Rot-Weiß-Rot durch die Jahrhunderte

Die wahre Geschichte der österreichischen Farben (in Bearbeitung)

Die Legende von Akkon

Der rot-weiß-rote Bindenschild soll bei der Belagerung der 
Festung Akkon (gr. Ptolemais)
während des durch die Rückeroberung 
Jerusalems durch Sultan Saladin am 3. Oktober 1187 ausgelösten 
3. Kreuzzugs entstanden sein, an dem der an sich an militärischen 
Abenteuern desinteressierte Babenberger Leopold V. auf Drängen 
von Papst Clemens III. teilnehmen musste. Die Sage erzählt 
Folgendes. Nach der siegreichen Schlacht um die für die 
Kreuzfahrer strategisch wichtige Hafenfestung Akkon 
(Hebräisch עכו/ ‘Akkô, Arabisch عكّا ‘Akkā) in der Bucht von Haifa
am 12. Juli 1191 sei das weiße Waffenkleid des österreichischen 
Herzogs Leopold V., des Tugendhaften (1157-1194), über und über 
mit Blut bespritzt gewesen. Als man dem Herzog dann den Schwertgurt 
abnahm, sei ein weißer Streifen ("Binde") übriggeblieben. 
Nach der ersten Ausgabe des "Österreich-Lexikons" (Wien, 1966, S. 978) 
sei Leopolds blutroter Rock mit dem weiß gebliebenen Streifen über 
400 Jahre lang in der Kirche "Maria auf der Had" (Maria Enzersdorf) 
aufbewahrt worden. 1529 sei er vor den herannahenden Türken nach 
Perchtoldsdorf in Sicherheit gebracht worden, bei der zweiten 
Türkenbelagerung 1683 sei dies aber nicht mehr gelungen und 
seither sei das Kleid verschwunden. 

Diese Entstehungsgeschichte, auf die auch der Babenberger-
Stammbaum (1489-1492)
Bezug nimmt, wurde bis in die neueste Zeit 
immer wieder auch offiziell und in Schulbüchern verwendet. Sie 
geht auf Leopold Stainreuter, den Kaplan Albrechts III., zurück, 
der sie um 1394 in seiner Fabel-Chronik der 95 Herrschaften 
aufgebracht hat. Abgesehen von der an sich sehr martialischen 
Form der Legende, könnte es sich beim "Waffenrock" höchstens um 
ein Unterhemd gehandelt haben, denn die Kreuzritter zogen trotz 
der Julihitze im Heiligen Land nicht in feschen weißen Uniformen 
oder wallenden Gewändern, sondern in voller Rüstung in die 
Schlacht um eine Sarazenenfestung. 

b. 

Babenberger Stammbaum 

Durch die im folgenden erwähnten historischen Zeugnisse gewann
die Akkon-Legende eine derartige Glaubwürdigkeit, dass sie 
bedenkenlos in das kaiserliche Patent vom 6. August 1806 
Eingang fand, in welchem Titel und Wappen des neu geschaffenen
Kaisertums Österreich dekretiert wurden. Über "das nunmehrige 
Hauswapen, ein silberner Querbalken im rothen Felde
" heißt es 
dort:

"Das mittlere Feld verlieh 1191 Heinrich VI. nach einer 
denkwürdigen, unwiderlegten Ueberlieferung Herzog Leopold dem 
Tugendhaften von Oesterreich, babenbergischen Stammes, zur 
Verewigung des Heldenmuthes, den er bey der Belagerung von 
Ptolomais bewies, wo bey einem Ausfalle sein ganzes weißes 
Panzerhemd, bis auf die Stelle, die sein Schwertgehänge 
bedeckte, vom Blute der Ungläubigen gefärbt war."


=> Franz Gall, Wappenkunde, Böhlau, Wein 1977, S. 81

Die Überlieferung der Legende von Akkon wurde schon durch frühe 
Dokumente befördert. 

Um 1260 entstand eine Urkunde, der man entnehmen sollte, sie 
sei samt Bindenschild am 7. Mai 1178 in Lorch ausgestellt worden. 
Auf dieser Urkunde wird Leopold V. aber nicht nur als 
Herzog von Österreich, sondern auch als Herzog von Steiermark 
bezeichnet, was er jedoch erst 1192 aufgrund der Georgenberger 
Handfeste
wurde. Zusammen mit einer anderen Urkunde, angeblich in 
Linz im Jahre 1192 ausgestellt, sollte diese Dokumentenfälschung 
Vorrechte des oberösterreichischen Klosters Gleink gegenüber 
Ottokar II. von Böhmen nachweisen. In Wirklichkeit siegelte 
Leopold V. mit dem schon seinem Vater Heinrich II., Jasomirgott, 
verliehenen Reichsadler, wenn es um österreichische 
Angelegenheiten ging, und mit dem steirischen Panther, wenn es um 
steiermärkische Belange ging. 

Die "Chronik von den 95 Herrschaften" des Wiener 
Augustiner-Eremiten Leopold Steinreuter berichtet um 1394 im 
Zusammenhang mit der Festnahme von König Richard Löwenherz in 
Wien-Erdberg auch über Leopold V.: 

"Man saget, daz herczog Leupolt dem land ze Oesterreich den 
löbleichen Schilt, ain weißen strich mit durch die roten veldung 
und auf dem helm ain guldein chron mit aim poschen das 
phansvedern, in der haidenschaft hat ervochten." 

Gegen Ende des 14. Jahrhunderts hatte sich also schon die 
Meinung verfestigt, Leopold V., der Tugendhafte, habe den 
rot-weiß-roten Balkenschild (so der heraldisch richtige Ausdruck) 
angenommen. Daneben enthält die Chronik übrigens auch andere 
Wappensagen, insbesondere die "Fabelwappen" der "ersten 80 
Herrschaften" - erfundene heraldische Symbole, die als Vorlage 
für die auf Initiative Friedrichs III. an der St. Georgskapelle 
in Wiener Neustadt 1453 von Peter von Pusika vollendeten 
monumentalen Wappenwand dienten. Neben den 14 Wappen der 
habsburgischen Länder zeigt die eindrucksvolle Fläche insgesamt
93 solcher Phantasiewappen. 

=> Andreas Kusternig, Adler und Rot-Weiß-Rot - Symbole aus 
Niederösterreich, Katalog Nr. 174, Wien, 1986, S. 46f. 

Eine weitere falsche Spur für die Datierung der Entstehung 
des Bindenschildes wurde von dem Geistlichen Peter aus Ebulo bei 
Salerno gelegt. Um 1195 fertigte dieser eine Zeichnung an, die 
die Gefangennahme von Richard I. Löwenherz in der Nacht vom 
21. zum 22. Dezember 1192 in Wien-Erdberg darstellt.

Ohne je in Wien gewesen zu sein, also offenbar nur vom Hörensagen
informiert, stellt Peter von Ebulo die Szene so dar, als ob die 
aufsehenerregende Geiselnahme durch zwei gerüstete Dienstmannen 
erfolgt sei, von denen der eine einen Schräglinksbalken, der 
andere einen Schrägrechtsbalken im Schilde führte. Was aber für 
einen "Karikaturisten", der den Zug der westeuropäischen 
Ritterheere nach Sizilien mitverfolgte, eine klare Sache war, war 
im frühmittelalterlichen Wien - das bekanntlich bis heute bei 
jeder Entwicklung einen zeitlichen Respektabstand einhält - noch 
lange nicht in Gebrauch: der Schildschmuck durch einfache 
Heroldsbilder. 

=> Im Flur des Hauses in Wien 3., Erdbergstraße 41, erinnert 
eine Marmortafel an die Gefangennahme des englischen Königs. 

Die Verhaftung des nach einem Schiffbruch vor Aquileia als Pilger 
verkleidet durch Österreich reisenden englischen Königs hatte 
zwei Aspekte - einen immateriell-romantischen und einen 
materiell-politischen. Der erstere bestand darin, dass Richard 
Löwenherz bei der Einnahme von Akkon zahlreiche englische Banner 
aufpflanzen ließ, aber das österreichische Feldzeichen - wie 
immer es aussah - herunterreißen und in den Kot treten ließ - 
eine Beleidigung, die Leopold sicher nicht leicht verwinden 
konnte. Dafür musste Richard Löwenherz, der wahrscheinlich an 
einem Siegelring oder der byzantinischen Münze eines Begleiters 
erkannt worden war und angeblich festgenommen wurde, als er 
gerade ein Hendl briet, in der Burg Dürnstein büßen, bis ihn 
sein treuer Sänger Blondel entdeckte - so weiß es die Legende. 

