Denkmäler - Symbole aus Stein und Bronze

Es gibt nichts auf der Welt, was so unsichtbar wäre wie Denkmäler Robert Musil.

Österreich - und besonders Wien - ist mit Denkmälern reich gesegnet. Allein in der Bundeshauptstadt werden an die 450 gezählt. Das hängt erstens damit zusammen, dass unser Land - zumindest bis zum Zweiten Weltkrieg - überproportional viele Musiker und Literaten, Künstler und Wissenschaftler, Forscher und Techniker hervorgebracht hat, die es verdienen, der Nachwelt durch eine figürliche oder abstrakte, jedenfalls aber dauerhafte Darstellung in Erinnerung gebracht zu werden. Der Bauboom der Ringstraßenzeit - die Zeit zwischen 1850 und 1918 - führte zur Errichtung besonders vieler derartiger Andenken.
Zweitens aber steht hinter der großen Zahl von steinernen oder ehernen Denkmälern und Monumenten - Kriegerdenkmäler und Grabdenkmäler dabei nicht eingerechnet - auch der Hang des Österreichers zum nostalgischen Rückblick und zur narzisstischen Selbstbeschau. 

Die Eitelkeit des Österreichers kommt unter anderem in seiner Titelsucht zum Ausdruck - diese ist in ihrer Beständigkeit bis ins Zeitalter der elektronischen Datenverarbeitung hinein weltweit ein Unikum. Sie paart sich besonders im Osten Österreichs mit Neid und Missgunst gegenüber dem anderen - vor allem gegenüber dem Konkurrenten - um freilich unmittelbar nach dessen Tod in oft geradezu liebevolle Verehrung umzuschlagen. So könnte man sozialpsychologisch erklären, warum es in Wien so viele Denkmäler gibt.

Es kann nicht Aufgabe dieses Texte sein, über die Denkmäler Österreichs im allgemeinen zu berichten. Denkmäler und Monumente sollen hier nur insofern Erwähnung finden, als sie tatsächlich etwas symbolisieren, das mit der österreichischen Identität als einem (gesamt)staatlichen Phänomen zu tun hat. Denkmäler für Beiträge zum kulturellen Selbstverständnis Österreichs - wie sie von Mozart bis Grillparzer und von Abraham a Sancta Clara bis Fritz Wotruba immer wieder geleistet wurden, können nicht berücksichtigt werden, obwohl man sich immer wieder darüber im klaren sein muss, dass der Begriff "Österreich" in der Welt mit nichts mehr identifiziert wird als mit Mozart und Strauß, mit den Lipizzanern und mit der Trapp-Familie.

Bei der näheren Beschäftigung mit Denkmälern und Monumenten fällt insgesamt auf, dass es so etwas wie eine "Denkmalpädagogik" in Österreich nicht gibt. Nur in Einzelfällen erfährt der Betrachter, was die durch das Denkmal geehrte Person zu ihren Lebzeiten auszeichnete, wer der Gestalter des Denkmals war und worum es ihm dabei vor allem ging. 

Der Verfasser hat vor vielen Jahren dem damaligen Bürgermeister der Stadt Wien, Dr. Helmut Zilk, den Vorschlag unterbreitet, durch einheitliche Metalltäfelchen den wichtigsten Denkmälern Erklärungen beizugeben. Ähnlich wie es Parkbänke gibt, die von privaten oder öffentlichen Sponsoren mitfinanziert werden, könnte man auch die
Erläuterung von Denkmälern an Ort und Stelle mit dem Beitrag namentlich genannter Spender finanzieren.

Im folgenden werden die Denkmäler und Monumente, die sich durch hohen Symbolwert für die österreichische Identität auszeichnen, in der chronologischen Reihenfolge ihrer Errichtung behandelt. Unsere Ausführungen stützen sich vor allem auf die Standardwerke:

-->Felix Czeike, Das Große Wien Lexikon, Molden, Wien, 1974, 

-->N. Nemetschke/G.J.Kugler, Lexikon der Wiener Kunst und 
Kultur, Ueberreuter, Wien, 1990. 

-->Gerhardt Kapner, Freiplastik in Wien, Jugend und Volk, Wien, 
1970


Fürstenstein und Herzogsstuhl

Der so genannte "Fürstenstein", die umgestülpte Basis einer ionischen Säule aus der Römerzeit, wurde in der Nähe von Karnburg bei Maria Saal in Kärnten gefunden und befindet sich nun im Museum von Klagenfurt. 

Bei Karnburg, am Südende des Zollfeldes, lag ein zentraler Ort des Karantanischen Reiches, das die Alpenslawen nach der Völkerwanderung um 590 errichtet hatten und bis 740 aufrechterhalten konnten. Karnburg war vom 7. bis 11. Jahrhundert ein Hauptort des Kärntner Herzogtums und verfügte über eine Kaiserpfalz. Die Pfarrkirche von Karnburg wurde vermutlich um 750 unter Verwendung römischen Baumaterials als Pfalzkirche errichtet. 

Die altslawisch-bäuerliche Herzogseinsetzung auf dem Fürstenstein ging so vor sich, dass der Älteste des dazu privilegierten bäuerlichen Geschlechts ("Herzogbauer", "Edlinger") auf dem Säulenstumpf Platz nahm. Der vom Adel geleitete künftige Herzog wurde sodann in bäuerlichen Kleidern zusammen mit einem Pferd und einem Stier zum Stein gebracht. Der Bauer fragte "in windischer Rede", wer der Ankömmling sei, ob er christlichen Glaubens sei, ein gerechter Richter, Schützer der Witwen und Waisen und Schirmherr der Kirche - ob er also wert sei, auf dem Fürstenstein zu sitzen. Nachdem die Begleiter des Fürsten dessen gute Eigenschaften beeidet hatten, wechselt der Fürst mit dem Bauern Platz, der Pferd und Stier an sich nimmt und Abgabenfreiheit für seinen Hof erhält. Der Herzog schwingt sodann das blanke Schwert nach allen Richtungen zum Zeichen, dass er allen ein gerechter Richter sein werde. Er schwört, den Frieden zu wahren und am rechten Glauben festzuhalten. Nach dieser sehr bodenständigen Lehenszeremonie holt sich der Herzog die Segnung der Kirche in Maria Saal. Erst dann erfolgt die Einkleidung und Inthronisation des Herzogs auf dem karantanischen Herzogsstuhl. 

@ eig Photo Banknote

Der "Herzogsstuhl", ein urtümlicher, wuchtiger Doppelthron aus Römersteinen, stammt aus dem 10. Jahrhundert. Er befindet sich noch heute an der Bundesstraße im Zollfeld bei Maria Saal - ein im deutschen Sprachraum einmaliges Monument der Rechtsgeschichte. Nach Ansicht mancher Forscher ist der Herzogsstuhl eine druidische Steinsetzung, da sich seine Position mithilfe von fünf regelmäßig angeordneten Berggipfeln bestimmen lässt. Bis 1597 wurde an dieser Stelle der Herzog von Kärnten wie oben erwähnt in sein Amt eingeführt, dort fanden auch Gerichtstage und Lehenzeremonien statt. 


Der Lindwurm von Klagenfurt

Nach der Sage hauste in den sumpfigen Niederungen zwischen Drau und Wörthersee ein grässliches Untier, das Menschen und Tiere verschlang. Seinem wilden Treiben konnte nur durch eine List Einhalt geboten werden: Mutige Männer errichteten am Rande des Sumpfes einen festen Turm und befestigten daran einen fetten Stier mit einem gewaltigen Widerhaken an einer langen Kette. Als der Drache den Stier verschlingen wollte, grub sich der Widerhaken in seinen Rachen und die herbeieilenden Männer konnten das Untier mit Keulen erschlagen.

Seit 1268 sind Turm und Lindwurm im Stadtwappen von Klagenfurt nachgewiesen. Die berühmte Lindwurmskulptur am Neuen Platz wurde 1590 von Ulrich Vogelsang, dem Bildhauer und Baumeister, der das Landhaus vollendete, aus einem einzigen Chlorschieferblock geformt und nach seinem Tod von seinem Bruder Andreas vollendet. 1593 beförderten 300 weiß gekleidete Jünglinge die Figur an ihren Standplatz. Damit wurde der Sage, die an die Urbarmachung des Sumpfgebietes erinnert, ein bleibendes Denkmal gesetzt. 

Der Lindwurm findest sich sowohl im Stadtwappen von Klagenfurt wie in jenem von Ljubljana/Laibach. 

@ Denkmäler und Wappen hot


Das Grabmal Kaiser Maximilians I.

Das als größtes Kaisergrab des Abendlandes von Maximilian I. selbst konzipierte Grabmal in der von seinem Enkel Ferdinand I. eigens dafür errichteten Innsbrucker Hofkirche ist ein Kunstwerk besonderer Art.

Maximilian I. hatte sich vorgenommen, das Haus Habsburg über seinen Tod hinaus in seiner Gesamtheit zu glorifizieren, es von heidnischen Kaisern und sagenumwobenen Königen wie Artus, Theoderich, Chlodwig oder Karl dem Großen herzuleiten und mit Heiligengestalten aus der eigenen Familie zu schmücken. Von dem weit über die Kräfte des Kaisers gehenden Konzept wurden in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts 23 Statuetten der Sippenheiligen, 18 Büsten der römischen Kaiser und 28 überlebensgroße Bronzestatuen der habsburgischen Vorfahren fertiggestellt. Federführend war der Bildhauer Gilg Sesselschreiber, doch wirkte auch Albrecht Dürer an einigen Statuen mit. Die eindrucksvollen Statuen mit ihren deutlichen Wappenschildern zeigen den Übergang von der Gotik zur Renaissance. Der hohe Sarkophag mit der darauf knienden Statue des Kaisers ist leer - Maximilian I. liegt in der St. Georgskapelle in Wiener Neustadt begraben. 

Eig. Photo


Die Kapuzinergruft

Der Bau einer kaiserlichen Gruft wurde 1618 von Kaiser Matthias angeordnet und 1622 begonnen. Die Gruft wurde 1710 von Lukas v. Hildebrand erweitert und 1753 eine zweite Grablege für das Haus 
Habsburg-Lothringen errichtet. 1824 wurde festgestellt, dass sich die Kapuzinergruft an der Stelle einer altrömischen Begräbnisstätte befindet. Seit 1633 wurden die Habsburger Herrscher und ihre Angehörigen mit wenigen Ausnahmen in dieser Gruft bestattet: 144 Leichname, darunter 12 Kaiser und 16 Kaiserinnen, ruhen unter der Kapuzinerkirche am Neuen Markt in Wien. Genauer gesagt: ihre exenterierten Leiber, denn von den meisten Verstorbenen werden die Herzen in Silberbechern im "Herzgrüftl" zu St. Augustin, Gehirn, Augen und Eingeweide aber in Urnen in den Katakomben von St. Stephan aufbewahrt. Dieses aus Spanien stammende Begräbniszeremoniell wurde im 17. Jh. eingeführt. 

-->Vergleiche hiezu und zu diversen anderen, insbesondere nekrophilen 
Eigenheiten Österreichs Gerhard Roth, Eine Reise in das Innere von 
Wien, Frankfurt/Main, 1991, 22 und passim

-->Magdalena Hawlik-van de Water, Die Kapuzinergruft, Herder, Wien, 1987.

Zunächst sollten die Sarkophage in barocker Prunkentfaltung den Ruhm der Herrscher perpetuieren: "MANET AETERNUM DIADEMA MONARCHIAE" steht auf dem Sarg Leopolds I. zu lesen. Ab Joseph I., der in einem schlichten Sarg vor dem Prunksarg seiner Eltern ruht, wird der Glanz der Kaisergruft blasser. Dennoch übt die Begräbnisstätte der Habsburger bis auf den heutigen Tag eine unglaubliche Anziehungskraft aus - wohl als "Symbol einer Herrschermacht, die die eigene Vergänglichkeit mit Schönheit bekleidete "(M. Hawlik) und "Saturnalien des Todes" (Hilde Spiel) abhielt. 

Am berühmtesten ist die reiche Symbolik des Prunksarkophags von Karl VI. (1685-1740). Das 1751 von B.F. Moll vollendete Kunstwerk wird von vier Löwen getragen. Es zeigt an den Ecken die Wappenschilder des hl. römischen Reiches, Kastiliens, Böhmens und Ungarns, die von je einem Totenkopf (häufigstes Vanitas-Symbol) mit Krone überhöht werden.

@ Photos des Sarkophags und des berühmten Totenkopfes

Beinahe die ganze vordere Längsseite des Zinnsarkophags nimmt ein Reliefbild der Schlacht von Saragossa (20. August 1717) ein, darunter der Doppeladler mit der Rudolfskrone samt Szepter und Schwert. Oben auf dem Sarg hält eine trauernde AUSTRIA (kenntlich am Bindenschild) zusammen mit einem Genius das lorbeerbekränzte Medaillonbild des Kaisers über einer Weltkugel. Dieses wiederum wird bekrönt von einem fünfzackigen Stern auf einer Wolke, umgeben von der sich selbst verzehrenden Schlange, dem Symbol der Ewigkeit. Tritt das bei uns seltene Sternensymbol rein zufällig gleichzeitig mir der Freimaurer-Bewegung und dem Einsetzen der Aufklärung in Österreich auf? 


Um den Reigen der österreichischen Symbole voll zu machen, liegen links auf einem Polster Erzherzogshut, Szepter, Schwert und das goldene Vlies, rechts Reichsapfel, Streitkolben und ein Manipel als Zeichen der Würde des römischen Imperators. 

Das Symbol der sich selbst verzehrenden Schlange mit dem Stern krönt auch den Sarg der Gattin Karls VI., Elisabeth Christine, der Mutter Maria Theresias. Dieser Sarkophag wird aber von vier Adlern getragen und seine Ecken laufen in vier Genienköpfe mit verhülltem Antlitz wie am Grab der Hemma von Gurk aus. Auch auf diesem Sarg ruhen vier Kronen: links die Rudolfskrone und die Krone Spaniens, rechts die Wenzels- und die Reichskrone.

Der Doppelsarkophag von Franz Stephan von Lothringen und Maria Theresia wurde schon 16 Jahre vor dem Tod der Kaiserin vom selben Künstler nach genauen Anweisungen der Herrscherin angefertigt. Er zeigt das sich aufrichtende Kaiserpaar - auferweckt durch den Schall der Posaune, die ein Genius mit der Sternenkrone eben abgesetzt hat. Die linke Hand der Kaiserin umfasst ein Schwert, Kaiser und Kaiserin ergreifen das Szepter. Der Sarg ist umgeben von vier trauernden Genien, die folgende Wappen und Kronen halten:

Das kaiserliche Wappen und die Reichskrone,
das Wappen Ungarns und die Stephanskrone.
das Wappen Jerusalems mit einem dornengekrönten Helm,
das Wappen Böhmens und die Wenzelskrone.

