Das Denkmal gegen Krieg und Faschismus
Im Gegensatz zum "Staatsgründungsdenkmal" erhielt das mehrteilige, in
der zeit nach seiner Enthüllung heftig umstrittene Mahnmal von Alfred Hrdlicka
einen besonders prominenten Aufstellungsort, nämlich den Albertinaplatz direkt
hinter der Staatsoper. Das begehbare Monument wurde knapp vor Ende des
sogenannten "Bedenkjahres 1938-1988" am 24. November 1988 enthüllt.
Es besteht aus vier Teilen: durch das aus zwei Marmorblöcken bestehende
"Tor der Gewalt" gehend trifft man auf die aus Bronze gefertigte Figur
des "straßenwaschenden Juden". Dahinter folgt die Marmorskulptur
"Orpheus betritt den Hades", ein Werk Hrdlickas aus dem Jahr 1975. Den
Abschluss des "Gedenkplatzes" bildet der hochaufragende "Stein
der Republik", in welchen der Text der Unabhängigkeitserklärung vom 27.
April 1945 eingemeißelt ist.
Besonders die Figur des weniger als lebensgroßen, gekrümmt knienden und die
Straße reinigenden alten Mannes erregte die Gemüter der Wiener. Ein Grund dafür
war zunächst der Umstand, dass sich zahlreiche Touristen den Rücken der
Symbolgestalt zum Ausruhen oder zum Posieren für ein Erinnerungsphoto
aussuchten. Wenn dies auch meist arglos geschah - hier rächt sich wieder das
Fehlen einer erklärenden Tafel - so geriet es doch zum Ärgernis, weshalb die
Figur alsbald mit einer - ihr Elend noch steigernden - Stacheldrahtauflage
versehen wurde.
Ein weiterer Grund für die Ablehnung des Denkmals liegt in der Verewigung des
Bildes vom verfolgten, geknechteten und zum Untergang verurteilten Juden. Manche
hätten an Stelle dieser Darstellung wohl lieber ein Symbol der Überwindung von
Verfolgung und Tod gesehen. Der bekannte Bildhauer hält dieser Ansicht
entgegen, dass nur die fortdauernde Provokation den schläfrigen Geist des Österreichers
aus seiner Lethargie zu wecken vermag.
Jedenfalls ist die in Stein gehauene und so im Stadtzentrum auf Dauer präsente
Unabhängigkeitserklärung ein wichtiges Symbol für die Eigenständigkeit Österreichs.
Dass man auf sie durch ein "Tor der Gewalt" zuschreitet, vorbei an
einem Sinnbild für eine der größten Tragödien der Menschheitsgeschichte, in
welche Österreicher als Täter und Opfer gleichermaßen verwoben waren, ist ein
gelungenes künstlerisches, politisches und volksbildnerisches Konzept. Insofern
vermag die halb figürliche, halb abstrakte Darstellungsweise des
Hrdlicka-Denkmals zweifellos eine größere Wirkung auszuüben als die abstrakte
Ästhetik des Denkmals im Schweizergarten.
Das Denkmal steht an jenem Ort, an dem sich bis zu einem Bombenangriff am 12. März 1945 der feudale Philipphof befand. Die Trümmer
begruben eine große Anzahl von Menschen, die sich damals in den Keller des Gebäudes
geflüchtet hatten. Die Ruine wurde ohne Exhumierung der Bombenopfer am 24.
Oktober 1947 durch Sprengung eingeebnet. Eine Tafel im Boden vor dem Denkmal
weist auf diesen Umstand hin. Etwas abseits finden sich weitere Tafeln mit
detuschen und englischen Erläuterungen zum Denkmal - eine begrüßenswerte
Ausnahme.
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