Der zweite Aspekt aber war weit schwerwiegender: Richard I.
Löwenherz war ein erklärter Gegner des neuen deutschen Königs 
Heinrich VI., des Sohnes des auf dem Weg ins Heilige Land 
67-jährig verstorbenen Friedrichs I., Barbarossa. Obendrein stand 
er im Verdacht, an der Erdolchung des zum König von Jerusalem 
erhobenen italienischen Kreuzfahrers Konrad von Montferrat 
mitschuldig zu sein. Die darauf auf dem halben Kontinent quasi 
steckbrieflich verordnete Suche nach dem reichen Engländer und 
die damit verbundene Lösegeldforderung kam daher ursprünglich 
gar nicht von Leopold, sondern ging von Heinrich aus. Der
österreichische Herzog feilschte jedoch so lange um seinen
Anteil, bis er fünfzig der hunderttausend Mark in Silber
zugesichert bekam. Diese Summe - Stephan Vajda 
schätzte sie auf  mehr als 1,8 Milliarden Euro - gab der deutsche 
König für die Eroberung Siziliens aus, während Leopold damit 
Projekte der "Stadterneuerung" finanzierte: in Wien entstanden 
Graben, Kohlmarkt und andere Bauten sowie eine Münzstätte, in 
welcher der in ganz Europa geschätzte "Wiener Pfennig" geprägt 
wurde. Die Befestigungen von Wien, Hainburg, Enns und Hartberg 
wurden verstärkt und die Stadt Wiener Neustadt an der infolge der
zahlreichen Donauzölle immer bedeutender werdenden Handelsstraße 
über den Semmering nach Venedig neu errichtet. 

=> Stephan Vajda, Die Babenberger - Aufstieg einer Dynastie. 
Orac, Wien, 1986.

Auch der Sohn Leopolds V., des Tugendhaften, Leopold VI., der 
Glorreiche (1176-1230), verwendete auf seinem - in Heiligenkreuz 
aufbewahrten - Siegel den Reichsadler. Leopold VI. erwarb seinen 
Ruf in zahlreichen militärischen Expeditionen - so kämpfte er in 
Südfrankreich gegen die Albigenser, eine mächtige asketische 
christliche Sekte, und in Spanien gegen die Mauren. Er nahm am 
4. Kreuzzug teil, bei welchem er 1219 an der Eroberung der 
ägyptischen Hafenstadt Damiette mitwirkte. Wie sein Großvater 
Jasomirgott mit Theodora Komnena, so war auch Leopold VI. mit 
einer byzantinischen Prinzessin, Theodora, verheiratet. Er 
gründete 1206 Lilienfeld, wo er auch begraben ist. 

Eine weitere Version über die Entstehung des Bindenschilds geht 
auf den Prior des Klosters Lilienfeld, den Historiker 
Chrysostomos Hanthaler, zurück. Dieser beschrieb um die Mitte des 
18. Jahrhunderts die Entstehung des österreichischen 
Bindenschilds wie folgt: Herzog Friedrich II., der Streitbare, 
sei mit den Kuenringern, die das Privileg hatten, sein Amtssiegel 
zu verwahren, in Streit geraten. Als die als Raubritter bekannten 
Waldviertler Adligen das Siegel nicht herausgaben, habe Friedrich 
sich ein gänzlich neues, unverwechselbares, eben das rot-weiß-
rote schneiden lassen. Das einzige Problem bei dieser Geschichte: 
als Friedrich erstmals mit dem Bindenschild siegelte, standen die 
Kuenringer nicht nur in seiner Gnade, sondern auch als Zeugen 
dabei. 

Weit glaubhafter sind die Thesen eines anonym bleiben wollenden 
Broschürenverfassers, "KRPaW", der anhand der politischen 
Absichten Friedrich II., des Streitbaren, zu erklären versucht, 
wie es unter seiner Herrschaft zur Annahme des rot-weiß-roten 
Balkenschilds gekommen ist.

=> KRPaW (= Karl Rudolf Pakosta aus Wien), Die Herkunft des 
rotweißroten Bindenschildes, Schmidinger, Wien, 1976.

Herzog Friedrich II., der Streitbare, der Schöpfer von Rot-Weiß-Rot

Herzog Friedrich II. (1210-1246) führte ein Leben des Kampfes 
gegen Bayern, Böhmen, Ungarn und Mongolen. Auch mit Kaiser 
Friedrich II. überwirft er sich, was schließlich sogar die 
Reichsacht und den juristischen Verlust seiner nach Lehen sich 
zieht. Auch Wien geht an den Kaiser verloren, doch kann Friedrich 
von Wiener Neustadt (der "allzeit Getreuen") aus den Gegenangriff 
organisieren und die Stadt zurückgewinnen. Gegen Ende 1239 
versöhnt sich der österreichische Herzog mit dem Kaiser. 

Friedrich II. initiiert den spätromanisch-gotischen Bau des 
Stephansdoms (Riesentor 1240) und fördert Kunst und Minnesang.
Die späte Freundschaft des kinderlosen Herzogs Friedrich mit 
Kaiser Friedrich soll durch ein politisches Junktim besiegelt 
werden: der Kaiser soll die Nichte des Herzogs, Gertrud von 
Babenberg, in Verona zur Frau bekommen, dafür sollen dessen
Länder zum Königreich erhoben werden. Doch die ungefragte 
Braut vereitelt den "Tauschhandel", indem sie nicht erscheint.
Österreich und Steiermark verfehlen die Königswürde - im 
Gegensatz zu Ungarn, das seit 1001 einen König hat, und zu 
Böhmen, das seit 1158 erbliches Königtum ist. 

Die Pläne Herzog Friedrichs des Streitbaren, Österreich eine 
stärkere Unabhängigkeit vom Reich zu verschaffen, dürften der 
eigentliche Grund dafür gewesen sein, dass sich der Herzog ein 
neues, dem letzten Stand der Heraldik entsprechendes Siegelbild 
zulegte. Dabei mögen auch modische Überlegungen mitgespielt 
haben. So ließe sich etwa die strenge Dreiecksform erklären, die 
Friedrich II. für seinen Schild wählte - sie hatte sich gerade um 
1230 herausgebildet. Einen ähnlichen Wechsel vom alten Amtswappen 
zu einem auf das Land allein bezogenen Symbol vollziehen im
13. Jahrhundert auch Bayern und Böhmen: es beginnt die politische
Verselbstständigung der deutschen Reichsfürsten und das Ringen um 
die Festigung der Landeshoheit. Dass dafür symbolpublizistische
Maßnahmen höchst geeignet waren, erklärt sich von selbst. 

Ältestes Beweisstück für die Entstehung des Bindenschilds unter 
Friedrich II. ist ein wächsernes Amtssiegel vom 30. November 
1230. Es hängt an einer Urkunde, die dem Stift Lilienfeld seine 
Privilegien bestätigt. Das runde, im Durchmesser etwa 87 mm 
messende Siegel aus lederbraunem Wachs zeigt einen dreieckigen 
Reiterschild mit deutlich sichtbarem Querbalken. Nach Norbert 
Weyss ist der Wachsabdruck im Stiftsarchiv von Lilienfeld stark 
beschädigt. Besser erhalten ist das Siegel an einer Urkunde aus 
dem Jahre 1236 im Stiftsarchiv von Heiligenkreuz.

=> Norbert Weyss, Austria und Bindenschild, in: Adler 1/89, 
S. 1 ff. mit Abb.



Mit Friedrich II., dem letzten Babenberger, tritt der Bindenschild 
also erstmals als österreichisches Hauswappen auf - 
er sollte neben dem ein- und zweiköpfigen schwarzen Adler bis 
auf den heutigen Tag die österreichische Heraldik bestimmen.


Älteste Farbdarstellungen

Die auf dem Amtssiegel nicht erkennbaren Schildfarben rot-weiß-
rot werden zunächst 1232 durch Bischof Gebhard von Passau und 
etwas später durch das sogenannte "Fürstenbuch" von Jans Enikel 
aus den Jahren 1280/85 belegt. Beide Quellen berichten von der 
Zeremonie vom 2. Februar 1232, bei welcher Friedrich II. im 
Beisein von 200 anderen Edlen in rot-weiß-roter Festkleidung im 
Wiener Schottenkloster durch Bischof Gebhard die Schwertleite, 
d.h. die Ritterwürde, empfing, indem er mit dem Schwert umgürtet 
wurde: 

"Ze de Schotten, als man mir verjach, er gap zweihundert 
rittern swert, des was der fürst vil wol wert. Si truogen von 
ganzem scharlach kleit, da durch ein strich vil gemeit, der waz 
wizer danne ein swan."