An der Schmalseite zu Häupten finden sich Inschriften, bekrönt vom Erzherzogshut Rudolfs IV., des Stifters, (Maria Theresia ließ ja den Klosterneuburger Erzherzogshut von 1616 links liegen und griff auf den "ächten" Erzherzogshut zurück!) und der lothringischen Krone.
Das Fußende des letzten barocken Repräsentationssarkophags ziert ein Totenkopf, der mit der rudolphinischen Hauskrone geschmückt ist. 

Vor dem Sarkophag von Vater und Mutter steht der Sarg des Sohnes - des Reformkaisers Joseph II. - in zur Schau gestellter Askese: wie zum Protest gegen die barocke Pracht der Eltern ein einfacher Kupfersarg, nur verziert mit einem Kleeblattkreuz und eine Inschrift tragend. Spätere Särge trugen dann wieder Kronen, während der Sarkophag Franz Josephs I., auf hohem weißem Marmorsockel ruhend, völlig schmucklos ist - wohl als Symbol der Einsamkeit und Entrücktheit des "alten Kaisers". Am Kopfende des Sockels findet sich ein Porträt Franz Josephs - ein Werk von Heinrich Deutsch, dem Wiener Bildhauer, der das sogenannte Staatsgründungsdenkmal schuf. 

Die Schlüssel zu den Holzsärgen der Habsburger befinden sich in einem eigenen Schrein in der Geistlichen Schatzkammer.

Die fortdauernde symbolische Bedeutung der habsburgischen Nekropole im Zentrum von Wien wurde beim Begräbnis der letzten österreichischen Kaiserin Zita am 1.4.1998 wieder deutlich. Das laut M. Hawlik (a.a.O., 24) ohne schriftliche Quellen legendenhaft überlieferte Zeremoniell der dreifachen Bitte um Einlass wurde ausgiebig zelebriert und über das Fernsehen einer nekrophil-nostalgischen österreichischen Öffentlichkeit bewusst gemacht. 

Es ist das Verdienst von Magdalena Hawlik-van de Water, an die 
80 verschiedene Symbole isoliert zu haben, die sich an den Sarkophagen der Kapuzinergruft befinden (a.a.O., 272 ff). Es würde hier zu weit führen, sie zu kommentieren. Sie bilden jedoch integrierende Bestandteile der "Pietas Austriaca" und der besonders dem Wiener eigenen pseudo-barocken Begräbnis- und Friedhofskultur. 



Pestsäule (Der Heiligen Dreifaltigkeit gewidmete Gedenksäule)

Es scheint nicht recht einsichtig zu sein, warum die am Wiener Graben befindliche Pestsäule zu den Symbolen Österreichs gezählt werden soll, ist ihr vornehmlich religiöser Charakter doch sehr augenscheinlich. Dennoch rechtfertigt der vielschichtige Sinngehalt des Monuments eine kurze kunstgeschichtliche Betrachtung auch an dieser Stelle. 

Aufgrund eines Gelübdes, das Kaiser Leopold I. noch während der Pestepidemie 1679 abgelegt hatte, wurde der Heiligen Dreifaltigkeit, Schützerin gegen die Pest, zunächst eine Holzsäule errichtet, auf deren Sockel acht Engel standen.1682 erneuerte der Kaiser sein Versprechen und 1693 war das Werk vollendet: an die Stelle der hölzernen trat eine Säule aus weißem Untersberger Marmor, deren Entwurf von Matthias Rauchmiller stammte und an der auch Johann Bernhard Fischer von Erlach mitwirkte. Die Grundform ist ein Dreieck mit nach innen gebogenen Kanten und abgestumpften Ecken. Daraus entsteht eine Pyramide, die die eigentliche Säule trägt. Je zwei große Reliefs sind den drei Personen der Dreifaltigkeit gewidmet und zeigen neben biblischen Szenen das Wüten der Pest in Wien. Auf dem Pfeiler, der Gott Vater gewidmet ist, befindet sich das Wappen des römisch-deutschen Kaisertums, auf jenem, der dem Sohne zugehört, das Wappen Ungarns mit den Ländern der hl. Stephanskrone. Schließlich trägt der Pfeiler des Heiligen Geistes die Wappen der Länder der Wenzelskrone. 

Dreifaltigkeit und "dreigestaltige" irdische Herrschaft der Habsburger werden hier also in jener für das barocke Österreich so typischen Weise verwoben. Nach der Niederringung der Türken wurde ja Josef, der Sohn Leopolds I., zum ersten erblichen König von Ungarn aus dem Stamme Habsburg gewählt. An die Stammlande des Habsburgerreiches erinnern weiters die Wappen von Österreich unter und ober der Enns an der 
Westseite der Pyramide. Bemerkenswert sind schließlich die Proportionen der Plastiken: die dem Auge des Betrachters näheren Reliefs sind zarter, die weiter oben stehenden Figuren sind wuchtiger ausgeführt. 

Das ikonographische Programm der Pestsäule mit dem Hauptmotiv der Dreieinigkeit und dem knienden Kaiser, dessen Insignien - als von Gott gegeben - von Engeln getragen werden, ist Ausdruck der "Pietas Austriaca", jener besonderen "Staatsfrömmigkeit" der österreichischen Herrscher, die immer auch politische Aspekte enthielt: 

Die als Strafe für ein sündiges Leben empfundene Pest wird mit Hilfe der Dreifaltigkeit, in welcher Gott Richter und Erlöser zugleich ist, überwunden. Gleichzeitig signalisiert die Betonung der Dreieinigkeit jedoch den Unterschied zum nicht-trinitarischen Glauben des niedergerungenen Islams und stellt so auch eine Warnung an im Rahmen der Reformation mancherorts aufgekommene anti-trinitarische Sekten dar. 

-->Anna Coreth, Pietas Austriaca, Verlag für Geschichte und 
Politik, Wien, 1959, 15 f.


Der Vermählungsbrunnen

Kaiser Leopold I. hatte 1702 gelobt, eine Säule zu Ehren des hl. Josef zu errichten, wenn sein Sohn Josef I. nach der Bezwingung der Festung Landau glücklich aus dem Spanischen Erbfolgekrieg zurückkehren würde. Der sogenannte Vermählungs- oder Josefsbrunnen auf dem Hohen Markt in Wien ist gewidmet "Dem von Gott durchdrungenen und aus Davids Stamme entsprungenen Josef, dem Manne der in Gott reinen Jungfrau, dem Nährvater Christi, dem stets gegenwärtigen Schutzpatron von Österreich." Er wurde an Stelle einer zunächst erbauten hölzernen Säulenkonstruktion errichtet und am 14. April 1732 eingeweiht.

Seither beherrscht er den Platz, der als ältester Wiens gilt, jenen Ort, an welchem das Prätorium stand, der Palast des römischen Militärkommandanten, in welchem sich Kaiser Marc Aurel längere Zeit aufhielt und wo er 180 n. Chr. starb. 

Der Entwurf stammt von Joseph Emanuel Fischer von Erlach, die Figuren wurden von Antonio Corradini geschaffen. Das aus vier im Trapez angeordneten korinthischen Säulen und einem bronzenen Baldachin bestehende Monument überdacht die Trauung von Josef (kenntlich an dem erblühenden Stab) und Maria (die guter Hoffnung ist) durch den Hohepriester. Vier anmutige Engel an den Säulen scheinen die Botschaft von der Vermählung der Welt zu verkünden, drei tragen Rosen einer hält einen Trauring. Über dem Baldachin schwebt der heilige Geist in der bekannten Symbolgestalt der Taube. Am Rundsockel Darstellungen der Anbetung der Könige, Christi Geburt und Darbringung im Tempel. Die vier Urnen mit Widderköpfen werden als Symbole für das Opfer Abrahams gedeutet, der seinen Sohn hingeben wollte, schließlich aber doch nur das Brandopfer eines Widders zu bringen hatte.

Ein vergoldetes Wappen schmückt das von zwei Brunnenbecken (sie erinnern wohl an die an dieser Stelle endende Hernalser Wasserleitung von 1564) flankierte Monument. 

Eig. photo

Das Kaiser-Joseph-Denkmal

An den großen Reformer auf dem Kaiserthron, Joseph II. (1741-1790), erinnert ein nach dem Vorbild der Statue von Marc Aurel am Capitol in Rom gestaltetes Reiterstandbild. Es steht auf dem nunmehr autofreien Wiener Josephsplatz, einem der schönsten Plätze der Stadt. Die Bronzestatue wurde von Franz II., dem Neffen Josephs, bei Franz Anton Zauner in Auftrag gegeben. Das Denkmal wurde am 3. November 1807 enthüllt. Die Widmung trägt jedoch die Jahreszahl 1806, weil der Auftraggeber in diesem Jahre noch beide Kaisertitel trug. Die Inschrift bestätigt Joseph II., dass er "dem öffentlichen Wohl zwar nicht lange, aber ganz lebte." Sein Leben und Wirken wird in insgesamt 16 detailreichen Medaillons dargestellt. Zwei bronzene Reliefs illustrieren die Förderung von Ackerbau und Handel durch den Herrscher. Das Denkmal fügt sich sehr harmonisch in die Proportionen des Platzes. 

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Der Austria-Brunnen

1846 stiftete die Wiener Bürgerschaft den Austria-Brunnen auf der Freyung. Die hochaufragende Bronzestatue der Austria - im Krönungsmantel, am Haupt über dem offenen Haar die bürgerliche Stadtmauerkrone, in der Linken eine Lanze und in der Rechten den Schild mit dem kaiserlichen Doppeladler - steht auf einer astwerkgeschmückten Säule, zu ihren Füßen vier Flussgottheiten, eine davon männlich. Sie stellen die Hauptflüsse der Monarchie dar: Elbe und Weichsel, Donau und Po. Diese vier Ströme, die in vier verschiedene Meere fließen, symbolisieren auch die vier großen Sprachgruppen des Habsburgerreiches: Germanen und Slawen, Ungarn und Italiener. Die Grundform des Brunnens, das vierblättrige Kleeblatt, könnte als Symbol für Österreichs Glück gemeint gewesen sein ("Bella gerant alii, tu felix Austria nube...").

Die von Ludwig Schwanthaler gestalteten Figuren wurden von Ferdinand Miller in München gegossen. Angeblich wurden in der Statue auf ihrem Weg von München nach Wien Zigarren geschmuggelt, die sich noch immer in der Bronzeplastik befinden sollen, weil diese so schnell aufgestellt wurde, dass der Schmuggler keine Gelegenheit mehr hatte, das Schmuggelgut zu entfernen. 

In der Zeit des Ersten Weltkrieges taucht die Allegorie der AUSTRIA sehr oft zusammen mit der ihr sehr ähnlich gestalteten GERMANIA auf. Beide gehen offenbar auf dasselbe antike Vorbild zurück. 

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Wenig bekannt ist, dass sich in einem Hof des Justizpalastes eine AUSTRIA-Statue von Edmund v. Hellmer befindet. Sie stand vor dem Umbau des Justizpalastes nach dem Brand vom 15. Juli 1927 in einer Nische des Mittelrisalits. Hellmer schuf auch die VINDOBONA an der Rückseite des Rathauses und die plastische Gruppe um Kaiser Franz Joseph I. im Giebel des Parlaments. 

Eine der eindrucksvollsten Darstellungen der Allegorie der AUSTRIA findet sich auf einem 1710 von Antonio Beduzzi (1675-1735) geschaffenen Fresco an der Decke des großen Sitzungssaales des 1586 fertiggestellten Niederösterreichischen Landhauses in der Wiener Herrengasse. Der aus Bologna stammende Beduzzi war Maler und Theateringenieur. Von ihm stammte das erste Kärntnertortheater. Während das Landhaus in Klagenfurt in seinem Schmuck auf die Herzogseinsetzung Bezug nimmt, jenes in Innsbruck auf die Landschaft und jenes in Graz auf die Vorzüge des Friedens, steht in Wien das österreichische Kernland im Mittelpunkt, dessen glanzvolle Allegorie über die ganze Welt ausstrahlt - den kaiserlichen Doppeladler zur Seite und den österreichischen Herzogshut zu ihren Füßen. So steht das niederösterreichische Landhaus nicht im Gegensatz zum Herrscherhaus, sondern bildet selbst ein Zentrum, von welchem der Name der Dynastie ausstrahlt. In der Geschichte der Republik Österreich spielte der große Sitzungssaal des Landhauses zweimal eine große Rolle: am 30. Oktober 1918 tagte hier der Staatsrat, am 24. September 1945 die erste gesamtösterreichische Länderkonferenz.

Auch im Heeresgeschichtlichen Museum befindet sich eine imposante Darstellung der AUSTRIA.


Das Kaiser-Franz-Denkmal

An Franz II. (geboren 1768 in Florenz), römischer Kaiser 1792-1806, als Franz I. österreichischer Kaiser 1804-1835, erinnert ein 1846 im äußeren Burghof enthülltes Denkmal von Pompeo Marchesi. Es wurde in Mailand gegossen und von acht Paar Ochsen und neun Paar Pferden in 
33 Tagen aus der Lombardei nach Wien gebracht. Der Schöpfer des österreichischen Staatsgedankens im juristischen Sinn, der seine Länder 43 Jahre regierte, ist in Imperator-Pose mit Lorbeerkranz und Toga dargestellt, umgeben von den steif aufrecht sitzend dargestellten Allegorien des Glaubens, der Stärke, des Friedens und der Gerechtigkeit sowie von acht Reliefs mit den Tätigkeiten des Volkes. Im Volksmund sind die vier Gestalten Frauen, die den Tod des Kaisers beweinten. Als der Nachfolger des toten Kaisers, Ferdinand, sie ansprach und sagte, "Weint nicht, es wird sich nichts ändern!", hätten sie angeblich geantwortet: "Genau deshalb weinen wir ja, Majestät!". Das Denkmal trägt die Inschrift "Amorem meum populis meis" - ein Wort aus dem Testament des Kaisers. 

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Der Löwe von Aspern

Zum Andenken an die Gefallenen der Schlacht bei Aspern, bei der Erzherzog Carl am 21./22.5.1809 einen ersten Sieg über Napoleon erringen konnte, schuf Anton Dominik v. Feinkorn 1858 einen Löwen aus Sandstein. Vor der dem hl. Martin geweihten Kirche auf einem Steinsockel mit Eichenlaubgirlande liegend, hält das sterbend dargestellte Tier zwischen den Vorderpranken einen napoleonischen Adler und einen mit "N" geschmückten Kürass. Der Löwe liegt auf einem Imperatorenmantel, links neben ihm ein Feldzeichen. Hinter dem linken Schulterblatt unterhalb der Mähne sieht die Schwertspitze, die den Löwen durchbohrt hat, heraus.

