Dr. Bruno Kreisky-Gasse
Dr. Bruno Kreisky wurde als Sohn einer großbürgerlichen Familie am 22. Jänner
1911 in Wien geboren und starb hier am 29. Juli 1990. Als sozialdemokratischer Aktivist vom austrofaschistischen Regime abgeurteilt
und im Anhaltelager Wöllersdorf zusammen mit Nationalsozialisten interniert,
konnte er nach neuerlicher Verhaftung durch das NS-Regime im Herbst 1938
ausreisen. Er verbrachte die Kriegsjahre als Journalist in Schweden. Nach seiner Heimkehr war
der Diplomat Kreisky Staatssekretär, sieben Jahre Außenminister (1959-1966) und
dreizehn Jahre Bundeskanzler (1970-1983). Er wirkte nicht nur am österreichischen
Staatsvertrag mit, sondern trug als Vorsitzender der SPÖ entscheidend zur
Liberalisierung Österreichs bei (Lösung der Habsburgfrage, Überwindung des
Lagerdenkens etc.). Gleichzeitig gelang es ihm, Österreich auch außenpolitisch
neu zu positionieren (Vertiefung der Beziehungen zur arabischen Welt, Wien als
dritte UNO-Stadt). In seinen letzten Lebensjahren setzte er sich vor allem für
den Frieden im Nahen Osten ein und veröffentlichte autobiographische Schriften.
Dem international bekannten Staatsmann wurde am Zentralfriedhof ein schlichtes Ehrengrab mit ansprechender
abstrakter Symbolik errichtet. Als es darum ging, eine Straße nach Bruno Kreisky zu
benennen, entschloss man sich, der nur 70 Schritte messenden Verbindung vom
Ballhausplatz zum Minoritenplatz den Namen "Bruno Kreisky Gasse"
zu geben.
Wie man sich leicht denken kann, ist die Bekanntheit der nach Dr. Bruno Kreisky
benannten Gasse denkbar gering. Bei einer Repräsentativumfrage unter rund
500 Wienern konnten 5% den richtigen Ort nennen, weitere 6% tippten auf den
ersten Bezirk. 25% nannten einen falschen Ort und 63% gaben die Antwort "weiß
nicht".
=> Integral-Telefonumfrage Wien, 15.10.1993, n = 476.
Neben der Gasse in der Innenstadt trägt die Betonfläche vor dem Austria-Center
in der UNO-City die Bezeichnung "Bruno Kreisky-Platz". Die Entscheidung für diese beiden Verkehrsflächen mag vielen als eine sehr
bescheidene Erinnerung an einen Politiker erscheinen, der immerhin zwei Jahrzehnte an vorderster Stelle Regierungsverantwortung
getragen hat. Könnte es - ähnlich wie im Falle von Sigmund Freud - an der jüdischen
Abstammung Bruno Kreiskys liegen, dass sich die Nachwelt so zögerlich verhält?
Gegenüber der sogenannten "Kreisky-Villa", dem jahrelangen Wohnsitz
des Kanzlers und jetzigen Archiv in der Döblinger Armbrustergasse, findet sich
eine Bronzeskulptur:
Am 29. Juli 2005 wurde der frühere
St. Johanns-Park in Dr.-Bruno-Kreisky-Park umbenannt. Der Park liegt an der Ecke
Schönbrunner Straße-Margaretengürtel. Er befindet sich in unmittelbarer Nähe
des Geburtshauses des verstorbenen Politikers (5., Schönbrunnerstraße 122).
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