In einem Lehrbuch der Geschichte von W. Schier aus dem Jahre
1935 - man entsann sich im Ständestaat aller Details der
österreichischen Symbolgeschichte, um spät, allzu spät,
wenigstens in der Jugend eine emotionale Bindung an die 
österreichische Eigenständigkeit zu erzeugen - findet sich 
folgende, offenbar ausgeschmückte Übersetzung (S. 37):

"In dem Vorhaus das geschah,
bei den Schotten, wie man es sah.
Er gab zweihundert Rittern das Schwert, 
der edle Fürste, reich und wert.
Sie trugen ganz von Scharlach das Kleid.
Dadurch war ein Strich gar breit,
der war weißer als ein Schwan 
Bunte Federn, wohl getan,
trugen sie zu ihrer Zier.
Auf starke Rosse waren sie schier
gar ritterlich gesessen, 
vielmannig Held vermessen.
Da hub sich ein Buhurdieren gross,
dass es mannigen Ritter verdross.
Die Banner wogten in dem Tanz.
Gar manniges Schildes Glanz
sah man da erbleichen 
und an die Erde streichen."


Zur Erklärung: 
Nach der Schwertleite begab man sich zu einem Turnier. Im 
"Buhurt" kämpften die mit Schild und leichtem Speer bewaffneten 
Ritter in zwei Scharen gegeneinander. 

Enikel beschreibt den Bindenschild Herzog Friedrichs auch 
anlässlich eines Berichtes über dessen Begegnung mit Kaiser 
Friedrich II. in Friaul. Und schließlich findet sich im ältesten 
deutschen Wappengedicht, im CLIPEARIUS TEUTONICORUM 
des Zürcher Domkantors Conrad von Mure (um 1244) eine 
Beschreibung des neuen österreichischen Wappens. 

Weitere Theorien zur Entstehung von Rot-Weiß-Rot

Andreas Kusternig setzt sich in seiner Monographie "Adler 
und Rot-Weiß-Rot, Symbole aus Niederösterreich (Wien, 1986)
genau mit der nach dem Krieg sehr weit verbreiteten Theorie des 
ehemaligen Landeshistorikers von Niederösterreich, Karl Lechner, 
auseinander, nach welcher Friedrich II. den Bindenschild von den 
Grafen von Poigen-Hohenburg-Wildberg aus dem Raum nördlich von 
Horn (dem sogenannten "Poigreich" um Schloss Wildberg) übernommen 
haben soll. Nachdem Kusternig den Gegenbeweis geführt hat, 
versucht er selbst, noch eine weitere Theorie einzuführen (S. 50 f): 

Es wäre möglich, dass der Bindenschild ein altes Familienzeichen 
der Babenberger war, das neben dem Adler und den zwei Löwen der 
"Herzöge von Mödling" (eine Seitenlinie der Babenberger) schon 
vor Heinrich II., Jasomirgott, auftritt. Einen Hinweis dafür 
sieht Kusternig in einer Federzeichnung, die die Schlacht am Fluss 
Regen (1105) darstellt, bei der Leopold III., der Heilige, eine
wichtige Rolle spielte und bei der eine bindenähnliche 
Schildteilung dargestellt wird. Allerdings gibt es auch hier 
keinen Hinweis auf die Wappenfarben. 

Von den Babenbergern zu den Habsburgern

Nach dem Tod des letzten Babenbergers, Friedrich des Streitbaren, 
am 15. Juni 1246 in der Schlacht an der Leitha, begann der 
Bindenschild bereits den Charakter eines Territorialwappens 
anzunehmen. 

Unter Ottokar II., im Jahr 1254, finden sich auf dem Siegel des 
Grafen Otto von Plain und Hardeck, des österreichischen 
Bannerträgers (als "Signifer Austriae" gegen die Ungarn fiel Otto 
am 29. Juni 1260 bei Laa/Thaya), nicht nur das dreimal gestreifte 
Banner, sondern auch eine Krone und ein Busch aus Pfauenfedern. 

Damit begegnen wir der ersten deutlich erkennbaren 
Darstellung der österreichischen Fahne - der eindeutige 
Beweis dafür, dass die Farben Rot-Weiß-Rot das älteste 
bekannte staatliche Symbol dieser Art in Europa sind. 


Die Krone im Siegel sollte wohl ein erneuter Hinweis auf den 
heimlichen Anspruch Österreichs auf die Königswürde sein. 
Der sogenannte "Pfauenstoss" sollte ab diesem Zeitpunkt die zum 
Bindenschild gehörende Helmzier bleiben, sein genauer Ursprung 
ist freilich ungeklärt. 

@ Abb. (Original im Stiftsarchiv Zwettl).

Anmerkung:

Wie die österreichische Flagge geht auch die dänische bis in die 
Zeit der mittelalterlichen Grenzmarken des Heiligen Römischen 
Reiches ("Däne"-Mark und "Ost"-Mark) zurück. Auch über sie 
wird wird eine einprägsame Legende überliefert.
Danach soll die 
dänische Flagge, der "Danebrog" ("rotes Dänentuch"), am 
15. Juni 1219 während der Schlacht von Lyndanisse im heidnischen 
Estland auf Bitten dänischer Bischöfe am Himmel erschienen 
oder sogar vom Himmel gefallen sein. Dadurch soll das dänische 
Heer unter König Waldemar II. (1170-1241) wieder Mut gefasst und 
die Esten besiegt haben. 

=> Lindanise war der Name der alten estnischen Siedlung aus dem 
13. Jh. Sie wurde Burg des dt. Ordens, später Hansestadt, war 
dann schwedisch, dann russisch beherrscht, ist nunmehr 
Hauptstadt des unabhängigen Estlands. (Estn.: Tallinn, russ. 
Talin, dt. Reval)

Anfänglich war das weiße Kreuz Dänemarks gleichschenkelig, doch 
im Laufe der Zeit wurde der zum Flugende zeigende Kreuzesarm 
länger, woraus sich das heute bekannte "Skandinavische Kreuz" 
entwickelte.

Abgebildet erscheint die dänische Flagge erstmals im Wappen von 
König Waldemar IV. Atterdag (1340-1375).

@ Abb. 

Eine unter mehreren Möglichkeiten der tatsächlichen Entstehung 
des dänischen Staatssymbols ist die direkte Übernahme des 
historischen Reichsbanners. Das weiße Kreuz im roten Feld, wie es 
die Reichssturmfahne des Heiligen Römischen Reiches zierte, 
findet sich ja heute auch noch in den Wappen der (Reichs)Städte 
Wien (1237) und Danzig, der Städte Pisa und Barcelona sowie in 
den Emblemen der Provinzen Utrecht und Savoyen. Auch die Flaggen 
der Schweiz und Maltas enthalten dieses ehemalige Symbol des auf 
christliche Grundvorstellungen gegründeten Römischen Reiches. 

Nach anderer Lesart hat Papst Honorius III. (1150-1227) das
Banner Waldemar II. dem Sieger für seinen Kreuzzug gegen die 
Esten verliehen.


Auf seinem berühmten Reitersiegel von 1273 (im Wiener 
Haus-, Hof- und Staatsarchiv) führt König Ottokar II. Přemysl
von Böhmen, Markgraf von Mähren, Herzog von Österreich, 
Steier und später auch von Kärnten und Krain, folgende Staatssymbole:

den Adlerflug als die böhmische Helmzier, in der Rechten das 
Banner von Böhmen mit dem doppelt geschwänzten Löwen, in der 
Linken den österreichischen Bindenschild. Die Pferdedecke ist mit 
den Wappen von Kärnten, Mähren (geschachter, d.h. mit 
Schachbrettmuster versehener Adler), Steiermark (Panther) und 
Krain (Adler) belegt. 


@ Abb. 

Die ersten Habsburger führen die babenbergischen Traditionen 
weiter. An der von Friedrich II. geschaffenen Familiengrablege der
Babenberger im Stift Heiligenkreuz schmückten sie das dortige 
Brunnenhaus mit Darstellungen aus dem Leben Leopolds III., des Heiligen, 
wobei wie selbstverständlich der rot-weiß-rote Balkenschild als 
Wappen beigefügt wurde (um 1290). 

 

"Voll Stolz auf ihre neugewonnene Position im Südosten des 
Reiches fügen die Habsburger seit Albrecht, dem (seit 1282/83)
ersten Herzog Österreichs aus diesem Hause, den Bindenschild als 
österreichisches Landeswappen den Wappen für ihre angestammten 
südwestdeutschen Besitzungen an.
" (Kusternig, a.a.O. S. 52).

Rund 636 Jahre sollten die Habsburger den rot-weiß-roten 
Bindenschild im Wappen führen, bis er auf die Republik Österreich 
überging. 

Friedrich der Schöne (1314-1330) legte 1325 erstmals dem 
einfachen Königsadler den österreichischen Bindenschild auf die 
Brust es war dies die Urform des heutigen Bundeswappens und 
ein deutliches Zeichen dafür, dass sich die Habsburger in ihren 
Besitzungen im Südosten bereits wohl fühlten. 

