Das Raab-Denkmal

Ing. Julius Raab wurde am 29. November 1891 in St. Pölten geboren und starb am 8. Jänner 1964 in Wien, nachdem er, bereits gesundheitlich schwer angeschlagen, bei der Bundespräsidentenwahl am 28. April 1963 dem amtierenden Präsidenten Adolf Schärf, der 55 Prozent der Stimmen erhielt, mit 41 Prozent unterlegen war. 


 

Nach seinem Kriegsdienst als Pionieroffizier trat Julius Raab in die väterliche Baufirma in St. Pölten ein. Als Führer der niederösterreichischen Heimwehr hatte er den sogenannten "Korneuburger Eid" zwar mitgeschworen, war aber bald danach ausgeschieden, da ihm der radikale Kurs der Heimwehren nicht lag. Raab widmete sich in der Folge dem Aufbau der Standesvertretungen der Gewerbetreibenden, was er als ÖVP-Wirtschaftsbundobmann ab 1945 weiter verfolgte. Zwischen 1953 und 1961 Bundeskanzler in vier Regierungen, gelang es ihm, nicht nur die österreichische Wirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg mit entscheidenden Impulsen zu versehen ("Raab-Kamitz-Kurs"), sondern auch zusammen mit Leopold Figl, Adolf Schärf und Bruno Kreisky 1955 den Staatsvertrag zu vollenden.

In den ersten Jahren nach seinem Tod ein Denkmal für Julius Raab zu errichten, war zunächst gar nicht so einfach: weder war es leicht, die dafür nötigen Mittel aufzutreiben, noch war es einfach, einen geeigneten Platz zu finden. Schließlich einigte man sich darauf, das Monument gegenüber dem Parlament in die Volksgartenumfriedung einzubauen - die zuständigen Ministerien der Regierung Klaus waren dabei behilflich. Das Denkmal selbst wurde von dem bekannten Architekten Clemens Holzmeister entworfen; das Medaillon mit dem Antlitz des wortkargen Politikers mit der Virginia, der so gerne Knackwurst aß (die berühmte "Beamtenforelle"), stammt von Toni Schneider aus Mariazell.

Das Monument besitzt eine starke Symbolkraft: es ist die Nachbildung eines altrömischen "Friedenstores", d.h. einer Pforte, die nur im Kriegsfall geöffnet wurde. Erwähnenswert ist weiters die Inschrift auf der Volksgartenseite. Es ist dies ein Satz aus dem Testament von Julius Raab: 

"Aber alle bitte ich inständig, die rot-weiß-rote Fahne hochzuhalten und unser schönes Österreich als einen Hort der Freiheit zu bewahren". 

Neben dem Denkmal rostet ein Flaggenmast traurig vor sich hin. Als für die Vorbereitung der Denkmalenthüllung am 15. Mai 1967 verantwortlicher Bundesorganisationsreferent der ÖVP hat ihn der Verfasser setzen lassen - in der Hoffnung, dass er an allen Staatsfeiertagen, am 15. Mai und am Todestag von Julius Raab mit der von Raab so geliebten rot-weiß-roten Flagge geschmückt werden würde. Wie man sich leicht vorstellen kann, ging das nur solange gut, als derjenige sich persönlich darum kümmerte, der diesen verwegenen Gedanken gefasst hatte. 

An Julius Raab erinnert auch der nach ihm benannte Platz vor der Wiener Urania.