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Das Tegetthoff-Denkmal

Die zentrale Persönlichkeit, ja Symbolfigur, für Österreichs Präsenz am Meer war Admiral Wilhelm v. Tegetthoff (1827-1871), der Sieger von Helgoland (am 9.5.1864 mit Preußen im Krieg gegen Dänemark, letzte Schlacht mit Holzschiffen) und Lissa (am 20.7.1866 gegen eine italienische Übermacht im Krieg gegen Preußen, erste Seeschlacht mit Panzerschiffen). Das von Carl Kundmann und Carl v. Hasenauer geschaffene Denkmal für den Begründer der Seemacht der Donaumonarchie sollte zunächst vor der Votivkirche stehen, wurde aber nach langem Hin und Her am 21. September 1886 am Wiener Praterstern enthüllt.

Die 16 m hohe Marmorsäule auf hohem Sockel ist der Triumphsäule des antiken Seehelden, der COLUMNA ROSTRATA, nachgebildet. Das Monument insgesamt lässt deutlich seine Verwandtschaft mit der Vendome-Säule für Napoleon und der Trafalgar-Säule für Nelson erkennen. Im Volksmund wurde gewitzelt, es handle sich um das Denkmal für den Erfinder des Kleiderständers. 

Das Tegetthoff-Denkmal würde sich größerer Aufmerksamkeit für seinen Symbolreichtum erfreuen, stünde es nicht inmitten des verkehrsreichen Pratersterns. Das Standbild des in Admiralsuniform dargestellten Seehelden wirkt trotz seiner weit übermannshohen Größe von dreieinhalb Meter wegen seiner luftigen Höhe nicht plump. Die Säule trägt drei nach unten größer werdende Paar Schiffsschnäbel mit Siegesgöttinnen als Galionsfiguren. Zwei detailreiche Sockelgruppen stellen von kraftvollen Seepferden gezogene und über das Meer dahinrasende Kriegsfahrzeuge dar, zur Linken des Admirals von einer kämpfenden, zur Rechten von einer siegenden Schlachtengöttin gelenkt. Die kämpfende Meeresgöttin erscheint als geflügelte Austria mit dem Doppeladler auf dem Schild und einem zum Flug bereiten Drachen auf dem Helm. Das edle Antlitz der siegenden Meeresgöttin strahlt die erhabene Ruhe des eben errungenen Friedens aus, während sie als geflügelte Viktoria den Lorbeerkranz überreicht. An beiden Kampfwagen sind die Deichseln als Panzerwidder ausgebildet und symbolisieren damit die Rammstöße, mit welchen Tegetthoffs "Ferdinand Max" den "Re d'Italia" vor Lissa in den Grund bohrte. Zwei Tafeln mit den Daten der beiden oben genannten Seeschlachten werden von Tritonen gehalten, die, auf Muschelhörnern blasend, den Ruhm des Admirals gleichsam nach allen Windrichtungen verbreiten. Neben allerlei Seegetier trägt das Denkmal noch jede Menge an Schiffsgerät, ohne überladen zu wirken. 


Das Maria-Theresien-Denkmal

Das Denkmal für Maria Theresia (1717-1718) zwischen den beiden großen Ringstraßenmuseen gilt als das imposanteste Monument der plastischen Kunst Wiens. Es stammt von Kaspar v. Zumbusch, der dreizehn Jahre an den Bronzestatuen der Herrscherin, ihrer Feldherren und Berater (von Daun und Kaunitz bis van Swieten und Sonnenfels) sowie bedeutender Künstler (Gluck, Haydn und Mozart als Kind) gearbeitet hatte, ohne dass das Endprodukt zu jener vollen Harmonie gefunden hätte, die man sich im Andenken an die Herrscherin wünschen würde. Die Architektur des insgesamt 20 m hohen Monuments, auf dem Maria Theresia etwas übergewichtig mit grüßender Gebärde thront, hat Carl v. Hasenauer geschaffen. 

Das Denkmal wurde am 13. Mai 1888, dem Geburtstag Maria Theresias, enthüllt. 

Maria Theresia, die aufgrund der Pragmatischen Sanktion ihres Vaters, Karl VI., von 1740 bis 1780 regierte, verkörperte den Übergang von der vormodernen, von barocker Frömmigkeit und barockem Gepränge geprägten Zeit in die vernunftbestimmte Periode der Aufklärung. Maria Theresia schuf den zentral verwalteten österreichischen Beamtenstaat und veranlasste zahlreiche Reformen, darunter die Einführung der Pflichtschule, die Verbesserung des Gesundheitswesens und die Abschaffung der Folter. Sie ist zusammen mit ihrem Gemahl, Franz Stephan von Lothringen (1708-1765), in einem Prunksarg in der Kapuzinergruft bestattet. Ihre bis heute ungebrochene Strahlkraft als volkstümlich-mütterliche Regentin verdankt die Mutter von 16 Kindern ihrem ausgeprägten Gerechtigkeitsgefühl, ihrer natürlichen Anmut, ihrem eisernen Willen und nicht zuletzt dem Umstand, dass sie Zeit ihres Lebens den Wiener Dialekt sprach. Zusammen mit Franz Joseph I. gehört sie zu jenen Herrschergestalten, die dem Österreicher als erstes einfallen, wenn er Namen von bedeutenden Persönlichkeiten aus der österreichischen Geschichte nennen soll. Insoferne sind beide geradezu Symbole Österreichs geworden. 


Das Radetzky-Denkmal

Vor dem Regierungsgebäude am Stubenring, dem ehemaligen Kriegsministerium und späteren Sitz des reichsdeutschen "Wehrkreiskommandos" steht das Reiterdenkmal von Feldmarschall Johann Joseph Wenzel Graf Radetzky von Radetz. Radetzky, der bekannteste österreichische Heerführer, wurde am 2. November 1766 in Trebnice (Böhmen) geboren und starb am 5. Jänner 1858 in 
Mailand. Die von Kaspar v. Zumbusch geschaffene Reiterstatue stand seit 1892 vor dem früheren Kriegsministerium am Hof. 1907 entstand der Plan, sie auf den Schmerlingplatz zu transferieren, doch wurde sie schließlich 1912 am Stubenring aufgestellt. 

Das insgesamt relativ einfach ausgeführte Denkmal, das den Leistungen des Feldmarschalls für sein Vaterland nicht wirklich gerecht wird, trägt über einem schönen Doppeladler auf einem Blitzbündel das geflügelte Wort: "In deinem Lager ist Österreich". Es stammt von Franz Grillparzer. Dieser hatte sich durch ein Gedicht, das er im Juni 1848 mit dem Titel "Feldmarschall Radetzky" schrieb, bei der Armee beliebt gemacht. Hier die erste und die siebente der neun Strophen:

"Glück auf, mein Feldherr, führe den Streich!
Nicht bloß um des Ruhmes Schimmer, 
In deinem Lager ist Österreich, 
Wir andern sind einzelne Trümmer.
... 
Die Gott als Slaw' und Magyaren schuf, 
Sie streiten um Worte nicht hämisch;
Sie folgen, ob deutsch auch der Feldherrnruf,
Denn: Vorwärts! ist ungrisch und böhmisch.
..."

Radetzky war unter fünf Kaisern fast dreiundsiebzig Jahre lang Soldat gewesen. Als Berufsoffizier hatte er noch unter Laudon den letzten Türkenkrieg (1788/89) mitgemacht und gegen die französischen Revolutionsheere in den österreichischen Niederlanden und am Rhein gekämpft. Er spezialisierte sich später auf die Lombardei, wo er sich das Ritterkreuz des Maria-Theresien-Ordens erwarb. Er wirkte entscheidend an der Niederringung Napoleons und der Vorbereitung der Völkerschlacht bei Leipzig (1813) mit und diente jahrelang in verschiedenen hohen militärischen Funktionen und in vielen Garnisonen. 

Radetzky war der erste Feldherr, der die Eisenbahn für Truppentransporte einsetzte . Seine Glanzzeit waren die siegreichen Schlachten von Custozza, Novara und anderen norditalienischen Orten, in welchen er die nationale italienische Revolution von 1848/49 niederschlug. "Vater" Radetzky, der an siebzehn Feldzügen und unzähligen Schlachten teilgenommen hatte, sollte nach dem Willen des Kaisers in der Kapuzinergruft begraben werden. Doch konnte Radetzkys Freund, der Heereslieferant Pargfrieder, erwirken, dass er Radetzky auf dem Heldenberg bei Kleinwetzdorf - er hatte dort ab 1848 eine Art "habsburgisches Walhalla" errichtet - begraben durfte. Radetzky hatte ihm das nämlich zu Lebzeiten für geborgtes Geld gestattet. So ruht der Feldmarschall nun zwischen zahlreichen Büsten und Statuen der Helden der Armee und der österreichischen Herrscher. 

In der untersten, schwer zugänglichen Gruft, einbalsamiert und von einer Rüstung gestützt in seiner grünen Hauskleidung sitzend, wurde fünf Jahre nach Radetzky auch Josef Gottfried Ritter von Pargfrieder bestattet. Er war wie Radetzky als Waise aufgewachsen (manche vermuten, er sei aus einer Verbindung Josephs II. mit einer schönen Jüdin hervorgegangen), hatte wie Radetzky eine fanatische Liebe zum Militär entwickelt und war wie dieser Mitglied des geheimnisvollen Bundes der Rosenkreuzer gewesen. 

-->Katalog 

Ein weiteres Denkmal, das Radetzky unsterblich gemacht hat, ist der von Johann Strauß Vater komponierte schwungvolle Radetzky-Marsch, mit dem alljährlich das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker zu Ende geht. Der weltbekannte, ursprünglich noch duftiger instrumentierte Marsch op. 228 entstand 1848 unter Mithilfe von Philipp Fahrbach dem Älteren, einem Violinisten des Meisters aus einer bekannten Wiener Musikerfamilie. Angeblich in nur zwei Stunden komponierten beide den Marsch unter Verwendung von Motiven zweier Wiener Volkslieder für das Fest, das für den Sieger in der Schlacht von Custozza (25.Juli 1848) am 31. August 1848 auf dem Wasserglacis (dem Gelände des 1862 eröffneten Stadtparks) gegeben wurde.

----Strauß-Buch






Der Pallas-Athene-Brunnen

Das heutige Parlament wurde als Reichsratsgebäude durch Theophil v. Hansen 1874-1883 in altgriechischen Formen geschaffen. 1898 wurden die beiden Flaggenmaste, 1902 der von Hansen selbst um 1870 entworfene Pallas-Athene-Brunnen hinzugefügt.

Das 4 m hohe Standbild der griechischen Göttin der Weisheit stammt von Carl Kundmann. Sie wird links flankiert von der Allegorie der "Gesetzgebenden Gewalt", rechts von jener der "Vollziehenden Gewalt". Vor ihr befinden sich die Donau dargestellt als Frauengestalt und der Inn als Männergestalt; hinter ihr umschlingen einander die Flussgöttinnen von Elbe und Moldau. Die Allegorien der vier Flüsse zeugen davon, dass ursprünglich daran gedacht war, die Statue der "Austria" aufzustellen. 
Nach einem bekannten Witzwort kehrt die Göttin der Weisheit dem österreichischen Parlament den Rücken zu... 

----anderer Standort?


Das Andreas-Hofer-Denkmal

Andreas Hofer (1767-1810) stammte aus dem Südtiroler Passeiertal. Er wirkte als Kommandant der Tiroler und österreichischen Truppen im Befreiungskampf Tirols gegen die Bayern- und Franzosenherrschaft. Zeitweilig agierte er auch von der Innsbrucker Hofburg aus als Regent des Landes Tirol. Nach mehreren siegreichen Waffengängen verlor er die vierte Bergisel-Schlacht und musste fliehen. Der tiefgläubige und bis in den Tod kaisertreue Hofer wurde durch Verrat an die Franzosen ausgeliefert und auf Befehl Napoleons in Mantua füsiliert. 1823 wurde der Leichnam des Tiroler Volkshelden in der Innsbrucker Hofkirche beigesetzt (Grabdenkmal von Johann Schaller).

Das Bronzedenkmal auf dem Bergisel zeigt Andreas Hofer mit breitkrempigem Hut und Fahne auf einen zehn Tonnen schweren Porphyrsockel, zwei große Adler zu seinen Füßen. Das Monument wurde von dem in Wien lebenden, aus dem Vinschgau stammenden Bildhauer Heinrich Natter geschaffen, welcher allerdings knapp vor der Vollendung des Werkes starb. Die Statue wurde am 28. September 1893 in Anwesenheit von Kaiser Franz Joseph I. enthüllt. Nach der Enthüllungsfeier sammelten sich mehr als 10.000 Schützen zu einem festlichen Umzug durch die Stadt Innsbruck.

Am 1. Oktober 1961 wurde ein Sprengstoffanschlag auf das Denkmal verübt, der die Figur vom Sockel stürzte. Die Renovierungsarbeiten wurden noch im selben Jahr abgeschlossen.

Anlässlich der Hundertjahrfeier seiner Errichtung bezeichnete Landeshauptmann Alois Partl das Monument als ein "Symbol der Gemeinschaft, der Kraft des Optimismus, der Zukunftshoffnung und der aktiven Gestaltung in unserem ganzen Land."

àSchriftliche Mitteilung von Josefine Justic, Innsbrucker Stadtarchiv, an den Autor


Das Deutschmeisterdenkmal

Anlässlich des 200jährigen Bestandes des "Wiener Hausregiments" wurde 1896 am Deutschmeisterplatz der Grundstein für ein Kriegerdenkmal gelegt, das 1906 enthüllt wurde. Auf einem mehrfach gegliederten Sockel, der Schlachtenreliefs, sterbende Krieger, Wappenmedaillons etc. trägt, erhebt sich ein Pylon mit dem stürmendem Deutschmeister-Fahnenträger als Bekrönung. Das von Johannes Benk (1844-1914) gestaltete Denkmal zeigt sehr lebensnahe Szenen aus den Schlachten, die das Infanterieregiment zu bestehen hatte (u.a. Zenta 1697, Kolin 1757, Grenadier von Landshut, Treuer Kamerad etc.). Ringseitig verleiht Vindobona den Siegeskranz. Das Monument gilt als "Volksdenkmal", weil es erstmals nicht den Feldherrn, sondern die Mannschaft ehrt. 