Der Bindenschild wurde aus diesem Grund immer mehr nicht nur zum 
Landeswappen sondern stieg - neben dem althabsburgischen Löwen - 
zum Familienkennzeichen der Habsburger auf. Er behielt seine 
Position als wichtigstes Wappen inmitten der Kennzeichen der 
zahlreichen Besitzungen des Hauses Österreich.

1340, im ältesten systematischen Wappenbuch im deutschsprachigen 
Raum, der Zürcher Wappenrolle, trägt der farbig ausgeführte 
Bindenschild mit Krone und Pfauenstoss noch den Charakter eines
Landeswappens. 



Besonders eindrucksvoll ausgeführt ist der rot-weiß-rote 
Balkenschild auf dem Titelblatt einer Urkunde von 1512, die 
das Privilegium maius aus dem Jahre 1359 bestätigt. Dort wird 
Österreich als "Herz und Schild des Heiligen Römischen Reiches" 
bezeichnet. Die im Auftrag Rudolf IV., des Stifters, durchgeführte 
Fälschung von fünf Schriftstücken, die mit dem von der Urkunde 
des Privilegium minus entfernten Siegel versehen waren, wurde 
aber von seinem Schwiegervater Kaiser Karl IV. durchschaut und 
erst von Kaiser Friedrich III. anerkannt. 

Im späteren sogenannten "Genealogischen Hauswappen" steht das 
österreichische Rot-Weiß-Rot schon auf dem Ehrenplatz zwischen 
den Wappen Habsburgs und Lothringens. 

Und nachdem der Bindenschild zwischen 1795 und 1804 noch 
als Symbol für das Herzogtum unter der Enns gedient hatte, wurde 
er von Franz II. (I.), endgültig zum "nunmehrigen Wapen des 
Allerdurchlauchtigsten Hauses Oesterreich
" erkoren. 

Interpretationsversuche in Bezug auf die Farbkombination

Der humanistische Universal-Gelehrte Johannes Cuspinianus (recte 
Spiesshaimer, 1473-1529), kaiserlicher Leibarzt, Nachfolger von 
Konrad Celtis an der Wiener Universität und wie jener im 
Stephansdom begraben, verfasste unter dem Titel "Austria" eine 
1543 in Basel erschienene topographisch-historische Landeskunde 
Österreichs. Auf ihn geht folgende Interpretation des 
Bindenschilds zurück: der rote Schild symbolisiere das fruchtbare 
Land, der silberne Querbalken sei die Donau, die es quer 
durchfließt (diese Bild erinnert ein wenig an Grillparzers
Monolog aus König Ottokar). 

Auch in der 1546 verfassten Geschichte Wiens, der "Vienna" des 
Wolfgang Lazius (1514-1565, ebenfalls Arzt, Humanist und erster
Kartograph Österreichs, begraben in der Wiener Peterskirche), 
findet sich die Akkon-Sage. 

Neben dem bekannten Bild von "Milch und Blut" (in ursymbolischer 
Deutung auch durch "Sperma" und "Menstruationsblut" im Sinne 
eines männlich-weiblichen "Dualsystems" ersetzbar) ist dem
Rot-Weiß-Rot der österreichischen Fahne durch den uns aus 
anderem Zusammenhang bekannten Guido von List noch eine 
weitere Bedeutung gegeben worden (vgl. den Artikel über das 
Hakenkreuz). Unter dem Titel "Österreichs Hort" kam 1908 in 
der "Patriotischen Volksbuchhandlung, Wien XX, Brigittenauer 
Laende 28" eine zweibändige "Festgabe an das österreichische 
Volk" heraus. Unter den samt und sonders aufdringlich 
deutschnational und pangermanisch argumentierenden 
"vaterländischen Schriftstellern", die die Herausgabe besorgten, 
befanden sich auch Guido v. List, der über die Babenberger und 
die Donau schrieb, und Dr. J. Lanz-Liebenfels, der über Klöster,
Ritter und Burgen handelte. Neben einem seitenverkehrt gedruckten
kaiserlichen Wappen im Frontispiz und einem unsäglich schlechten 
Gedicht über die Akkon-Sage ("Österreichs Wappenschild" von 
Kuffner) behandeln die beiden Bände vieles, was es an Symbolen
Altösterreichs gab, und zwar in historisch-literarischen 
Beiträgen, die kein Klischee auslassen. Guido v. List gibt dort 
den Farben Rot-Weiß-Rot vor Akkon die Bedeutung des 
altgermanischen "Ruoth"-"Wit"-Ruoth", was soviel wie "Recht" -
"Gesetz" - "Recht" bedeute - Farben, die also "mit Fug und Recht 
die österreichische Kriegsflagge bildeten" (Band 1/S. 42). 

Fest steht jedenfalls, dass die Farben Schwarz, Weiß (Silber) und 
Rot die Lieblingsfarben der Ritter im deutschen Sprachraum waren, 
während die Ritter im französischen und italienischen Sprachraum 
die Heroldzeichen auf ihren Schilden lieber in Blau und Gelb 
(Gold) gestalten ließen (Jahrbuch "Adler", Wien, 1886, 34, zit. 
nach KRPaW). Vgl. hiezu auch die Symbolfarben der "Eisernen Krone"

Rot-Weiß-Rot als Fahne und Flagge

Im Gegensatz zum Bindenschild spielt die rot-weiß-rote Fahne nach 
der Ablöse der Ritterheere durch die Söldnertruppen eine relativ 
geringe Rolle. Da sie vor allem die Zugehörigkeit zum Herzogtum 
Österreich symbolisierte, wurde sie in den langen Jahrhunderten, 
in denen die Erzherzöge Österreichs Kaiser des Reiches waren, 
vom schwarz-gelben kaiserlichen Banner verdrängt. Die rot-weiß-
rote Fahne trat vor allem bei Erbhuldigungen, Festzügen und auf 
Ehrenpforten in Erscheinung.

Zu Lande wurden rot-weiß-rote Fahnen etwa gegen die Schweizer 
Eidgenossen bei den verlustreichen Schlachten von Sempach 
(9. Juli 1386) und Näfels (9. April 1388) geführt.



Im Solde des Deutschen Ritterordens wehten Österreichs 
Farben bei der Schlacht von Tannenberg am 15. Juli 1410. 

Wie Alfred Mell genau darlegt, dominieren Doppeladler und
Burgunderkreuz die Fahnen der österreichischen Soldaten in der
Neuzeit, wobei unter Ferdinand II. (1578-1637) noch das
Madonnenbild hinzutrat. Nach Berichten seines Beichtvaters und 
Biographen Wilhelm G. Lamormain, habe der Kaiser als einer der 
Promotoren der Gegenreformation das Motiv der "Generalissima" 
jenem des Adlers vorgezogen und deshalb befohlen, das Bild der 
Jungfrau Maria auf der Hauptfahne anzubringen, die den Soldaten
vorangetragen wurde. Diese im Dreißigjährigen Krieg 
entstandene Tradition hat sich nicht nur bis zu den 
Regimentsfahnen der ausgehenden Monarchie erhalten, sondern bis 
in den Ständestaat, ja bis heute: Das Garderegiment des 
Österreichischen Bundesheeres führt bei feierlichen Anlässen, 
(wie etwa bei der Heldenehrung am Nationalfeiertag) die Fahne der 
k.k. Trabantenleibgarde mit dem Doppeladler im Avers und dem 
Madonnenbild im Revers. 

=> Alfred Mell, Die Fahnen der österreichischen Soldaten im 
Wandel der Zeiten, Bergland, Wien, 1962, S. 29


Unter Maria Theresia, die vorübergehend als Zugeständnis an 
Ungarn der Farbe Grün (in den Bordüren) mehr Bedeutung als 
vordem zumessen musste, wurde die auf Seide gemalte Fahnenform 
eingeführt. Unter ihren Nachfolgern kam es zu den üblichen 
Modifikationen heraldischer Details, bis schließlich 1859 die 
letzte tatsächlich zum Einsatz kommende Form der österreichischen 
Heeresfahne entwickelt wurde. Die Heeresfahnen hatten ab diesem 
Datum einen Doppeladler nach dem Entwurf des Malers 
Leopold Kupelwieser zu tragen, der allerdings schon deutlich weniger 
kraftvoll und rund wirkte als seine Vorgänger aus den Jahren 1816 und 1837. 

@ Abb. 

Das Revolutionsjahr 1848 wird in Wien von Schwarz-Rot-Gold 
dominiert. Zunächst tauchen Kokarden in dem von der Paulskirche 
am 9. März zu Farben des Deutschen Bundes erklärten 
Schwarz-Rot-Gold auf. Am Morgen des 2. April erscheint eine riesenhafte 
schwarz-rot-goldene Flagge am Stephansturm. Auch an anderen 
Kirchen und Gebäuden wird Schwarz-Rot-Gold gehisst. 
Und noch einmal, vom 6. bis 31. Oktober, weht der grossdeutsche 
Dreifarb vom Stephansturm.

