 1597 wurde an dieser Stelle der Herzog von Kärnten wie oben erwähnt in sein Amt eingeführt, dort fanden auch Gerichtstage und Lehenzeremonien statt.