Das Kaiserin-Elisabeth-Denkmal

Das von dem Bildhauer Hans Bitterlich und dem Architekten Friedrich Ohmann gestaltete Denkmal für die am 24. Dezember 1837 in München geborene und am 10. September 1898 in Genf ermordete Kaiserin befindet sich symbolträchtig am diametral anderen Ende der um die Hofburg liegenden kaiserlichen Gärten - so als sollte die im Laufe der Ehe des Kaiserpaars entstandene große Distanz noch im Tode betont werden. Auch ist kaum ein größerer Gegensatz denkbar als jener zwischen der vor einer durch ein Wasserbecken aufgewerteten Balustrade im geometrisch angelegten Volksgarten entrückt in weißem Marmor auf einer Blumenbank sitzenden, zeitlos-mädchenhaften Kaiserin und dem in verwitternde dunkle Bronze gegossenen, erdnah in einem kleinen Alpinum des nach englischer Art angelegten Burggartens stehenden alten Kaisers. 

Die Aufschrift auf der Rückwand des von einem Komitee unter Hofjuwelier Mayer errichteten und am 4. Juni 1907 enthüllten Denkmals lautet: "Ihrer unvergesslichen Kaiserin Elisabeth errichteten dieses Denkmal in unwandelbarer Liebe und Treue Österreichs Völker MCMVII".


Das Denkmal der Republik

Zwischen dem Parlament und dem Sitz des Wiener Stadtschulrats errichtet, wurde das "Denkmal der Republik" am 12. November 1928 - genau zehn Jahre nach der Republikgründung - enthüllt. Das dreistufige Steinpodest trägt drei Vierkantschriftsockel zwischen vierkantigen Pfeilern mit den Büsten von Jakob Reumann (1853-1925, Wiener Bürgermeister von 1919 bis 1923), Dr. Viktor Adler (1852-1918, zuletzt Staatssekretär für Auswärtige Angelegenheiten) und Ferdinand Hanusch (1866-1923, Staatssekretär für Soziale Fürsorge von 1918 bis 1920). Darüber auf den drei Pfeilern befindet sich ein Inschriftenarchitrav. 

Die Büsten wurden von drei verschiedenen Bildhauern - Franz Seifert, Anton Hanak und Mario Petrucci - nach einem Vorbild von Carl Wollek geschaffen.

Eig und hist Foto

Anlässlich des Verbots der Sozialdemokratie mit Kruckenkreuzfahnen verhüllt, wurde das Republikdenkmal 1934 von der Stadtverwaltung abgetragen und bis 1948 in der Stadionhalle gelagert. Am 12. November 1948 - genau zwei Jahrzehnte nach seiner ersten Enthüllung - eine ganze Generation nach dem Entstehen der Republik Österreich - wurde das von Mario Petrucci restaurierte Denkmal wieder der Öffentlichkeit übergeben. 

Das Monument hat durch seine einseitige Ausrichtung auf drei sozialdemokratische Politiker nie wirklich "staatstragende" Wirkung entfalten können. Statt für Anhänger aller politischen Richtungen die Gründung der Republik Österreich als Gemeinschaftswerk zu symbolisieren, stellt es eher einen parteipolitischen Usurpations- und Kraftakt seitens des "Roten Wien" dar. Als solcher hat es - wie erwähnt - Widerstand der ständestaatlichen Kommunalverwaltung ausgelöst. 

Ein Sprengstoffanschlag am 30. April 1961 gegen die Rückseite des 
Denkmals blieb bis heute ungeklärt. 


Das Befreiungsdenkmal (Russendenkmal - Portisch - Russenbuch!)

Offiziell findet man verschiedene Bezeichnungen: (Russisches) Befreiungsdenkmal, Russisches Heldendenkmal und Denkmal der Roten Armee. Die Wiener nennen das hochaufragende Monument am südlichen Ende des Schwarzenbergplatzes meist abschätzig "Russendenkmal".

Das Denkmal das an die 18.000 (!) bei der Befreiung von Wien gefallenen Soldaten der Roten Armee erinnert, wurde von Major Jakowiew entworfen; die Skulpturen schuf Leutnant Intazarin. Die Gesamtleitung des schon im April 1945 angeordneten und als erstes Bauwerk nach Kriegsende am 19. August 1945 vollendeten Denkmalbaus hatte Major Ing. M.S. Schönfeld. Am Bau wirkten zeitweise 400 Arbeiter mit, 18 Tonnen Bronze und 300 Kubikmeter Marmor wurden verwendet.

Auf einem insgesamt 20 m hohen, marmorverkleideten Sockel, im unteren Teil in Form eines fünfzackigen roten Sterns, verziert durch Fahnen und Gardeabzeichen, steht die 12 m hohe Figur eines Rotarmisten. Der Soldat trägt einen vergoldeten Helm und die bekannte russische Maschinenpistole mit Rundmagazin. Mit der Linken umfasst er die Fahne, mit der Rechten hält er einen runden goldenen Schild mit dem Sowjetwappen. Im Hintergrund erhebt sich eine breite, acht Meter hohe Balustrade, an deren Enden sich je eine Gruppe von zwei kämpfenden Männern befindet - ein Paradebeispiel für die Stilrichtung des Sozialistischen Realismus, der allmählich zur kunstgeschichtlichen Rarität wird.

Eine der Inschriften in russischer Sprache lautet übersetzt:

"Ewiger Ruhm den Helden der Roten Armee, gefallen im Kampf gegen die deutsch-faschistischen Landräuber für die Freiheit und Unabhängigkeit der Völker Europas (Michalkow)."

Das Denkmal befindet sich in der Obhut der Gemeinde Wien. Österreich ist bekanntlich nach den detaillierten Bestimmungen des Artikels 19 des Staatsvertrags vom 15. Mai 1955 verpflichtet, Kriegsgräber und Kriegsdenkmäler der Allierten Mächte auf österreichischem Boden "zu achten, zu schützen und zu erhalten". 

Zwischen 1945 und 1956 stand vor dem Brunnen auf dem damaligen "Stalinplatz" ein russischer Panzer, der sich jetzt im Heeresgeschichtlichen Museum befindet. 

Manchmal führt die Erinnerung an die schlechten Erfahrungen, die die Österreicher mit den Besatzungssoldaten - insbesondere mit den sowjetischen - in den zehn Jahren der alliierten Besetzung gemacht haben, zum offenen Ressentiment gegen Mahnmale wie das "Russendenkmal". Dennoch - je größer der Abstand zur Kriegs- und Nachkriegszeit wird, umso mehr müsste man sich doch eigentlich darüber Rechenschaft geben, wie viel unschuldiges Blut gerade die Völker der ehemaligen Sowjetunion im Kampf gegen die Hitlerherrschaft geopfert haben, und wie wenig das österreichische Volk zu seiner eigenen Befreiung beigetragen hat. Solche Gedanken müssen einem in den Sinn kommen, wenn man sich etwas Zeit nimmt, die kyrillischen Goldbuchstaben an einem "Russendenkmal" zu entziffern - egal ob an jenem am Wiener Schwarzenbergplatz oder irgendwo draußen in den weiten Gefilden Niederösterreichs, wo bis hinauf ins Waldviertel noch kleine sowjetische Soldatenfriedhöfe bestehen. 

Eine Umfrage des Gallup-Instituts, veröffentlicht im "Standard" am 
11. Februar 1992, weist nach, dass das Denkmal 71% der Wiener bekannt ist. Eine deutliche Mehrheit (59%) ist für die Erhaltung des Denkmals. Nur 9% der 1.000 Befragten stimmten der Meinung zu, das Denkmal solle als Überrest des Stalinismus beseitigt werden. Haben die Österreicher also doch ihren Frieden mit der Zeitgeschichte geschlossen? 

Hochstrahlbrunnen

Vor dem Befreiungsdenkmal erhebt sich der anlässlich der Vollendung der Ersten Wiener Hochquellenwasserleitung am 24. Oktober 1873 in Anwesenheit des Kaisers in Betrieb gesetzten Hochstrahlbrunnen, der nach den ursprünglichen Plänen vor der Votivkirche, dann vor den Neuen Rathaus hätte stehen sollen. Der Erbauer der Wasserleitung und des Brunnens, Anton Gabrielli, war ein Freund der Astronomie. Demgemäß symbolisiert die jeweilige Zahl der Wasserstrahlen die Tage des Jahres, die Monate, die Monatstage, die Wochentage und die Stunden des Tages. 

Stalinrelief (Russenbuch)

Wien hat wahrscheinlich weltweit das einzige Denkmal Stalins, das alle Zeiten und Systeme überdauert hat und überdauern wird: am Haus Schönbrunner Schlossstraße 30 in Wien-Meidling befindet sich ein Relief mit dem Kopf Jossif Wissarionowitsch Stalins (1879-1953), der 1913 in diesem Hause mit Studien zur nationalen Frage beschäftigt war.


Das Heimkehrer-Gedächtnismal

Auf dem Wiener Leopoldsberg findet man das von Mario Petrucci geschaffene und am 12. September 1948 enthüllte Erinnerungsmal für die Heimkehrer des Zweiten Weltkrieges. Es entstand auf Initiative von Bundeskanzler Ing. Dr. Figl zum Dank für die glückliche Heimkehr und zur Würdigung der Verdienste der Heimkehrer-Hilfe der ÖVP. Das Erinnerungsmal ist aus Bruchsteinen gemauert und läuft in einen Pylon aus, der eine Opferschale aus Stein trägt. In den vier Nischen finden sich folgende Inschriften: 

"Den Opfern schwerster Notzeit - Gottes Frieden
Dem Vaterland - der Heimgekehrten Dank
Für die kommenden Geschlechter - ernste Mahnung
Herr mach uns frei um Deines Namens willen." 

Es dauerte zunächst bis Ende 1946, bis 306.000 Österreicher aus den USA, 211.000 aus Großbritannien, 67.000 aus Frankreich und 7.500 aus Jugoslawien zurückkamen. Der erste größere Heimkehrertransport aus der Sowjetunion ließ bis 12. September 1947 auf sich warten; es vergingen fast drei Jahre, bis die ersten Gefangenen aus den Weiten Russlands und Sibiriens heimkamen. Bis Dezember 1947 waren es 162.000; die letzten wurden allerdings erst Mitte 1955 entlassen. Es gibt kaum ergreifendere Fotos als jene von den österreichischen Bahnhöfen, wenn wieder ein Mann, Verwandter oder Freund - einer von einer Dreiviertelmillion! - abgemagert aber überglücklich den Heimatboden betrat und von den Seinen in die Arme geschlossen wurde. Auch der Verfasser musste als Bub mehrere Monate auf seinen Vater warten, den die Russen erst nach Kriegsende nach Odessa verschleppt hatten. 

-->@ berühmtes Photo vom Bahnhof




Das Denkmal für die Opfer des Faschismus

Nach dem Entwurf von Leopold Grausam wurde auf dem Morzinplatz 1985 ein Denkmal für die Opfer des Faschismus errichtet: ein die Faust ballender, vorwärtsschreitender Mann in Bronze erhebt sich zwischen einfachen Steinquadern - Sinnbild der Überwindung der dunkelsten Jahre in der Geschichte unserer Republik.

Die Inschrift "Niemals vergessen" wird von einem gelben Judenstern und dem roten Dreieck der "politischen" KZ-Häftlinge flankiert. Nemetschke/Kugler bezeichnen das letztere fälschlich als den "rosa Winkel der Homosexuellen" - wieder ein Beispiel für die Schwierigkeiten, die sogar Fachleute mit den Symbolen unserer Zeitgeschichte haben. 

-->Nina Nemetschke/Georg Kugler, Lexikon der Wiener Kunst und Kultur, Wien 1990, 327 (oder 75 wie im Text) f

An dem schon 1951 aufgestellten linken Steinblock liest man: 

"Hier stand das Haus der Gestapo. Es war für die Bekenner Österreichs die Hölle. Es war für viele von ihnen der Vorhof des Todes. Es ist in Trümmer gesunken wie das tausendjährige Reich. Österreich aber ist wieder auferstanden und mit ihm unsere Toten. Die unsterblichen Opfer." 

(vgl. auch: Gedenkstätte Salztorgasse )

Die rund 6000 von den Nazis zwischen 1938 und 1945 allein in Wien hingerichteten Männer und Frauen wurden meist bei Nacht und Nebel an jener Stelle des Zentralfriedhofs verscharrt, an der sich heute die Gedenkstätte "L" (Gruppe 40) östlich der Gedächtniskirche mit einem Ehrenhain für 40 Widerstandskämpfer befindet. Den Opfern für ein freies Österreich 1938-1945 ist auch ein Denkmal von Fritz Krämer/Wilhelm Schütte gewidmet, das sich zwischen Kirche und Gedenkstätte "L" befindet.

Fotos machen






Das Denkmal Kaiser Franz Josephs I.

Schon lange vor der Informationsgesellschaft, in welcher die persönliche Wirkung eines Politikers vor allem von seiner Ausstrahlung im Fernsehen abhängt, suchten die Menschen sich an Persönlichkeiten zu orientieren. Immer wieder konnten Monarchen oder Herrscherpersönlichkeiten zu Figuren mit großer Ausstrahlung und Integrationskraft werden. Denken wir nur an Maria Theresia oder an Napoleon Bonaparte. Gewählte oder sonst an die Macht gekommene Politikerpersönlichkeiten von Viktor Adler bis Bruno Kreisky, von Karl Lueger bis Konrad Adenauer, von Winston Churchill bis Charles De Gaulle haben ihr Zeitalter geprägt und ihre Spuren in der Geschichte hinterlassen. Aber nur wenige Figuren in diesem Jahrhundert haben es geschafft, sich wirklich tief in die Herzen der Menschen einzugraben - im guten wie im schlechten Sinne.

Lässt man die Staatsmänner unserer Geschichtsperiode und unseres geopolitischen Raumes Revue passieren, so bleiben unweigerlich drei Namen im Gedächtnis haften: Kaiser Franz Joseph I. von Österreich, Benito Mussolini und Adolf Hitler. 

Über die beiden Führergestalten des Faschismus und des Nationalsozialismus und über ihre bis in die Gegenwart reichende Wirkung wird an anderer Stelle dieser Website gehandelt. 

Hier soll kurz auf das Phänomen des "alten Kaisers" eingegangen werden, der durch seine besondere Persönlichkeit vor allem gegen Ende seiner 68-jährigen Regierungszeit einen so starken Einfluss auf die Menschen seiner Epoche ausgeübt hat, dass sein Bild in Österreich und über seine Grenzen hinaus bis heute nicht nur nicht verblasst ist, sondern sogar zum Kristallisationspunkt nostalgischer Rückschau geworden ist. 

Ohne sich wirklich Verdienste über sein bloßes pflichtgetreues Da-Sein hinaus erworben zu haben, stand Franz Joseph für Stabilität der Verhältnisse und Korrektheit der Verwaltung. Das Bild des trotz schwerer Schicksalsschläge (von Preußen geschlagen, von Ungarn bedrängt, der Bruder füsiliert, die Gattin erstochen, der Sohn durch Selbstmord umgekommen, der Thronfolger ermordet, das Land in einen Weltkrieg gestoßen) unbeugsam an seinen Prinzipien festhaltenden Monarchen in Uniform zierte nicht nur hundert Tausende Amtsstuben und Klassenzimmer der großen österreichisch-ungarischen Monarchie, sondern stand auch auf den Kommoden der Bürgerzimmer und hing in den Herrgottswinkeln der Bauernhäuser. 