Die nationalen Burschenschaften, Turn- und Schulvereine, die
"völkischen" Gruppen der Jugendbewegung und die deutschnationale 
Intelligenz vor allem in der Provinz werden in der Folge zu 
Bannerträgern des großdeutschen Gedankens. Während im 
Wilhelminischen Kaiserreich ab 1871 Schwarz-Weiß-Rot die 
Oberhand behält, wird die gesamte deutschnationale Symbolik
in Österreich bis zum "Anschluss" 1938 von Schwarz-Rot-Gold 
beherrscht.

=> Bernhard Reinhold Pilz, "Schwarz-Rot-Gold und Rot-Weiß-Rot", 
in: Andreas Mölzer (Hg.), Österreich und die deutsche Nation, 
Aula-Verlag, Graz, 1985, 151 ff.

=> Wilhelm Brauneder, "Staat und Nation im Zeichen von Schwarz-
Rot-Gold", in: Aula, 7-8/1987

@ Ev. Abb. Ströhl, Wappen des Schulvereins

Der Ausgleich mit Ungarn von 1867 blieb, was die Fahnen betrifft,
zur Gänze unerfüllt, wenn man von jenem Entwurf absieht, der 
aufgrund der kaiserlichen Entschließung vom 11. Oktober 1915 
hergestellt wurde. Danach hätte die Fahne der k.u.k. Armee
das mittlere gemeinsame Reichswappen von 1915 auf der einen und 
das Monogramm des Kaisers, umgeben von zwei österreichischen und 
zwei ungarischen Kronen in den Ecken des von einer fünffärbig
geflammten Bordüre (abwechselnd schwarz-gelb und rot-weiß-grün)
eingesäumten Fahnenblattes tragen sollen.

Wie schon unter Maria Theresia, so wurde aber auch diesmal 
verfügt, dass die noch vorhandenen Fahnen nicht außer Gebrauch zu 
nehmen, sondern nur im Bedarfsfall zu ersetzen seien. A. Mell 
vermutet, dass die Truppe die neue Fahnenform nur ungern 
akzeptiert hätte: 

"So kam es denn auch nur zur Herstellung eines einzigen 
gestickten Fahnenblattes unter der Aufsicht des Heeresmuseums, 
wo es heute noch wie ein Bahrtuch des einstigen wunderbaren 
k.u.k Heeres verwahrt wird
." (52)

In der Tat ist das Exemplar heute im Heeresgeschichtlichen Museum 
ausgestellt, doch leider hängt es so, dass nur die Vorderseite 
sichtbar ist. Auch mangelt es an einer ausführlichen Erklärung.
Für die k.k. Landwehr der cisleithanischen Reichshälfte gab es 
noch eine Besonderheit. Sie sollte nämlich als Belohnung für ihr 
tapferes Verhalten gemäß einer kaiserlichen Entschließung vom 
7. Jänner 1916 Fahnen mit dem kleinen Reichswappen von 1848 
auf der einen und den kaiserlichen Initialen samt vier 
österreichischen Kaiserkronen auf der anderen erhalten. 
Diese wieder vierfärbig geflammten, maschingestickten Fahnenblätter 
gelangten nicht mehr zur Ausgabe.

Rot-Weiß-Rot zur See


Im Gegensatz zu ihrer eher bescheidenen Geschichte im Banner
der Landheere oder auf bürgerlichen Flaggen, haben die alten 
Babenbergerfarben nicht nur ruhmreiche Siege und schmerzliche 
Niederlagen in kriegerischen Auseinandersetzungen zu Wasser 
mitgemacht, sondern auch manche friedliche wissenschaftliche 
Expedition zu großen Erfolgen begleitet. 

Als Karl V. im Kampf gegen die mit den Franzosen verbündeten
Türken und deren Piratenzüge 1535 Tunis angriff und den 
türkischen Admiral Chair Ad Din vor La Goletta, dem ehemaligen 
Hafen von Tunis, schlug, wehten rot-weiß-rote Wimpel von den 
Schiffen der "Casa d'Austria". 

Am 7. Oktober 1571 besiegte eine als Antwort auf die Eroberung 
Zyperns durch die Türken von Spanien, Venedig und Papst Pius V. 
gebildete Flotte der "Heiligen Liga" eine zahlenmäßig überlegene 
Streitmacht und leitete damit den Niedergang der osmanischen 
Vorherrschaft im Mittelmeer ein. Die Schlacht fand vor Lepanto, 
dem heutigen Nafpaktos (gegenüber von Patras am Golf 
von Korinth) statt. Die christliche Flotte wurde von Juan 
d'Austria (dem außerehelichen Sohn Karls V.) befehligt, sein 
Schiff führte die rot-weiß-rote Flagge. 

Auch die Schiffe der ersten und zweiten orientalischen 
Handelskompagnie, mit welcher sich Österreich im letzten Drittel 
des 17. und des 18. Jahrhunderts in den Überseehandel 
einzuschalten versuchte, führten neben dem kaiserlichen 
Doppeladler die rot-weiß-rote Flagge. 

Dennoch: seitdem Kaiser Maximilian I. durch seine am 8. Jänner 
1487 in Brügge gegebenen "See-Artikel" die kaiserlichen Schiffe 
dazu berechtigt und verpflichtet hatte, das Reichsymbol, den 
Doppeladler, zu führen, waren österreichische Schiffe vor allem 
unter diesem Symbol gesegelt. Eine derartige Darstellung findet 
sich auf einem aus der Zeit um 1730 stammenden Stich eines 
Linienschiffes im Heeresgeschichtlichen Museum. Handelsschiffe 
führten aus schwarzen und gelben Streifen zusammengesetzte 
Schiffsflaggen. 

Maria Theresia erließ am 29. November 1749 ein Hofreskript, mit 
dem sie eine neue Marineflagge anordnete: in Gelb den 
doppelköpfigen Adler OHNE Schwert und Zepter, überhöht von der 
Stephanskrone. Diese Zeichnung war bewusst jener der toskanischen 
Flagge ähnlich gehalten, um die österreichischen Schiffe in den 
Genuss der Vorrechte zu versetzen, die die toskanischen 
insbesondere gegenüber den habgierigen Berberstaaten besaßen. 
Die Flagge der 1737 durch Franz Stephan erworbenen Toskana 
zeigte ebenfalls in Gelb den doppelköpfigen Adler, jedoch Schwert 
und Zepter haltend und überhöht von der Kaiserkrone. 

=> Joseph Ritter von Lehnert, Beiträge zur Geschichte der k.k. 
Flagge. In: Organ der militärwissenschaftlichen Vereine, 
32/1886

Durch ein Missverständnis - schon damals gab es den typisch 
österreichischen Symbol-Pallawatsch - ordnete der 
kurzfristig als Commercial-Intendant des Küstenlandes amtierende 
Baron von Wiesenhütter in Triest an, dass österreichische Kriegs- 
und Handelsschiffe die TOSKANISCHE Flagge zu führen hätten.
Als man den Irrtum nach etwa einem Jahr in Wien erkannte, 
entschloss man sich, bei den toskanischen Flaggen zu bleiben, 
um nicht erneut Unsicherheit zu schaffen. So segelten die
österreichischen Schiffe 37 Jahre lang unter dem Doppeladler
der Toskana, wobei jener der Kriegsschiffe groß im Mittelfeld der 
gelben Flagge stand, während die Handelsschiffe auf mit dünnen 
schwarzen Streifen versehenem gelben Grund einen kleineren 
Doppeladler im mastseitigen Obereck führten. Erst der reformfreudige 
Kaiser Joseph II. setzte dieser eher skurrilen Marinebeflaggung 
durch die Einführung einer echten Nationalflagge ein Ende. 

Eine ständige österreichische Kriegsmarine zum Schutz der 
Handelsschifffahrt im Mittelmeer und in der Adria gab es seit
1719. Im Jahre 1786 erwarb Joseph II. zwei bewaffnete Schiffe 
von Holland. 1809 wurde die Marine aufgelöst, da Österreich seine 
gesamte Küste an Napoleon verloren hatte. Doch 1814 baute sie 
der langjährige Flottenkommandant Auguste de Coninck (1761-1844)
wieder auf. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahmen 
österreichische Schiffe an einer Anzahl kleinerer Aktionen 
teil. 1849 begann die Reorganisation der kaiserlichen Marine 
unter
dem dänischen Admiral Hans Birch Dahlerup. Sie wurde von 
Erzherzog Ferdinand Max fortgesetzt. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges 
verfügte Österreich-Ungarn über eine Seemacht von rund 1 Million Tonnen.

