Das Radetzky-Denkmal
Vor dem Regierungsgebäude am Stubenring, dem ehemaligen Kriegsministerium und
späteren Sitz des reichsdeutschen "Wehrkreiskommandos" steht das
Reiterdenkmal von Feldmarschall Johann Joseph Wenzel Graf Radetzky von Radetz.
Radetzky, der bekannteste österreichische Heerführer, wurde am 2. November
1766 in Trebnice (Böhmen) geboren und starb am 5. Jänner 1858 in
Mailand. Die von Kaspar v. Zumbusch geschaffene Reiterstatue stand seit 1892 vor
dem früheren Kriegsministerium am Hof. 1907 entstand der Plan, sie auf den
Schmerlingplatz zu transferieren, doch wurde sie schließlich 1912 am Stubenring
aufgestellt.
Das insgesamt relativ einfach ausgeführte Denkmal, das den Leistungen des
Feldmarschalls für sein Vaterland nicht wirklich gerecht wird, trägt über
einem schönen Doppeladler auf einem Blitzbündel das geflügelte Wort: "In
deinem Lager ist Österreich". Es stammt von Franz Grillparzer. Dieser
hatte sich durch ein Gedicht, das er im Juni 1848 mit dem Titel
"Feldmarschall Radetzky" schrieb, bei der Armee beliebt gemacht. Hier
die erste und die siebente der neun Strophen:
Glück auf, mein Feldherr, führe den Streich!
Nicht bloß um des Ruhmes Schimmer,
In deinem Lager ist Österreich,
Wir andern sind einzelne Trümmer.
Die Gott als Slaw' und Magyaren schuf,
Sie streiten um Worte nicht hämisch;
Sie folgen, ob deutsch auch der Feldherrnruf,
Denn: Vorwärts! ist ungrisch und böhmisch.
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Radetzky war unter fünf Kaisern fast dreiundsiebzig Jahre lang Soldat gewesen.
Als Berufsoffizier hatte er noch unter Laudon den letzten Türkenkrieg (1788/89)
mitgemacht und gegen die französischen Revolutionsheere in den österreichischen
Niederlanden und am Rhein gekämpft. Er spezialisierte sich später auf die
Lombardei, wo er sich das Ritterkreuz des Maria-Theresien-Ordens erwarb. Er
wirkte entscheidend an der Niederringung Napoleons und der Vorbereitung der Völkerschlacht
bei Leipzig (1813) mit und diente jahrelang in verschiedenen hohen militärischen
Funktionen und in vielen Garnisonen.
Radetzky war der erste Feldherr, der die Eisenbahn für Truppentransporte
einsetzte . Seine Glanzzeit waren die siegreichen Schlachten von Custozza,
Novara und anderen norditalienischen Orten, in welchen er die nationale
italienische Revolution von 1848/49 niederschlug. "Vater" Radetzky,
der an siebzehn Feldzügen und unzähligen Schlachten teilgenommen hatte, sollte
nach dem Willen des Kaisers in der Kapuzinergruft begraben werden. Doch konnte
Radetzkys Freund, der Heereslieferant Pargfrieder, erwirken, dass er Radetzky
auf dem Heldenberg bei Kleinwetzdorf - er hatte dort ab 1848 eine Art
"habsburgisches Walhalla" errichtet - begraben durfte. Radetzky hatte
ihm das nämlich zu Lebzeiten für geborgtes Geld gestattet. So ruht der
Feldmarschall nun zwischen zahlreichen Büsten und Statuen der Helden der Armee
und der österreichischen Herrscher.
In der untersten, schwer zugänglichen Gruft, einbalsamiert und von einer Rüstung
gestützt in seiner grünen Hauskleidung sitzend, wurde fünf Jahre nach
Radetzky auch Josef Gottfried Ritter von Pargfrieder bestattet. Er war wie
Radetzky als Waise aufgewachsen (manche vermuten, er sei aus einer Verbindung
Josephs II. mit einer schönen Jüdin hervorgegangen), hatte wie Radetzky eine
fanatische Liebe zum Militär entwickelt und war wie dieser Mitglied des
geheimnisvollen Bundes der Rosenkreuzer gewesen.
=> Katalog der n.ö. Landesausstellung 2005
Ein weiteres Denkmal, das Radetzky unsterblich gemacht hat, ist der von Johann
Strauß Vater komponierte schwungvolle Radetzky-Marsch, mit dem alljährlich das
Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker zu Ende geht. Der weltbekannte, ursprünglich
noch duftiger instrumentierte Marsch op. 228 entstand 1848 unter Mithilfe von
Philipp Fahrbach dem Älteren, einem Violinisten des Meisters aus einer
bekannten Wiener Musikerfamilie. Angeblich in nur zwei Stunden komponierten
beide den Marsch unter Verwendung von Motiven zweier Wiener Volkslieder für das
Fest, das für den Sieger in der Schlacht von Custozza (25.Juli 1848) am 31.
August 1848 auf dem Wasserglacis (dem Gelände des 1862 eröffneten Stadtparks)
gegeben wurde.
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