Die Wirkung des Kaisers auf seine Untertanen zwischen Bregenz und Czernowitz, zwischen Prag und Triest hat niemand besser geschildert als Stefan Zweig (1881-1942) in seiner "Welt von Gestern", wenn er anläßlich seiner zufälligen Begegnung mit Kaiser Karl bei dessen Einreise in die Schweiz (23. 3. 1919) schreibt:

"Es war ein historischer Augenblick, den ich erlebte - und doppelt erschütternd für einen, der in der Tradition des Kaiserreichs aufgewachsen war, der als erstes Lied in der Schule das Kaiserlied gesungen, der später im militärischen Dienst diesem Mann, der da in Zivilkleidung sinnend blickte ‚Gehorsam zu Land zu Wasser und in der Luft' geschworen. Ich hatte unzählige Male den alten Kaiser gesehen in der heute längst legendär gewordenen Pracht der großen Festlichkeiten, ich hatte ihn gesehen, wie er von der großen Treppe in Schönbrunn, umringt von seiner Familie und den blitzenden Uniformen der Generäle, die Huldigung der achtzigtausend Wiener Schulkinder entgegennahm, die auf dem weiten grünen Wiesenplan aufgestellt, mit ihren dünnen Stimmen in rührendem Massenchor Haydns "Gott erhalte" sangen. Ich hatte ihn gesehen beim Hofball, bei den Theâtre Paré-Vorstellungen in schimmernder Uniform und wieder im grünen Steirerhut in Ischl zur Jagd fahrend, ich hatte ihn gesehen, gebeugten Hauptes fromm in der Fronleichnamsprozession zur Stephanskirche schreitend, - und an jenem nebligen, nassen Wintertag den Katafalk, da man mitten im Kriege den greisen Mann in der Kapuzinergruft zur letzten Ruhe bettete. "Der Kaiser", dieses Wort war für uns der Inbegriff aller Macht, allen Reichtums gewesen, das Symbol von Österreichs Dauer, und man hatte von Kind an gelernt, diese zwei Silben mit Ehrfurcht auszusprechen." 

-->Stefan Zweig, Die Welt von gestern, Stockholm 1947,325 f

Es ist keine Frage, dass Franz Joseph I., durch Nicht-Reagieren regierend, viele Zeichen der Zeit nicht zur Kenntnis genommen, den sozialen und politischen Entwicklungsprozess Österreich-Ungarns gebremst und damit im Endeffekt den verlustreichen Ersten Weltkrieg und den Untergang der Monarchie mitverschuldet hat. Sein Wahlspruch "Viribus unitis" hatte zwar die Armee zusammengehalten, bis sie unterging wie das große Schlachtschiff, das nach diesem Wahlspruch hieß, doch auf die Völkerschaften und gesellschaftlichen Kräfte, die die Monarchie trugen, wurde er in der Praxis nicht ausreichend angewandt. 

Und dennoch blieben ihm die Liebe und Achtung seiner Völker bis zuletzt erhalten. So ist Kaiser Franz Joseph von Österreich zum tragischen Symbol eines Reiches geworden, das wie eine alte Eiche Jahr für Jahr grüne Blätter trug, obwohl es im Inneren bereits zur Gänze morsch war, bis es im Sturmwind von Krieg und Revolution auf immer auseinanderbrach.

@ Foto Kaiserbild und ev. Katafalk vor St. Stephan

Kaiser Franz Joseph I., Kaiser von Österreich und König von Ungarn, wurde am 18. August 1830 in Schönbrunn geboren und starb ebendort am 21. November 1916 nach 68-jähriger Regierungszeit. Unter seiner Herrschaft entwickelte sich Österreich zum modernen Industriestaat mit allen damit verbundenen sozialen Problemen, erfolgte der Ausgleich mit Ungarn, entstanden die politischen Parteien, wurde das allgemeine Wahlrecht eingeführt und schließlich der Erste Weltkrieg ausgelöst. Die "Reichs-Haupt- und Residenzstadt" Wien erhielt unter Franz Joseph nach Schleifung der Befestigungsanlagen die Ringstraße mit ihren Prachtbauten. Der Donaustrom wurde reguliert und die Verbindung mit den ehemaligen Vorstädten hergestellt. Das franzisko-josephinische Zeitalter konnte durch den erworbenen Wohlstand auch Kunst und Wissenschaft großzügig fördern. 

Die Erinnerung an Kaiser Franz Joseph I. ist in Wien und in ganz Österreich zwar an vielerlei Orten und durch vielerlei Namensgebungen präsent. Zu einem wirklich monumentalen "Kaiser-Denkmal" ist es aber dennoch nicht gekommen - das hängt wohl damit zusammen, dass vor allem die politischen Eliten der Republik in der Schlussphase der Monarchie mehr Schatten als Licht sahen. 

In der Zwischenkriegszeit gab es eine private Initiative für ein Franz-Josephs-Denkmal. Sie führte auch zu einem Wettbewerb, dessen Ergebnisse noch im Herbst 1937 im Wiener Künstlerhaus ausgestellt wurden. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs machte jedoch alle diesbezüglichen Bemühungen zunichte.

Die lebensgroße Bronzefigur des Kaisers, die der Wien-Besucher nur mühsam hinter dem auffälligen Ringstraßen-Monument des Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe findet, geht auf eine Initiative des Gründers und ersten Präsidenten der Industriellenvereinigung, Hans Lauda, zurück. Dieser ließ in den fünfziger Jahren einen Abguss einer vor der Breitenseer General-Körner-Kaserne stehenden Steinplastik (Original von Johannes Benk, 1904, erstes Denkmal für Franz Joseph) machen. Während das so entstandene Metallstandbild, das den Kaiser in Uniform mit Befehlshaber-Stab zeigt, am 18. August 1957 ("Kaisers Geburtstag") im Burggarten enthüllt wurde, wurde das Original der Plastik in Wiener Neustadt aufgestellt. 

-->So Nemtschke Kugler a.a.O., 64

Der "Niederösterreichische Kulturführer Wr. Neustadt" von Gertrude Gerhartl (Jugend & Volk, Wien, 1983, 41) sieht das ganz anders. Danach erhielt Wiener Neustadt 1982 ebenfalls einen Bronzeabguss der Statue an Stelle der im 2. Weltkrieg eingeschmolzenen Statute im Stadtpark. Daneben gibt es noch das große Franz-Joseph-Denkmal im Park der Militärakademie aus dem Jahre 1912.


Habent sua fata monumenta...

So steht nun der alte Herr bescheiden zwischen kleinen Koniferen im Park jener Hofburg, von welcher aus er einst ein 53-Millionen-Reich regierte. 

An Franz Joseph I. erinnert auch eine plastische Gruppe im Mittelgiebel des Parlaments von Edmund Hellmer, in welcher der Kaiser als Verfassungsgeber inmitten seiner 17 Kronländer dargestellt ist.

Weitgehend unbekannt ist die imposante Figur Franz Josephs auf dem Nordturm des Stephansdoms.


DAS ÄUSSERE BURGTOR - ÖSTERREICHISCHES HELDENDENKMAL - ist schon publiziert
-----

Das uns heute bekannte Äußere Burgtor wurde 1821 zur Erinnerung 
an die Völkerschlacht bei Leipzig begonnen und 1824 von Peter 
Nobile vollendet. Das Monument steht an der Stelle des 1660 
als Festungsbau gegen die Türken errichteten "alten" Burgtors. 
Burgbastei und Löwelbastei waren 1683 die am heißesten umkämpften 
Abschnitte der Stadtumwallung. 1809 war das alte Burgtor von den 
napoleonischen Truppen gesprengt worden. Das neue Tor wurde von 
Soldaten ausschließlich "nach Römerweise" ausgeführt und ist mit 
großen dorischen Säulen verziert. Es trägt auf der zur Innenstadt 
gewandten Seite den Wahlspruch von Kaiser Franz I. "IUSTITIA 
REGNORUM FUNDAMENTUM", während auf der Ringseite bronzene Wappen 
der Kronländer angebracht sind - dazwischen immer wieder in 
Lorbeerkränzen das kleine österreichische Wappen von 1915. Dies 
geht auf eine Spendenaktion im Jahre 1916 zurück, als man für 
sechs Kronen seinen Namen in ein Lorbeerblatt einprägen lassen 
konnte. In diesem Jahr wurde auch der Spruch "LAURUM MILITIBUS 
LAURO DIGNIS" hinzugefügt. 

Das Denkmal besitzt fünf Tore, deren mittleres früher fast immer 
geschlossen blieb, da es dem Kaiser persönlich vorbehalten war.

1933/34 wurde das Äußere Burgtor durch Rudolf Wondracek, einen 
Schüler von Otto Wagner, zu einem Heldendenkmal für die Toten 
des Ersten Weltkrieges umgestaltet. Nach den Ergebnissen des 
1933 veranstalteten Wettbewerbs hätte der Umbau eigentlich durch 
den Holzmeister-Mitarbeiter Max Fellerer gemeinsam mit Eugen 
Wörle und Fritz Wotruba erfolgen sollen, doch dürfte deren 
Entwurf zu unkonventionell gewesen sein (Wotruba hatte den "Toten 
Krieger" durch eine nackte Figur darstellen wollen). 

--> Barbara Feller, Ein Ort patriotischen Gedenkens, in: Jan 
Tabor (Hg.), Kunst und Diktatur, Katalog zur Ausstellung im 
Wiener Künstlerhaus, Verlag Grasl, Baden, 1994, 142 ff.

Wondracek errichtete oberhalb der Durchfahrt einen mächtigen 
Zentralraum, die nach oben offene EHRENHALLE, von welcher zwei 
EHRENSTIEGEN nach beiden Seiten des Platzes herabführen. 
Wondracek: "Die Helden des Weltkrieges sind unter freiem Himmel 
gefallen, sie sollen unter freiem Himmel geehrt werden."

Die Ehrenhalle schmücken ein fast drei Meter hoher Doppeladler 
aus Stein und ein riesiger Lorbeerkranz aus Kupfer - beides von 
Wilhelm Frass. Dazu kommen Bildnisse des Hl. Michael und des Hl. 
Georg sowie 24 Gestalten aus drei Jahrhunderten österreichischen 
Soldatentums zwischen 1618 und 1918 - vom Musketier bis zum 
Kampfflieger. Dieser Bilderschmuck wurde mittels eines neuen 
Steinschnittverfahrens von den akademischen Malern Herbert Dimmel 
und Leopold Schmid ausgeführt. 

Beiderseits des Heldendenkmals wurde die den Heldenplatz 
ringseitig umgebende Mauer durch je ein Tor durchbrochen, das 
jeweils zwei große steinerne Adler ganz im Stil der Kunst des 
Nationalsozialismus bewachen.

Den Gefallenen des Ersten Weltkrieges ist die KRYPTA geweiht - 
ein Sakralraum, in dem sich das Epitaph eines Kriegers aus rotem 
Marmor (ebenfalls von Wilhelm Frass) und ein einfacher Altar 
befindet. In der Krypta liegen zehn Ehrenbücher mit den Namen der 
österreichischen Soldaten auf, die im Ersten Weltkrieg ihr Leben 
lassen mussten. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen die nunmehr 
maschingeschriebenen Listen der Toten dieses Krieges dazu. Die 
Seiten der Folianten werden täglich umgeblättert. Sonntags wird
in der Krypta die Messe gefeiert - sonst ist der Raum nur am 
Nationalfeiertag zugänglich.

1965 beschloss die Bundesregierung, symmetrisch zur KRYPTA einen
WEIHERAUM für die Opfer des österreichischen Freiheitskampfes 
einzurichten. Er enthält einen schwarzen Marmorblock, dessen 
Oberseite das Bundeswappen trägt. Auf seiner Vorderseite steht zu 
lesen: "IM GEDENKEN AN DIE OPFER IM KAMPFE FÜR ÖSTERREICHS 
FREIHEIT". In einer Vitrine in der Vorhalle werden Dokumente über 
die Wiedererrichtung der Republik Österreich aufbewahrt. Der 
Weiheraum wurde am 27. Mai 1965 seiner Bestimmung übergeben. 
Im Gegensatz zur Krypta bestehen die Fenster dieses Raumes aus 
Milchglas - man sieht von außen nichts, während man die 
Einrichtung der Krypta wenigstens in groben Umrissen wahrnehmen 
kann.

Auf der Ringstraßenseite des Heldendenkmals stehen zwei Schalen 
für Opferflammen, die jährlich zu Allerseelen und anderen 
feierlichen Anlässen entzündet werden. 

Es wäre nicht Österreich und es ginge nicht um ein Staatssymbol, 
wenn sich mit dem Ehrenmal im Äußeren Burgtor nicht auch eine 
überaus peinliche Geschichte verbände.

Die Initiative für das Heldendenkmal hatte im Ständestaat eine 
Arbeitsgemeinschaft aus dem gesamten konservativen und 
katholischen Lager ergriffen. Sie finanzierte das Denkmal durch 
Lotterien und Tombolas sowie mit Hilfe des hölzernen 
"Wehrmannes". Es ist dies eine zunächst am 5. März 1915 auf dem 
Schwarzenbergplatz aufgestellte, überlebensgroße Rittergestalt 
aus Lindenholz, in welche jedermann gegen eine Spende für die 
Kriegsopfer einen Nagel treiben durfte. Sie ist ein Werk des 
bekannten Wiener Bildhauers Josef Müllner (1879-1968), der 1916 
das Lueger-Denkmal, 1922 das später immer wieder umstrittene 
"Heldendenkmal für die gefallenen Studierenden der Universität 
Wien in der Aula" und ein Jahr davor den "Sieger" vor dem 
Theseustempel ("Der Kraft und Schönheit unserer Jugend") schuf. 
500.000 Nägel steckten bereits während des Ersten Weltkrieges in 
der hölzernen Figur. Dennoch ebbte die Begeisterung für diese 
Aktion mit der Zeit ab. So kam der hölzerne Ritter bald in ein 
Depot, woraus ihn Soldaten des Infanterieregiments Alt 
Starhemberg Nr. 2 entführten und in ihr Regimentsmuseum brachten. 
1934 wurde die Figur wieder ans Tageslicht geholt, um nun - 
wieder am Schwarzenbergplatz - Geld für das Heldendenkmal zu 
sammeln. Der Erfolg war auch diesmal gering. Der genagelte Held 
wurde deshalb an seinen nunmehr endgültigen Platz unter den hohen 
Arkaden des Hauses gegenüber der Nordseite des Neuen Rathauses 
gestellt. Dort gibt die mächtige Gestalt auch heute noch dem 
uninformierten Betrachter Rätsel über ihre Entstehung auf. Liest 
man doch über dem unter dem Visier verborgenen Haupt den Spruch 
"Gut und Blut fürs Vaterland" und ebenso die Inschrift "Der 
Wehrmann Wiens gemahne an die Zeit, da unerschöpflich wie des 
Krieges Leid die Liebe war und die Barmherzigkeit" - ein Vers von 
Ottokar Kernstock. 