Auf Initiative von Kaiser Joseph II. wurde am 20. März 1786 die 
rot-weiß-rote Seeflagge eingeführt. Sie trug im mastseitigen 
Drittel den unten in eine Spitze zusammenlaufenden Bindenschild, 
eingesäumt von einem gelben Wappenrand und überhöht von einer 
heraldischen Königskrone. Ursprünglich hatte man Kombinationen 
verschiedensten Kronen und Wappen erwogen, doch setzte sich 
schließlich Kaunitz mit der vornehmen Einfachheit des 
Bindenschildes durch. Ab 1.1.1787 führten die österreichischen 
Kriegsschiffe, aber auch die Handelschiffe der Monarchie, diese 
Flagge im Küstenland, ab 26. März 1787 trat sie auch in den 
österreichischen Niederlanden in Kraft. 

Im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts wurden immer wieder
Änderungsvorschläge gemacht. Motiv dafür war einerseits, dass sich 
die Kriegsmarine von der Handelsmarine unterscheiden wollte, 
andererseits wurde ins Treffen geführt, die österreichische 
Seeflagge sei der spanischen zu ähnlich. So wurde in der Folge 
eine spezielle Kriegsflagge mit einem großen kaiserlichen 
Doppeladler in gelbem Feld mit schwarzem Rand vorgeschlagen. Als 
Handelsflagge sollte den rot-weiß-roten Farben ebenfalls ein 
großer Doppeladler mit Schwert und Reichsapfel aufgelegt werden. 
Dieser Entwurf besaß im Aufbau eine starke Ähnlichkeit mit der 
Dienstflagge der Zweiten Republik. Man nahm jedoch davon Abstand, 
die schlichte josephinische Flagge zu verändern, weil man 
darin eine neuerliche Gefährdung der Handelsschiffe sah und weil 
man plötzlich entdeckte, dass besonders bei Konsuln in der Levante 
noch immer die alte Seeflagge in der Version Maria-Theresias in 
Gebrauch war. 

(Der Umstand, dass alte Flaggenmuster die nächste 
Flaggen-Generation zu "überleben" versuchen, lässt sich in 
Österreich bis auf den heutigen Tag verfolgen, ja bildet geradezu 
den Normalzustand
). 

Es blieb also bei Rot-Weiß-Rot mit Bindenschild, wozu 
allerdings 1828 noch zwei quadratische "Distinktionsflaggen" und 
1850 zwei quadratische "Ehrenflaggen" traten:

* Eine gelbe Standarte mit Doppeladler und vierfärbiger 
Flammenbordüre für Mitglieder des Kaiserhauses. 

* Eine Flagge für den kommandierenden Admiral - die
Kriegsflagge im Seitenformat 1:1, später mit einem 
schwarz-gelb-schwarzen Jack im mastseitigen Obereck, 
wie sie Tegetthoff vor Lissa verwendete (Original im 
Heeresgeschichtlichen Museum).

* Die weiße Ehrenflagge (für nautische Leistungen) und die
rote Ehrenflagge (für kämpferische Leistung) trugen den 
kaiserlichen Doppeladler mit einem schwarzen Querband im 
Avers, das die Worte "Merito navali" bezw. "Fortitudini 
navali" enthielt. Den Revers zierte die Devise "Viribus unitis".

@ Abb. 

Die wichtigste Änderung aber brachte der Ausgleich mit Ungarn im 
Jahre 1867. Es wurde eine eigene k.u.k. Handelsflagge geschaffen, 
indem das untere rote Feld in Rot und Grün unterteilt wurde und 
in das weiße Mittelfeld neben den Bindenschild das Wappen Alt- 
und Neu-Ungarns gesetzt wurde. Die Kundmachung über diese Flagge 
trat am 1.8.1869 in Kraft. Lehnert führt an, dass es geraume Zeit 
dauerte, bis diese "Zwillingsflagge" bei den Küstenvölkern und 
entlang der Donau eingebürgert war und von den anderen Nationen 
anerkannt wurde. Immerhin konnte unter Mithilfe von Admiral 
Tegetthoff erreicht werden, dass die Kriegsflagge keiner Änderung 
unterzogen wurde. Es wurden allerdings im Laufe der Jahrzehnte 
aus den ursprünglich 30 Perlen der Krone 18, die die Kronländer 
symbolisieren sollten. 



In der Kriegsmarine (die erst seit 1889 offiziell als "k.u.k."
bezeichnet wurde) wurde die Zahl der Distinktionsflaggen stark 
vermehrt, wobei achtstrahlige goldene Sterne als Rangabzeichen 
dienten. 

Durch die Wappenänderung vom 10./11. Oktober 1915 sollten sich 
auch für die Seeflagge Änderungen ergeben, die aber über das 
Entwurfsstadium nicht hinauskamen. Es war daran gedacht, der
rot-weiß-roten k.u.k. Kriegsflagge ab 1916 sowohl den
Bindenschild mit der realistisch dargestellten Kaiserkrone als 
auch das Wappenschild Altungarns mit der stark überhöhten
Stephanskrone beizugeben.

@ Abb. 

Nach Baumgartner ist die Flaggenänderung in einigen Ausnahmefällen 
(auf Propaganda-Postkarten und auf einigen k.u.k Seeflugzeugen) 
zwar geschehen, infolge der Kriegsumstände generell aber unterblieben. 

=> Lothar Baumgartner, Die Entwicklung der österreichischen 
Marineflagge, in: Militaria Austriaca, 1977, 29 ff.

Sieht man von einigen geringfügigen Änderungen ab (sie betrafen 
vor allem Format, Lage des Wappens und Anzahl der Perlen in der 
Krone), so blieb die unter Joseph II. eingeführte Form der 
österreichischen Seeflagge 132 Jahre lang als Kriegsflagge der 
Donaumonarchie in Gebrauch. Die rot-weiß-rote Marineflagge 
beflügelte die Flotte Tegetthoffs bei der letzten Schlacht mit 
Holzschiffen vor Helgoland 1864 und führte sie bei der ersten 
Seeschlacht mit Panzerschiffen vor Lissa 1866 zum Sieg. Sie wehte 
von den weißen Passagierschiffen auf See und von den olivgrünen 
Monitoren auf der Donau und grüsste vom Turm der ersten 
U-Boote sowie vom Leitwerk der ersten Marineflieger. 

Anmerkung:
Im Gegensatz dazu zeigten die österreichisch-ungarischen 
Heeresflugzeuge ein dünnes schwarzes Tatzenkreuz in einem
weißen Quadrat (1915) oder freistehend (1916). Es war dem 
von den deutschen Flugzeugen geführten kräftigeren Tatzenkreuz
ähnlich - aber eben "dünner".  

@Abb. 


Die alte österreichische Seeflagge schmückte die "Viribus Unitis" nach 
nur zweijähriger Bauzeit bei ihrem triumphalen Stapellauf am 24.6.1911 
in Triest. 
Die schmähliche Versenkung des österreichischen Flaggenschiffes (sic!) 
im unbewachten Hafen von Pola (kroatisch Pula) - zwei Tage 
vor dem Waffenstillstand - blieb ihr erspart. Am 31. Oktober 1918 war die 
k.u.k. Kriegsflotte an Bord derselben "Viribus Unitis" durch Konteradmiral 
von Horthy, den späteren ungarischen Reichsverweser, an den neuen 
südslawischen Nationalstaat übergeben worden. Das Schiff wurde in 
"Jugoslavija" umgetauft; das Kommando übernahm Janko Vukovic de 
Podkapelsky. Um 16.45 wurde die rot-weiß-rote Kriegsflagge eingeholt. 
Da Italien eine starke jugoslawische Kriegsflotte verhindern wollte, wurde 
behauptet, noch im Krieg zu sein, und am Morgen des 1. November 1918
versenkten zwei Kampfschwimmer das stolze Schiff mit Sprengsätzen.
Der Kapitän und mehr als 400 Seeleute fanden dabei den Tod. 

=> Friedrich Wallisch, Die Flagge Rot-Weiß-Rot, v. Hase & 
Koehler, Leipzig, 1942, 322.

Kurze Zeit später wurden die Schiffe in Korfu unter den Alliierten 
aufgeteilt. Ein ähnliches Schicksal war übrigens der Donauflottille 
beschieden, die am 6. November in Budapest ihren Flottendienst 
beendete.

Zwei der harmonisch geformten Riesenanker der "Tegetthof" und der 
"Viribus Unitis" stehen bis heute vor dem Marinemuseum am Kai von 
Venedig. Und auch vor dem Marinemuseum von Rom 
halten österreichische Anker Wache - stumme Zeugen 
einer sogenannten "ruhmvollen Vergangenheit". 
(Eine wirkliche Seemacht-Politik hat Österreich freilich nie 
betrieben, dazu war das Land zu "kontinental" orientiert.
Es passt in dieses Bild, dass Kaiser Franz Josef I. Zeit seines 
Lebens keine Marineuniform besaß und die für Österreich 
reservierten Aktien des Suez-Kanals unverkäuflich blieben.) 



So begleitete Rot-Weiß-Rot zur See eine im Grunde unbesiegte 
Kriegsflotte bis an ihr nasses Grab. Die historischen Farben 
sollten in der neugegründeten Ersten Republik zwar sogleich 
wieder auferstehen, hatten aber noch viele Fährnisse 
durchzumachen, bis sie, erst geraume Zeit nach dem Staatsvertrag 
von 1955, 1957 durch das Seeflaggen- und 1981 durch das 
Seeschifffahrtsgesetz, den Verfassungsartikel 8a von 1981 und 
das Wappengesetz von 1984 einer endgültigen Regelung in friedlicher
Zeit zugeführt wurden.

@ Abb. z.B. Photo "morgen" 91/1993: grosse Heckflagge "Kaiserin 
Elisabeth" im Hafen von Triest, oder Postkarte "Viribus
Unitis". Sehr gut auch Aichelburg/kuk Dampfschiffe, 190.
Wallisch/RWR - Tegetthoff, Postkarte

Die Flagge Rot-Weiß-Rot in der Republik

@ ev. Photo Seeflagge Aichelburg U-Boote I/189

Als am 12. November 1918 vor dem Wiener Parlament die Republik
ausgerufen wurde, sollten rot-weiß-rote Flaggen gehisst werden.
Tatsächlich stiegen aber nur rote, aneinander geknotete Stoffbahnen empor. 
Angehörige der revolutionären "Roten Garden" hatten
- von einer noch nicht vorhandene Staatsmacht unbehelligt - 
den weißen Mittelstreifen der vorbereiteten Flaggen rasch
herausgerissen. Wenn wir heute die silhouettenartigen Filmausschnitte 
dieser Szene sehen, wird uns klar, in welch innerem Zwiespalt die 
Gründung unserer Republik vor sich gegangen sein 
muss.

=> Die "Rote Garde" war am 1. November 1918 in einer Versammlung 
vor dem Wiener Deutschmeisterdenkmal von Egon Erwin Kisch und 
Leo Rothziegel gegründet worden. Bei der Kundgebung hielt 
auch Franz Werfel eine Ansprache.

An sich grenzt es ohnehin an ein Wunder, dass die junge Republik, 
die sich in Art. 2 ihres Staatsgrundgesetzes gleich wieder selbst 
abschaffte ("Deutschösterreich ist ein Bestandteil der Deutschen 
Republik...")
überhaupt zu den alten Babenbergerfarben gefunden 
hatte und nicht zu Schwarz-Rot-Gold. Die Trikolore der 
bürgerlichen deutschen Revolution wurde ja neben den roten
Fahnen der Kommunisten in jenen Tagen auch durch die Strassen 
Wiens getragen, wie Augenzeugenberichte belegen. 

=> Wilhelm Brauneder, Schwarz-Rot-Gold: die Farben des 
österreichischen Bundeswappens, in: Die AULA, 10/1984

Nach dem offiziellen Polizeibericht waren anlässlich der 
geplanten Proklamation der Republik am 12.11.1918 rund zweitausend 
sozialdemokratische Arbeiter als "Ordner" zum Parlament gerufen
worden, die dort auch um etwa 14 Uhr eintrafen. Gleichzeitig 
aber waren sechs Züge der Roten Garde von der Stiftskaserne 
anmarschiert. Die Kommunistische Partei Deutschösterreichs hatte 
nämlich am Vorabend beschlossen, in einer Proklamation die 
Bildung einer Arbeiter- und Bauernregierung zu fordern. Der aus 
Hamburg stammende kommunistische Funktionär Karl Steinhardt 
sollte die Proklamation vor dem Parlament verlesen. 

"Zugleich wurde auch beschlossen, zum Zeichen des Protests gegen 
eine bürgerliche Regierung auf den Fahnenmasten vor dem Parlament 
rote Fahnen zu hissen."

=> Hans Hautmann, Die verlorene Räterepublik. Am Beispiel der 
Kommunistischen Partei Deutschösterreichs, Europa Verlag, 
Wien, 1971, 84.

Als während der Ansprache des Präsidenten der Provisorischen 
Nationalversammlung, des Linzer deutschnationalen Abgeordneten 
Franz Dinghofer, Parlamentsdiener um 16 Uhr rot-weiß-rote Flaggen 
aufziehen wollten, rissen Rotgardisten den weißen Mittelstreifen 
heraus und hissten die miteinander verknüpften roten Stoffbahnen. 
Damit hatten sie den nächtlichen Beschluss der KPDÖ in die Tat 
umgesetzt. Daneben aber hatten sie auch noch von der Universität 
kommenden deutschnationalen Studenten zwei schwarz-rot-goldene 
Fahnen mit vorgehaltenem Revolver abgenommen, in den Kot 
geworfen und mit Füssen getreten.

Nachdem ein Sängerchor seinen Liedvortrag beendet hatte,
proklamierte Karl Seitz, ebenfalls einer der drei Präsidenten,
die Republik Deutschösterreich. Steinhardt erstieg danach den 
Brunnenrand des Athene-Denkmals, verlas die vorbereitete 
Proklamation der KPDÖ und hielt eine kurze Ansprache. Sodann 
versuchte er, in Begleitung zweier Rotgardisten als Beauftragter 
der KPDÖ beim Haupttor des Parlaments seine Forderung nach 
Bildung einer Arbeiter- und Bauernregierung vorzutragen. Doch 
dies misslang. Als ein Schuss fiel und darauf die Rollbalken der 
Parlamentsfenster heruntergelassen wurden, eröffneten die 
Angehörigen der Roten Garden in der Meinung, von 
Maschinengewehren angegriffen zu werden, das Feuer. Insgesamt 
wurden drei Personen mit Schussverletzungen in Spitäler 
eingeliefert, wovon zwei noch am selben Tag verstarben. Die Lage 
beruhigte sich freilich, als man den Rotgardisten nachwies, dass 
sich keine Maschinengewehre, ja nicht einmal Polizeibeamte im 
Parlamentsgebäude befanden.

=> Österreich im Jahre 1918, Berichte und Dokumente, 
Eingeleitet und herausgegeben von Rudolf Neck, 
R. Oldenbourg, München, 1968, S. 146 ff.)

Im oben zitierten Polizeibericht heißt es weiter:

"Kurz vor diesem Ereignis waren zwei Offiziere der roten Garde 
vor dem Tore des Rathauses in der Lichtenfelsgasse erschienen 
und hatten die Einziehung der gehissten rot-weiß-roten Fahne 
verlangt, da diese "aufreizend" wirke. Dem Verlangen wurde 
nicht nachgegeben, doch ließ der Bürgermeister für alle Fälle 
zur Beruhigung neben der offiziellen Flagge eine rote Fahne 
hissen."


Wie man sieht, kommt also dem Wiener Rathaus schon am ersten Tag
der Republik große symbolpolitische Bedeutung zu. Wir werden dem 
neugotischen Sitz der Wiener Stadtregierung 1938 und 1945 wieder 
begegnen: in beiden Jahren wird wieder jemand dazu auffordern, 
an diesem Gebäude einen Flaggenwechsel durchzuführen. 

=> Auch 1994 wurde an diesem Gebäude "Flaggengeschichte" geschrieben. 
Seit dem EU-Referendum vom 12. Juni 1994 weht auf persönliche 
Anordnung des sehr symbolbewussten Wiener Bürgermeisters 
Dr. Helmut Zilk vom ringseitigen Nordturm des Rathauses die blaue 
Europaflagge. 

Der offizielle Polizeibericht bezieht sich noch einmal auf den 
Verlauf des 12. November 1918 und auf die Parlamentsflaggen,
wobei darauf hingewiesen wird, dass die roten Garden noch 
während der Ereignisse vor dem Parlament mit 150 Mann sämtliche 
Räume der "Neuen Freien Presse" in der Fichtegasse 11 besetzt und 
dort den Druck einer Extraausgabe erzwungen hatten. In diesem 
Blatt hatte es unter anderem geheißen: 

"Vor dem Parlamentsgebäude wurde heute Nachmittag die soziale 
Republik ausgerufen. Die rot-weiß-rote Fahne, die vorher vom 
Staatsrat gehisst worden war, wurde von den roten Garden mit 
Zustimmung der Arbeiterschaft heruntergerissen und die rote 
Fahne aufgezogen."