--> Josef Dvorak, Von Krucken- Haken- und anderen Kreuzen, in: 
FORVUM, März/April 1988, 22 ff., bezugnehmend auf 

--> Christine Klusacek: Der Wehrmann unter den Arkaden, "Wien 
aktuell", 15. Jänner 1987.

Das Heldendenkmal wurde jedenfalls fertiggestellt und im Rahmen 
einer zweitägigen patriotischen Feier am 9./10. September 1934 
eröffnet. 

Auch Adolf Hitler erwies dem Denkmal die Ehre - er legte am 15. 
März 1938 vor dem "Toten Krieger" einen mit der Führerstandarte 
geschmückten großen Lorbeerkranz nieder. Einige Zeit später bekam 
die SA ihr eigenes Ehrenmal in der mittleren Durchfahrt des 
Burgtores - im ehemaligen "Kaisertor". Dieses Denkmal wurde 1945 
entfernt. Auch Göring kam, die Gefallenen zu ehren - bei seinem 
Besuch erklang das Lied vom "Guten Kameraden" am 27. März 1938.
Große Beachtung als Kriegerdenkmal fand das Burgtor in der 
Nazizeit jedoch nicht. Das NS-Regime hatte für den Fall des 
Endsiegs weit größere Pläne: Die von Reichsarchitekt Friedrich 
Tamms errichteten, bis heute das Wiener Stadtbild verunstaltenden 
Flaktürme sollten mit schwarzem Marmor verkleidet werden, 
in welchen die Namen der Gefallenen eingraviert worden wären.

Die eigentliche Tragik des "österreichischen" Heldendenkmals aber 
ist nicht seine äußere Indienstnahme durch die 
nationalsozialistischen Machthaber, sondern vielmehr seine sehr 
wahrscheinliche "innere Entweihung" durch den künstlerischen 
Schöpfer seiner Symbole.

Der Bildhauer Wilhelm Frass, 1886 in St. Pölten geboren, war 
Mitglied der Sezession und Träger des Großen österreichischen 
Staatspreises. Als Nachbar des von ihm sehr geschätzten, elf 
Jahre älteren Anton Hanak arbeitete und wohnte er in jenem von 
der Wiener Weltausstellung 1873 übriggebliebenen "Staatsatelier"
in der Krieau, in dem heute Alfred Hrdlicka zu Hause ist - was 
für eine Ironie des Schicksals, wie wir sogleich sehen werden!

Wilhelm Frass schuf u.a. das Denkmal für Carl Auer von Welsbach, 
den Erfinder des Gasglühstrumpfs, der Osmium-Glühlampe und des 
als Zündstein verwendeten Cer-Eisens. Es steht an der Ecke 
Boltzmanngasse/Währinger Straße. Den über 2,70 m langen "toten 
Krieger", den Frass für die KRYPTA im Burgtor meißelte, 
bezeichnete der Künstler in der Gedenkschrift von 1934 als 
"Symbol des Urgedankens des Soldaten". Die Gebärde seiner linken 
Hand zeige, "dass er sein Herzblut für uns gegeben, die Rechte 
ruht bei dem Gewehr als Symbol der Waffen, mit der der Soldat 
sein Heimatland verteidigt."

1938 stellte sich heraus, dass Frass illegaler Nationalsozialist 
war. Er wurde Mitarbeiter des SS-Mannes und Vizebürgermeisters 
Hanns Blaschke und Leiter der Kunst- und Modeschulen der Stadt 
Wien. Nach dem Krieg wird er als "minderbelastet" auf Betreiben 
des ebenfalls in der Nazi-Zeit hervorgetretenen Josef Hoffmann 
wieder voll in das Wiener Kunstleben integriert. Wilhelm Frass 
starb 1968, ohne weitere größere Werke vollendet zu haben. 

Und nun kommt das schier Unglaubliche:

Während bei der Einweihung am 9.9.1934 der aus 400 einzeln 
handgetriebenen Kupferblättern bestehende Lorbeerkranz und das 
3 m hohe "kleine Reichswappen 1836" aus Lindabrunner Kalkstein 
bereits fertiggestellt waren, hatte Frass die aus 15 Tonnen roten 
Adneter Marmors gehauene Kriegergestalt nicht rechtzeitig 
vollenden können. So lag bei der Einweihung nur ein Gipsabdruck 
des Recken in der KRYPTA. Der illegale Nationalsozialist Wilhelm 
Frass benützt einen unbewachten Augenblick, um bei der 
endgültigen Montage des marmornen Kriegers im Frühjahr 1935 eine 
Metallkapsel unter die Figur zu legen. In einem Brief vom 20. 
Dezember 1938 an den Kunsthistorisker Karl Hareiter schreibt 
Frass, dass er "diese Figur des toten Kriegers zum Gedenken an 
meine Gefallenen Kameraden gemacht habe und dass mit dem Tage, an 
dem wir Österreicher im Zeichen des Hackenkreuzes (Sonnenrades) 
mit allen Deutschen ein Volk bilden, die Gefallenen nicht umsonst 
ihr Leben gelassen haben." (Orthographie wie im Original). Frass 
bat Hareiter, darüber in der Weihnachtsnummer 1938 des 
"Völkischen Beobachters" zu berichten, was auch geschah. In dem 
dort veröffentlichten Brief freut sich Pg. ("Parteigenosse") 
Frass diebisch, dass die Würdenträger der "Systemzeit" 
(= Ständestaat) ohne es zu ahnen vor einer Figur mit 
hochverräterischem Inhalt standen. An diesem Umstand hat sich 
bis heute nichts geändert, wenn auch des öfteren eine 
Untersuchung der Statue zur endgültigen Klärung des 
erwähnten, für die Problematik der österreichischen Staatssymbole 
so typischen Sachverhalts angekündigt wurde. 

Die KRYPTA ist alljährlich Schauplatz eines immer gleichen,
insgesamt wenig einfallsreichen Rituals: Die Bundesregierung 
begibt sich am Morgen des Nationalfeiertags zum Heldendenkmal. 
Zwei Gardesoldaten legen in der KRYPTA einen Kranz nieder, dessen 
Schleife vom Bundeskanzler ausgebreitet wird. Zu dem von der 
Militärmusik intonierten Lied "Ich hatt' einen Kameraden" 
verharrt man einige Minuten schweigend vor dem Epitaph. Damit ist 
die Zeremonie auch schon vorbei. Krieger und Nazimanifest liegen 
wieder ruhig unter den am Dach des Denkmals zweimal jährlich 
gehissten rot-weiß-roten Flaggen.

Mittlerweile wurde das Heldendenkmal zur Gänze renoviert. Es 
strahlt von oben bis unten in neuem Glanz. Ein kleines 
Papiertäfelchen gibt preis, wie man sich mit ihm praktisch
auseinanderzusetzen habe: "Auskunft bei der Militärkuratur, 
Tel. 52 161/5150". 


Die Gedenkstätte für die Opfer des österreichischen Freiheitskampfes 1938-1945

Auf dem Wiener Morzinplatz, zu Füßen der ältesten Kirche Wiens, der Ruprechtskirche, stand von der Zeit der Wiener Weltausstellung 1873 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges das Hotel Metropol, ein vierstöckiges, gutbürgerliches Hotel mit gepolsterten Türen, die jede Störung von den Gästen fernhielten. In der Zeit der deutschen Besetzung diente dieses Gebäude als Leitstelle der "Gestapo", der gefürchteten "Geheimen Staatspolizei" des NS-Regimes. Oft in Hut und Ledermantel gekleidet, verhafteten ihre Beamten Tausende Österreicher, von denen viele in den Konzentrationslagern umkamen, in welche sie vom Morzinplatz aus "weitergeleitet" wurden. Die meisten der von der Gestapo Verhafteten gelangten nicht durch das breite Portal, sondern durch einen Hintereingang in der Salztorgasse direkt in den Keller des Hotels, der als Gefängnis und Folterkammer diente. 

Das Hotel wurde 1945 durch Fliegerbomben zerstört. An seiner Stelle steht heute der Leopold-Figl-Hof. Hoch oben an seiner Stirnseite gewahrt man ein Steinrelief, das Galgen und Fallbeil zwischen den Bildern gemarterter und verfolgter Menschen zeigt. An der Rückseite des Bauwerks, in der Salztorgasse, befindet sich eine Gedenkstätte für jene österreichischen Patrioten, die im Widerstand umkamen. Vom Eingangstor in den Gedenkraum führen die Spuren von Männern, Frauen und Kindern - nackte Fußspuren, die nur hineinführen, aber nicht mehr herausführen. Die Inschrift "Niemals vergessen" an der Stirnwand der Weihestätte wurde bei ihrer Eröffnung durch Nationalratspräsident Dr. Alfred Maleta mit den Worten interpretiert, dass darunter nicht eine "Buchhaltung der Vergangenheit" zu verstehen sei, sondern damit die Erinnerung wachgehalten werden solle, dass Tugenden wie Mut, Opferbereitschaft und Idealismus für einen Staat notwendig seien. Eine in diesem Raum gezeigte Liste enthält 156 Namen von Personen, die mit dem ersten Österreicher-Transport am 1. April 1938 in das Konzentrationslager Dachau verschleppt wurden (der sogenannte "Prominententransport"). 

Eig. Photo

Das Staatsgründungsdenkmal

Nur wenige Menschen in Wien und ganz Österreich kennen das sogenannte "Staatsgründungsdenkmal". Die hochaufragende, silbern glänzende Stahlkonstruktion steht im 3. Wiener Gemeindebezirk, im Schweizergarten, nur wenige Meter von der Gürtelstraße entfernt, von dieser aus aber nicht einsehbar, weil durch Buschwerk verdeckt. Der eckige Metallkörper vereinigt sich aus zwei geschwungenen Pfeilern zu einer Art von Säule, die eine durch Schliffornamente verzierte Oberfläche besitzt. Es handelt sich dabei um den Entwurf des Wiener Bildhauers Heinrich Deutsch, mit welchem dieser den ersten Preis und damit die Zusicherung der Ausführung beim 1964 ausgeschriebenen Wettbewerb für ein Dr. Karl Renner-Denkmal gewonnen hatte . Das für den Rathauspark an der Ecke Stadiongasse-Ring ursprünglich als 11,55 m hohe Granitsäule geplante Kunstwerk wurde 1966 aus Gründen der Kostenersparnis von der VÖEST-Stahlbauabteilung in Chrom-Nickel-Stahl hergestellt und am Tag vor dem Nationalfeiertag, am 25. Oktober 1966, im Schweizergarten als "Staatsgründungsdenkmal" aufgestellt. In der Wiese vor dem Denkmal befinden sich steinerne Schriftpulte, die den Text der Unabhängigkeitserklärung vom 27. April 1945 zeigen. Sie wurden erst vor kurzem weiter in den Rasen hineinversetzt, weil sie durch die vor ihnen stehenden Parkbänke jahrelang nicht gut lesbar waren. Wie bei den meisten Denkmälern Wiens und Österreichs fehlt dennoch jeder Hinweis auf den Schöpfer des Werks sowie auf den Anlass der Errichtung und die Intention des Monuments. Im konkreten Fall müsste ein solcher Hinweis freilich das Eingeständnis beinhalten, dass das Denkmal von den Stadtvätern als zu "modern" für die Ringstraße angesehen worden war und daher unter der Bezeichnung "Staatsgründungsdenkmal" im Schweizergarten ("Da sieht man es weniger!") aufgestellt wurde.


Das Renner-Denkmal

Karl Renner wurde am 14. Dezember 1870 in Unter-Tannowitz bei Nikolsburg als 18. Kind einer verarmten Weinbauernfamilie geboren. In seinen Lebenserinnerungen weist er darauf hin, dass beide seiner Elternteile "aus uraltem deutschen Bauernstamme" amen. In mehreren Situationen seines Lebens, in dem er zum höchsten Amt der Republik Österreich gelangte, schlug sich sein ererbtes sudetendeutsches Bewusstsein in einer deutsch- und anschlussfreundlichen Einstellung nieder - ähnlich wie bei dem aus Nordböhmen stammenden Theodor Kardinal Innitzer. 

Renner gehörte seit 1907 dem Reichsrat an. Er war Führer des rechten, gemäßigten Flügels der österreichischen Sozialdemokratie. Als Staatskanzler trat er 1918-1920 an der Wiege der Republik dafür ein, dass sich diese als "Deutsch-Österreich" bezeichne und zum Bestandteil der Deutschen Republik erkläre. Dr. Karl Renner setzte sich auch in 
St. Germain unablässig für die Vereinigung Österreichs mit Deutschland ein. So schrieb er 1931 dem späteren NS-Bürgermeister von Wien, 
Dr. Hermann Neubacher, in einem Brief, dass man mit ihm, Renner, werde rechnen können, wenn es um einen Anschluss an Deutschland ginge.

-->Siegfried Nasko, Karl Renner - Zwischen Anklage und Verherrlichung, Zur Eröffnung des Karl-Renner-Museums in Gloggnitz, in: morgen, Nr. 19/1981, 307. 

Renner war Präsident des Nationalrates bis zum 4. März 1933, als er als Parlamentspräsident zurücktrat und damit ungewollt zur sogenannten "Selbstausschaltung" der Volksvertretung beitrug, nachdem in weiterer Folge auch der II. und der III. Präsident zurücktraten. Er wurde später - wie Theodor Körner - vom ständestaatlichen Regime in Haft genommen. Nach dem "Anschluss" wurde Renner in Gloggnitz unter eine Art Hausarrest gestellt, durfte jedoch einmal pro Woche zu einer Tarockpartie nach Wien fahren. Als die Nationalsozialisten bei ihm die Akten von St. Germain und das goldene Staatssiegel suchten, stellte sich heraus, dass dieses bei der unter der Abwasch verwahrten Küchenwaage als Gewichtsersatz Verwendung gefunden hatte - wieder werden wir daran erinnert, welchen Wert österreichischen Staatssymbolen manchmal beigemessen wird! 

Am 3. April 1938 ließ Karl Renner in einem Interview für das "Neue Wiener Tagblatt" die staunende österreichische Öffentlichkeit wissen, dass er "die große geschichtliche Tat des Wiederzusammenschlusses der deutschen Nation freudigen Herzens begrüße". Neben dem Motiv der Anpassung wollte Renner mit dieser Erklärung vermutlich auch den damaligen Zentralsekretär der Sozialdemokratischen Partei, Dr. Robert Danneberg, der mit anderen prominenten Österreichern am 1. April 1938 in das KZ Dachau gebracht worden war, schützen. Darüber hinaus verfasste Renner noch eine 80-seitige Denkschrift: "Die Gründung der Republik Österreich, der Anschluß und die Sudetendeutschen. Dokumente eines Kampfes", die er angeblich dem deutschen Außenamt 1938 zur Verfügung stellte. Die Broschüre existiert nur in Druckfahnen.

-->Walter Kleindel, "Gott schütze Österreich", Der Anschluß 
1938, Bundesverlag, Wien, 1988, 209 ff.

-->Gerhard Oberkofler/Eduard Rabofsky, Pflichterfüllung für oder 
gegen Österreich, Globus, Wien, 1988, 31.

-->Heinz Fischer, Karl Renner und sein Manuskript über den 
Anschluß und die Sudetendeutschen, in: Anton Pelinka et al. 
(Hg.), Zwischen Austromarxismus und Katholizismus, 
Festschrift für Norbert Leser, Braumüller, 1993. 

1945 trat Renner wieder auf den Plan: Als er sich über die Plünderungen und Vergewaltigungen durch Soldaten der Roten Armee beschwerte, erkoren ihn die Sowjets zu ihrem Mann der ersten Stunde. Der Name Renner war ja den zuständigen sowjetischen Politoffizieren ohnedies bekannt. Geschickt präsentierte sich Renner in einem Brief an Stalin, in welchem er dessen Feind Trotzki erwähnte, als etwas seniler, aber weitblickender sozialistischer Politiker und Garant eines unabhängigen Österreichs. Stalin, der den "alten Fuchs" aus seiner Wiener Zeit kannte, vermeinte leichtes Spiel mit dem Polit-Pensionisten zu haben und bestellte ihn zum Staatskanzler. So kam Renners Name nicht nur auf die "Totenscheine" des Habsburgerreiches und der Ersten Republik, sondern auch auf die "Geburtsurkunden" der österreichischen Staatsgebilde von 1918 und 1945 zu stehen. 

Karl Renner hat sich - wie wir an anderer Stelle hervorgehoben haben - nicht nur um das Staatswappen der Ersten Republik, sondern auch um eine Bundeshymne für dieselbe gekümmert. Das erinnert daran, dass sich auch Lenin persönlich mit dem sowjetischen Staatswappen befasste - so wie patriarchalische Firmenchefs auch heute noch gelegentlich den Zeichenstift zur Hand nehmen, um ein Firmen-Logo zu entwerfen. 

Eine kritische Würdigung des Politikers und Publizisten Dr. Karl Renner bezeichnet es als das Auffallende an Karl Renner, dass er immer wieder als Repräsentant der jeweils herrschenden Strömung erscheint: "Niemals kämpfte er gegen diesen Hauptstrom an". 

-->Anton Pelinka, Karl Renner zur Einführung, Junius, Hamburg, 
1989, 99, 103.

Es soll hier aber betont werden, dass es ungerecht wäre, Karl Renner einfach in ein deutschnationales Eck zu stellen, ohne seinen Mut, seinen Einfallsreichtum und seinen sicheren Instinkt, im entscheidenen Augenblick das Richtige zu sagen und zu tun, zu würdigen. 

"Die schäbige Aktentasche, die er auch am 29. April 1945 vom Rathaus zum Parlament schleppte, war das Requisit seiner politischen Genialität: Wenn sich die anderen an den Beratungstisch setzten, konnte er aus dieser Aktentasche immer schon die fertigen Gesetzesentwürfe auf die Tischplatte legen." (Hellmuth Andics).

1964 konstituierte sich ein Dr. Karl Renner-Denkmal-Verein, der aufgrund eines geladenen Wettbewerbs den ersten Preis mit der Zusicherung der Ausführung an den Wiener Bildhauer Heinrich Deutsch für jene Skulptur vergab, die heute als weithin unbekanntes "Staatsgründungsdenkmal" im Schweizergarten direkt neben dem Südbahnhof steht. Bedingung der Ausschreibung durch den Verein war es erstens, Gründung (1918) und Wiedererrichtung (1945) der Republik Österreich, an der Karl Renner maßgeblichen Anteil hatte, künstlerisch zum Ausdruck zu bringen, und zweitens, den Text der Unabhängigkeitserklärung "inschriftlich in die Komposition des Denkmals aufzunehmen". Wie die Fotomontage zeigt, sollte diesen beiden Bedingungen durch eine aus zwei Bögen emporwachsende Säule vor einer leicht geschwungenen Mauer mit dem Text vom 27. April 1945 entsprochen werden. 

@ Abbildung der Fotomontage

Doch die Gemeinde Wien konnte sich nicht dazu durchringen, dieser Gestaltung der Ecke Stadiongasse-Ring ihre Zustimmung zu geben. So wurde am 27. April 1967 der Öffentlichkeit eine weitaus konventionellere Lösung vorgestellt: Das für den am Silvestertag 1950 verstorbenen ersten Bundespräsidenten der Zweiten Republik, Dr. Karl Renner, errichtete Denkmal besteht aus einem silbern schimmernden Metallkopf, geschaffen von Alfred Hrdlicka, umgeben von einem Baldachin aus zwölf 6 m hohen zarten Stahlsäulen, entworfen von Dipl.Ing. Josef Krawina. Wer nun glaubt, diese Lösung hätte keinerlei Widerstände ausgelöst, irrt gewaltig. Hrdlicka musste sich gegen wütende Proteste und Angriffe, insbesonere aus dem Fußvolk der SPÖ zur Wehr setzen ("Kasperlkopf", "Spirituskocher")

Was dem unbefangenen Betrachter des Renner-Denkmals kaum auffallen wird, mutet bei genauem Hinsehen eher seltsam an: Der schwarze Marmorblock mit dem Kopf des Staatsmannes steht nicht im Zentrum der mittleren der neun quadratischen Sockelplatten, sondern ist leicht zum Parlament hin verschoben, sodass sich der Kopf auch nicht mehr in der Mitte unter den oben fast kreisförmig zusammenlaufenden Säulen befindet. Man kann über die Bedeutung dieser ungewöhnlichen Anordnung Spekulationen in mehrere Richtungen anstellen. 

- Als wahrscheinlichstes Motiv für die leichte Verschiebung der Kopfplastik in südliche Richtung bietet sich an, dass dies ein letzter Gruß der Freimaurer an ihr prominentes Mitglied Dr. Karl Renner war: der Platz der Gesellen in der Loge ist ja im Süden, im "Mittag". Wenn ein "Vollendeter Bruder" also symbolisch zum "Großen Baumeister aller Welten" aufblickt, so ist sein Platz in der Ewigkeit ein wenig südlich (rechts) der Mitte. (vgl. hiezu das Kapitel über die Symbole der österreichischen Freimaurer)

- Ein zweites Motiv könnte der Hinweis darauf sein, dass Renner als Repräsentant des rechten Flügels der Sozialdemokratie galt. 

- Eine dritte Möglichkeit wäre die Annahme, dass durch die Verschiebung der Lage des Kopfes zum Parlamentsgebäude hin angedeutet werden sollte, dass das Parlament die wichtigste Wirkungsstätte im Leben Karl Renners war.

- Die letzte - bei einem Symbol dieser Art, wie wir wissen, nie völlig auszuschließende - Variante besteht darin, dass es sich einfach um ein Versehen bei der Ausführung des Baues handelt.

--> einfügen Brief - alles vergleichen!


Das Raab-Denkmal

Ing. Julius Raab wurde am 29. November 1891 in St. Pölten geboren und starb am 8. Jänner 1964 in Wien, nachdem er, bereits gesundheitlich schwer angeschlagen, bei der Bundespräsidentenwahl am 28. April 1963 dem amtierenden Präsidenten Adolf Schärf, der 55 Prozent der Stimmen erhielt, mit 41 Prozent unterlegen war. 

Nach seinem Kriegsdienst als Pionieroffizier trat Julius Raab in die väterliche Baufirma in St. Pölten ein. Als Führer der niederösterreichischen Heimwehr hatte er den sogenannten "Korneuburger Eid" zwar mitgeschworen, war aber bald danach ausgeschieden, da ihm der radikale Kurs der Heimwehren nicht lag. Raab widmete sich in der Folge dem Aufbau der Standesvertretungen der Gewerbetreibenden, was er als ÖVP-Wirtschaftsbundobmann ab 1945 weiter verfolgte. Zwischen 1953 und 1961 Bundeskanzler in vier Regierungen, gelang es ihm, nicht nur die österreichische Wirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg mit entscheidenden Impulsen zu versehen ("Raab-Kamitz-Kurs"), sondern auch zusammen mit Leopold Figl, Adolf Schärf und Bruno Kreisky 1955 den Staatsvertrag zu vollenden. 

In den ersten Jahren nach seinem Tod ein Denkmal für Julius Raab zu errichten, war zunächst gar nicht so einfach: weder war es leicht, die dafür nötigen Mittel aufzutreiben, noch war es einfach, einen geeigneten Platz zu finden. Schließlich einigte man sich darauf, das Monument gegenüber dem Parlament in die Volksgartenumfriedung einzubauen - die zuständigen Ministerien der Regierung Klaus waren dabei behilflich. Das Denkmal selbst wurde von dem bekannten Architekten Clemens Holzmeister entworfen; das Medaillon mit dem Antlitz des wortkargen Politikers mit der Virginia, der so gerne Knackwurst aß (die berühmte "Beamtenforelle"), stammt von Toni Schneider aus Mariazell.

Das Monument besitzt eine starke Symbolkraft: es ist die Nachbildung eines altrömischen "Friedenstores", d.h. einer Pforte, die nur im Kriegsfall geöffnet wurde. Erwähnenswert ist weiters die Inschrift auf der Volksgartenseite. Es ist dies ein Satz aus dem Testament von Julius Raab: 

"Aber alle bitte ich inständig, die rot-weiß-rote Fahne hochzuhalten und unser schönes Österreich als einen Hort der Freiheit zu bewahren". 

Neben dem Denkmal rostet ein Flaggenmast traurig vor sich hin. Als für die Vorbereitung der Denkmalenthüllung am 15. Mai 1967 verantwortlicher Bundesorganisationsreferent der ÖVP hat ihn der Verfasser setzen lassen - in der Hoffnung, dass er an allen Staatsfeiertagen, am 15. Mai und am Todestag von Julius Raab mit der von Raab so geliebten rot-weiß-roten Flagge geschmückt werden würde. Wie man sich leicht vorstellen kann, ging das nur solange gut, als derjenige sich persönlich darum kümmerte, der diesen verwegenen Gedanken gefasst hatte. 

@ Foto vom Verfasser


An Julius Raab erinnert auch der nach ihm benannte Platz vor der Wiener Urania.


Das Figl-Denkmal

Leopold Figl verdient es genau so wie Karl Renner, Julius Raab und Bruno Kreisky, unter die Großen der politischen Geschichte der Republik Österreich gezählt zu werden. Der am 2. Oktober 1902 in Rust im Tullnerfeld geborene Bauernsohn war seinem Beruf nach Agraringenieur, widmete sich jedoch bald der Politik. Seit 1933 Direktor des Niederösterreichischen Bauerbundes, war er in der NS-Ära zweimal inhaftiert. Noch 1945 wurde über ihn das Todesurteil gefällt. Figl war Mitbegründer der ÖVP und bis 1961 ihr Obmann. Von 20. Dezember 1945 bis 2. April 1953 war er Bundeskanzler. Während der sechs Jahre, in denen er Außenminister war, konnte er den Staatsvertrag unterzeichnen. Leopold Figl verstarb am 9. Mai 1965 als Landeshauptmann von Niederösterreich. Die frühere Regierungsgasse zwischen Herrengasse und Minoritenplatz heißt heute Leopold Figl-Gasse. 

Der Niederösterreicher Leopold Figl war wohl der populärste aller Nachkriegspolitiker Österreichs. Nicht nur seine Vorliebe für ein Gläschen Wein, sondern vor allem seine tief menschliche Art zu sprechen, wird allen jenen, die ihn je erlebten, immer in Erinnerung bleiben. Immer wieder ist man gerührt, wenn man seine schlichte Weihnachtsansprache aus dem Jahre 1945 von der Schallplatte hört:

"Ich kann euch zu Weihnachten nichts geben. Ich kann euch für den Christbaum, wenn ihr überhaupt einen habt, keine Kerzen geben. Ich kann euch keine Gaben für Weihnachten geben. Kein Stück Brot, keine Kohle zum Heizen, kein Glas zum Einschneiden .. Wir haben nichts. Ich kann euch nur bitten, glaubt an dieses Österreich ..."

Diese Worte sind zu einem Symbol für den unbändigen Willen der Kriegsgeneration geworden, Österreich aus Schutt und Trümmern wieder aufzubauen. Sie sollten uns Nachgeborene mahnen, uns trotz unseres Wohlstandes aktiv um die Res Publica zu kümmern.

Wie sehr diese Zeit freilich verblasst ist (oder wie stark das Figl-Bild von seiner Vorliebe für den Wein geprägt ist), zeigt ein Versprecher eines Radioreporters, der aus der erwähnten Weihnachtsansprache einmal wie folgt zitierte: "Kein Stück Brot, keine Kohle zum Heizen, kein Glas zum 
Einschenken ...".

Das Buch von Nemetschke/Kugler (1990) erwähnt zwar die beiden eher nichtssagenden Denkmäler für Rudolf von Alt und Clemens Maria Hofbauer am Minoritenplatz, weiß aber über das ebendort aufgestellte, hochaufragende Denkmal für Dipl.Ing. Dr. hc. Leopold Figl (den Bauernführer, KZ- Häftling, Bundeskanzler, Außenminister, Nationalratspräsidenten und Landeshauptmann) nichts zu berichten. 

Nach Czeike wurde das Denkmal von Obermoser und Coufal geschaffen und am 13. Juli 1973 enthüllt.


Erinnerungen an Sigmund Freud

Der vor der Votivkirche liegende, von ihr aber durch mehrere stark befahrene Fahrspuren getrennte Park heißt seit den achtziger Jahren "Sigmund-Freud-Park". Die Benennung geht auf die Bemühungen der Sigmund-Freud-Gesellschaft unter Univ. Doz. Dr. Harald Leupold-Löwenthal zurück und wurde von Bürgermeister Dr. Helmut Zilk unterstützt. Sehr auffällig ist diese späte Ehrung des Wiener Begründers der Psychoanalyse freilich nicht. Bis dahin gab es für den am 6. Mai 1856 im mährischen Freiberg geborenen und am 23. September 1939 in der Emigration in London verstorbenen weltbekannten Forscher, der 78 Jahre in Wien verbrachte, nur einige noch unauffälligere Gedenkzeichen. 


Fotos 

- 1953 wurde von der World Federation of Mental Health am Haus Wien 9., Berggasse 19 eine Gedenktafel für den "Schöpfer und Begründer der Psychoanalyse" angebracht. 1971 entstand dort das Sigmund-Freud-Haus entstehen. Unter den vielen dort ausgestellten Erinnerungsstücken aus der Wiener Praxis Dr. Freuds fehlt die berühmte Couch, sie befindet sich im Londoner Freud-Museum. 

- Im Arkadenhof der Wiener Universität steht seit 4. Februar 1955 eine Freud-Büste. An ihrem Sockel findet sich ein Vers aus "König Ödipus" von Sophokles: "Der das berühmte Rätsel löste und ein gar mächtiger Mann wurde".

- Am 6. Mai 1977 wurde nächst dem ehemaligen Bellevue an der Wiener Himmelstraße eine von Wilhelm Holzbauer geschaffene Stele enthüllt, die an den 24. Juli 1895 erinnert, den Tag, an dem sich an jenem Ort "dem Dr. Sigmund Freud das Geheimnis des Traumes enthüllte."

- Zum 125. Geburtstag wurde Sigmund Freud 1981 eine 3-S-Briefmarke gewidmet. 1986 folgte das Freud-Porträt auf dem Fünfzig-Schilling-Schein.

- Am 6. Mai 1985 - 100 Jahre nach der Ernennung Freuds zum Privatdozenten - enthüllte Bürgermeister Zilk im neu benannten Sigmund-Freud-Park einen Gedenkstein. Unter den Buchstaben Psi und Alpha - von Freud als Abkürzung für "Psychoanalyse" verwendet - findet sich die Inschrift "Die Stimme der Vernunft ist leise". Dieses Freud-Zitat lautet im Original: "Die Stimme des Intellekts ist leise, aber sie ruht nicht, ehe sie sich Gehör geschafft hat." (Ges. Werke XIV/1927c, 377). Worauf die leichte Modifikation des Textes auf dem Gedenkstein zurückgeht, ist nicht mehr zu klären, doch hat Freud selbst das Wort "Vernunft" als ein Synonym für "Intellekt" bezeichnet. 

-->Wolfgang J. Kraus/Alfred Stalzer/Ingrid Scholz-Strasser, Freud, Broschüre des Wiener Fremdenverkehrsverbandes, 1991,
sowie Brief von Frau Scholz-Strasser an den Autor. 


Das Denkmal gegen Krieg und Faschismus

Im Gegensatz zum "Staatsgründungsdenkmal" erhielt das mehrteilige, in der zeit nach seiner Enthüllung heftig umstrittene Mahnmal von Alfred Hrdlicka einen besonders prominenten Aufstellungsort, nämlich den Albertinaplatz direkt hinter der Staatsoper. Das begehbare Monument wurde knapp vor Ende des sogenannten "Bedenkjahres 1938-1988" am 24. November 1988 enthüllt. Es besteht aus vier Teilen: durch das aus zwei Marmorblöcken bestehende "Tor der Gewalt" gehend trifft man auf die aus Bronze gefertigte Figur des "straßenwaschenden Juden". Dahinter folgt die Marmorskulptur "Orpheus betritt den Hades", ein Werk Hrdlickas aus dem Jahr 1975. Den Abschluss des "Gedenkplatzes" bildet der hochaufragende "Stein der Republik", in welchen der Text der Unabhängigkeitserklärung vom 27. April 1945 eingemeißelt ist.

Besonders die Figur des weniger als lebensgroßen, gekrümmt knienden und die Straße reinigenden alten Mannes erregte die Gemüter der Wiener. Ein Grund dafür war zunächst der Umstand, dass sich zahlreiche Touristen den Rücken der Symbolgestalt zum Ausruhen oder zum Posieren für ein Erinnerungsphoto aussuchten. Wenn dies auch meist arglos geschah - hier rächt sich wieder das Fehlen einer erklärenden Tafel - so geriet es doch zum Ärgernis, weshalb die Figur alsbald mit einer - ihr Elend noch steigernden - Stacheldrahtauflage versehen wurde. 

Ein weiterer Grund für die Ablehnung des Denkmals liegt in der Verewigung des Bildes vom verfolgten, geknechteten und zum Untergang verurteilten Juden. Manche hätten an Stelle dieser Darstellung wohl lieber ein Symbol der Überwindung von Verfolgung und Tod gesehen. Der bekannte Bildhauer hält dieser Ansicht entgegen, dass nur die fortdauernde Provokation den schläfrigen Geist des Österreichers aus seiner Lethargie zu wecken vermag. 

Jedenfalls ist die in Stein gehauene und so im Stadtzentrum auf Dauer präsente Unabhängigkeitserklärung ein wichtiges Symbol für die Eigenständigkeit Österreichs. Dass man auf sie durch ein "Tor der Gewalt" zuschreitet, vorbei an einem Sinnbild für eine der größten Tragödien der Menschheitsgeschichte, in welche Österreicher als Täter und Opfer gleichermaßen verwoben waren, ist ein gelungenes künstlerisches, politisches und volksbildnerisches Konzept. Insofern vermag die halb figürliche, halb abstrakte Darstellungsweise des Hrdlicka-Denkmals zweifellos eine größere Wirkung auszuüben als die abstrakte Ästhetik des Denkmals im Schweizergarten. 

Das Denkmal steht an jenem Ort, an dem sich bis zu einem 
Bombenangriff am 12. März 1945 der feudale Philipphof befand. Die Trümmer begruben eine große Anzahl von Menschen, die sich damals in den Keller des Gebäudes geflüchtet hatten. Die Ruine wurde ohne Exhumierung der Bombenopfer am 24. Oktober 1947 durch Sprengung eingeebnet. Eine Tafel im Boden vor dem Denkmal weist auf diesen Umstand hin. Etwas abseits finden sich weitere Tafeln mit detuschen und englischen Erläuterungen zum Denkmal - eine begrüßenswerte Ausnahme.

### Text siehe Foto vom Verfasser


Dr. Bruno Kreisky-Gasse

Dr. Bruno Kreisky wurde als Sohn einer großbürgerlichen Familie am 22. Jänner 1911 in Wien geboren und starb hier am 29. Juli 1990.

Als sozialdemokratischer Aktivist vom austrofaschistischen Regime abgeurteilt und im Anhaltelager Wöllersdorf zusammen mit Nationalsozialisten interniert, konnte er nach neuerlicher Verhaftung durch das NS-Regime im Herbst 1938 ausreisen. Er verbrachte die Kriegsjahre als Journalist in Schweden.

Nach seiner Heimkehr war Kreisky sieben Jahre Außenminister (1959-1966) und dreizehn Jahre Bundeskanzler (1970-1983). Er wirkte nicht nur am österreichischen Staatsvertrag mit, sondern trug als Vorsitzender der SPÖ entscheidend zur Liberalisierung Österreichs bei (Lösung der Habsburgfrage, Überwindung des Lagerdenkens etc.). Gleichzeitig gelang es ihm, Österreich auch außenpolitisch neu zu positionieren (Vertiefung der Beziehungen zur arabischen Welt, Wien als dritte UNO-Stadt). In seinen letzten Lebensjahren setzte er sich vor allem für den Frieden im Nahen Osten ein und veröffentlichte autobiographische Schriften. 

Foto

Kreisky wurde am Zentralfriedhof ein schlichtes Ehrengrab mit ansprechender abstrakter Symbolik errichtet. Das Grabmal besteht aus einer in den Rasen eingebetteten kreisrunden Marmorplatte und einer kleinen runden Lichtsäule, ebenfalls aus Stein. Als es darum ging, eine Straße nach Bruno Kreisky zu benennen, entschloss man sich, der nur 70 Schritte messenden Verbindung vom Ballhausplatz zum Minoritenplatz den Namen "Dr.-Bruno-Kreisky-Gasse" zu geben.

Wie man sich leicht denken kann, ist die Bekanntheit der nach Dr. Bruno Kreisky benannten Gasse heute denkbar gering. Bei einer Repräsentativumfrage unter rund 500 Wienern konnten 5% den richtigen Ort nennen, weitere 6% tippten auf den ersten Bezirk. 
25% nannten einen falschen Ort und 63% gaben die Antwort "weiß nicht". 

-->Integral-Telephonumfrage Wien, 15.10.1993, n=476.

Neben der Gasse in der Innenstadt trägt die Betonfläche vor dem Austria-Center in der UNO-City die Bezeichnung "Bruno Kreisky-Platz". 

Kreisky park

Die Entscheidung für diese beiden Verkehrsflächen mag vielen als eine sehr bescheidene Erinnerung an einen Politiker erscheinen, 
der immerhin zwei Jahrzehnte an vorderster Stelle Regierungsverantwortung getragen hat. Könnte es - ähnlich wie im Falle von Sigmund Freud - an der jüdischen Abstammung Bruno Kreiskys liegen, dass sich die Nachwelt so zögerlich verhält?

Für diese These spricht auch der Umstand, dass die einzige im Wiener Stadtbild vorhandene Würdigung für den Begründer des Zionismus, Theodor Herzl, eine Wohnhausanlage in der Leopoldsgasse 13-15 im 2. Bezirk ist, wo am 15. Mai 1960 eine Gedenktafel enthüllt wurde. Immerhin war Theodor Herzl zwei Jahrzehnte in Wien schriftstellerisch tätig; durch sein Wirken wurde er zum geistigen Vater des 1948 gegründeten Staates Israel. Herzl war ursprünglich in Edlach und dann auf dem Döblinger Friedhof begraben worden, sein Leichnam wurde jedoch auf seinen Wunsch in den neuen Judenstaat übergeführt, wo er auf dem nach ihm benannten Berg in Jerusalem ruht. 

Stiege und Platz am Ring

Bei der Frage der Benennung von Verkehrsflächen muss man fairer Weise folgendes bedenken: Wie bei der beinahe ebenso kurzen Leopold-Figl-Gasse (vom Minoritenplatz zur Wallnerstraße) wurde im Falle von Bruno Kreisky ein Straßenzug in unmittelbarer Nähe der politischen Wirkungsstätte des zu Ehrenden gefunden. Die Gasse liegt im Stadtzentrum und hat den Vorteil, kein Wohngebiet zu sein. Denn man muß wissen, dass bei Straßen-Umbenennungen ja oft viele Bürger gezwungen werden, ihre Adressen und damit ihre wichtigsten Dokumente zu ändern. Daher sind Umbenennungen immer eine schwierige Sache - andererseits aber sind in Wien keine auch nur halbwegs bedeutsamen Verkehrsflächen ohne Bezeichnung zu finden, es sei denn in den am Stadtrand liegenden neuen Siedlungsgebieten. 


Fotos

So wird etwa des Wiener Bürgermeisters und zweimaligen österreichischen Bundespräsidenten Franz Jonas (1899-1974) durch einen Platz vor dem Bahnhof Floridsdorf gedacht, während es Theodor Körner (1873-1957), ebenfalls Bürgermeister und Bundespräsident, zu keiner Verkehrsfläche, aber dafür 1963 zu einem Denkmal gebracht hat. Es befindet sich im Rathauspark gegenüber der Statue, die zum Andenken an Bürgermeister Karl Seitz (1869-1950) bereits im Jahre 1951 errichtet wurde. An Bundespräsident Dr. Adolf Schärf (1890-1965) erinnern mehrere nach ihm benannte Studentenheime und ein Platz neben der U-Bahnstation Kagran. Neben einem Denkmal für Bertha von Suttner von Siegfried von Charoux (1896-1967), errichtet 1959 Ecke Theresianumgasse/Favoritenstraße gibt es eine Gedenktafel Ecke Zedlitzgasse/Stubenbastei und eine Bertha-von-Suttner-Gasse, die östlich des Kagraner Friedhofs liegt. Dem Gründer der Paneuropa-Bewegung, Graf Coudenhove-Calergi, ist ein schmaler Grünstreifen mit Kastanienbäumen entlang der Wientalstraße, stadtwärts auf der Höhe des Schlosses Schönbrunn, gewidmet. 

Günther Nenning erinnerte in einem Artikel zum Thema Ästhetik und 
Politik an die Bemühungen des 1986 verstorbenen Wiener Stadtrats 
Dr. Jörg Mauthe um Schönheit im Stadt- und Dorfbild und daran, 
welches Denkmal ihm seine Heimatstadt gesetzt hat:

"Dass es auch anders geht, zeigt Wien. Der Jörg-Mauthe-Platz, 
Wien 9, benannt 1993, besteht aus drei abgrundschiachen 
Verkehrsinseln zwischen Porzellan- und Berggasse. Seine Toten zu 
ehren durch Verhöhnung ist hohe Wiener Schule."

--> Profil, 51/52-1993, 121.

Dass weder Ignaz Seipel (1876-1932) noch Engelbert Dollfuß (1892-
1934) und schon gar nicht Kurt Schuschnigg (1897-1977) in Wien
Denkmäler erhalten haben, obwohl sie in den schwersten Zeiten 
unseres Vaterlandes das Amt des Bundeskanzlers ausübten, 
erklärt sich aus einer noch nicht voll aufgearbeiteten jüngsten
Vergangenheit - ihre Verdienste müssten zunächst fair gegen ihre 
Fehler aufgewogen werden. Vielleicht würde sogar bei einem 
Überwiegen der Fehler über die Vorzüge ein sichtbares Mahnmal für 
solche Staatsmänner Sinn machen. Allerdings erst dann, wenn sich 
so etwas wie eine "Denkmal-Pädagogik" entwickelt hätte, die 
Denkmäler nicht ohne ausreichende, zum Nachdenken anregende 
Erklärungen aufstellt.

Im Grazer Rosarium stellte der Bildhauer Gustinus Ambrosi (1893-
1975), Schöpfer von rund 2400 Skulpturen, Lyriker und Essayist, 
am 25. Juli 1937 eine Dollfuß-Büste auf. Der auf einem 
hohen Sockel stehende Dollfuß-Kopf wurde am 12. März 1938 von der 
Grazer Berufsfeuerwehr mit Ketten umschlungen und unter 
stürmischen "Sieg-Heil"-Rufen der Zuseher zu Boden gestürzt. 
Der stark beschädigte Kopf ist erhalten und wurde anläßlich der 
Ausstellung "Kunst und Diktatur" vor dem Wiener Künstlerhaus 1994 
ausgestellt.

@ Photo vom Verfasser
@ interessantes Photo, Wimmer 73

jedenspeigen, andreas hofer, neuhofen

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