Es ist überliefert, dass Paul Kisch, der Bruder Egon Erwin 
Kischs, des Begründers der Roten Garden, damals Redakteur der 
"Neuen Freien Presse" war und dem eindringenden Bruder zurief: 
"Egon, das schreib ich aber der Mama nach Prag!". Egon Kisch 
(Erwin war das Pseudonym, unter dem er im Gymnasium schrieb) war 
sein ganzes Leben lang Kommunist. Unmittelbar nach dem Ende des 
Ersten Weltkrieges soll er sich allabendlich effektvoll die 
Sterne vom Kragenspiegel gerissen haben, die ihm seine Freundin 
für den Auftritt am nächsten Tag wieder annähte - auch eine 
Geschichte über Symbole in Österreich. Die Aktion gegen die 
"Neue Freie Presse", an welcher auch Soldaten des Infanterieregiments 
Nr. 4 "Hoch- und Deutschmeister" beteiligt gewesen sein sollen, 
und ein eher absurder Angriff auf das Schloss Schönbrunn waren 
die einzigen "revolutionären" Ereignisse bei der Entstehung der Republik 
Österreich. In Wirklichkeit hatten sich Repräsentanten aller Stände, Bürger, 
Bauern und Arbeiter zusammengetan, "das neue Österreich zu 
begründen
" (Proklamation der Provisorischen Nationalversammlung). 
Doch während die Arbeiterbewegung die Republikgründung als 
"siegreiche Revolution" über Gebühr strapazierte, entglitt es dem 
Gedächtnis der bürgerlichen Seite, dass die Republik auch durch 
das Votum von Vertretern der Bürger- und Bauernschaft zustande 
gekommen war.

=> P. Dusek/A. Pelinka/E. Weinzierl, Zeitgeschichte im Aufriss, 
TR-Verlagsunion (J & V), Wien, 1981, 180.

Gustav Spann hat in seinem Beitrag "Flagge und Wappen der 
Republik Österreich" genau herausgearbeitet, dass die 
Staatssymbolik der Ersten Republik auf einem großkoalitionären 
Kompromiss beruhte: Die Sozialdemokraten unter Renner traten für 
das "revolutionäre Schwarz-Rot-Gold" als der Antithese zur 
Monarchie und zum Hause Habsburg und als der Synthese mit der 
deutschen Republik ein, während die Christlichsozialen 
unter Miklas in den "ehrwürdigen Babenberger- und Kreuzzugsfarben 
Rot-Weiß-Rot" ein Zeichen für Kontinuität und ein gewisses Maß an 
österreichischer Eigenständigkeit erblickten. 

=> Gustav Spann, Zur Geschichte von Flagge und Wappen der 
Republik Österreich. In: Norbert Leser/Manfred Wagner (Hg.),
Österreichs politische Symbole, Böhlau, Wien, 1994 

Während das neue Staatswappen erst nach einigen Geburtswehen 
festgelegt wurde und bis auf den heutigen Tag immer wieder 
Diskussionen auslöst (vgl. hiezu den Eintrag über das 
Bundeswappen) standen die Staatsfarben sehr bald und auf 
Dauer fest. 

Am 31. Oktober 1918, am Tag, an dem die Flagge Rot-Weiß-Rot 
auf der "Viribus Unitis" eingeholt wird, übergibt Ministerpräsident 
Dr. Heinrich Lammasch der provisorischen Staatsregierung die 
Regierungsgewalt. Als einer ihrer ersten offiziellen Akte erklärt 
sie auf Antrag des Christlichsozialen Dr. Wilhelm Miklas die 
alten Farben Rot-Weiß-Rot zu den Farben des neuen Staates.
Der geschichtsbewusste Gymnasialprofessor aus dem 
niederösterreichischen Horn stimmt sodann als einziger Vertreter 
des Staatsrates in der Sitzung am 11. November 1918 gegen 
den Anschlussartikel! Er sollte als Bundespräsident der letzte 
Vertreter des unabhängigen Österreichs sein, der sich bis in die 
Nachmittagsstunden des 13. März 1938 weigerte, sein Land an 
Hitler auszuliefern und lieber zurücktrat, als ein Gesetz über die 
"Wiedervereinigung" Österreichs mit dem Deutschen Reich zu 
unterschreiben. 

Im Gesetz vom 21. Oktober 1919 über die Staatsform 
(StGBl. Nr. 484/1919) wird in Artikel 6 erstmals die Nationalflagge 
Österreichs beschrieben: 

(1) Die Flagge der Republik besteht aus drei gleichbreiten, 
wagrechten (sic!) Streifen, von denen der mittlere weiß, 
der obere und der untere rot ist." 

(2) Durch Vollzugsanweisung wird bestimmt, auf welchen Flaggen 
überdies das Staatswappen anzubringen ist. 

Schon bei der historischen Begründung der Aufnahme des 
Bindenschilds in das neue Staatswappen (Gesetz vom 8. Mai 
1919, StGBl. 257/1919) hatte man sich allerdings bemüht, den 
Farben Rot-Weiß-Rot jede habsburgische und imperiale Note zu 
nehmen und sie gewissermaßen auf ein "vorgeschichtliches 
Territorialsymbol" zu reduzieren:

"...das (sic!) rot-weiß-rote Bindenschild ist nicht das Schild 
eines Herrscherhauses, auch nicht das der Babenberger, sondern 
das Zeichen des Landes Österreich in der Zeit der Babenberger 
gewesen und war schon vor diesem fürstlichen Geschlecht 
landesüblich". 

=> Beilage 202 d. Protokolle der Konstituierenden 
Nationalversammlung, 13. Sitzung, 8. Mai 1919. 

Nach allem, was wir heute wissen, sind die Farben Rot-Weiß-Rot 
verlässlich erst mit dem letzten Babenberger, Friedrich II., dem 
Streitbaren, d.h. mit dem Jahr 1230 in Verbindung zu bringen. 
1918 mochte man vielleicht an die Akkon-Sage und damit an das 
Jahr 1192 anknüpfen. Aber die Behauptung, Rot-Weiß-Rot sei schon 
VOR den Babenbergern, also in der Zeit vor Leopold I., dem 
Erlauchten (976-994), "landesüblich" gewesen, ist eine pure
Geschichtsklitterung nach dem Muster des "Privilegium maius", auf 
das sie sich ohnedies stützen dürfte. 

So war also nicht nur das erste Hissen der Nationalfarben der 
Republik ein Fiasko, sondern auch die Begründung für ihre 
Aufnahme in das Wappen ein Flop. Doch wen wundert dies noch?

Nach dem Anschlussverbot von St. Germain werden 1921 der Begriff
"Deutschösterreich" und die Kodifikation des Anschlusswillens 
fallengelassen (Artikel 1 bis 3 des oben zitierten Gesetzes 
vom 21. Oktober 1919 über die Staatsform). Wirtschaft und Währung 
erholen sich, doch der anfängliche staatspolitische Konsens 
zerbricht. Daran kann auch das "Wunderteam" nichts ändern, das 
1931/32 in 12 internationalen Fußballspielen ungeschlagen bleibt.

Obwohl die Erste Republik in drei einander immer unversöhnlicher 
gegenüberstehende politische Lager zerfällt, die über legale oder
illegale Wehrverbände verfügen und mit allen nur denkbaren 
symbolpublizistischen Mitteln um die Herzen der Bürger und 
um die Macht im Staate ringen, bis das demokratische Österreich im 
Blut eines Bürgerkrieges endet, bleiben die Nationalfarben 
Rot-Weiß-Rot weitgehend außer Streit. Sie werden erst wieder aktuell, 
als das immer einsamer werdende autoritäre Regime im Kampf gegen 
die reichsdeutsche Bedrohung versucht, den Mythos der Geschichte 
und den Macht der Tradition einzusetzen. Der Teufel soll durch 
Beelzebub ausgetrieben werden: die Deutschen der Ostmark werden 
zu den besseren Deutschen erklärt, dem schwarz-weiß-roten 
HEIDNISCHEN Hakenkreuz wird das rot-weiß-rote CHRISTLICHE
Kruckenkreuz gegenübergestellt, der NSDAP die VF, dem Horst-
Wessel-Lied das Dollfusslied. Das Geschehen in Österreich ist 
nicht ohne jenes im "Altreich" zu verstehen, von dem dauernder
politischer Druck ausgeübt wurde.

Deutsches Reich 1933:

* 30. Jänner: Adolf Hitler wird zum Reichskanzler ernannt.
* Nach dem Reichstagsbrand vom 28. Februar werden die 
  bürgerlichen Grundrechte eingeschränkt. 
* 5. März: Bei den Reichstagswahlen erzielen die NSDAP und die 
  ihr nahestehende Kampffront Schwarz-Weiß-Rot 52% der Stimmen. 
* 1. Juni: Tausend-Mark-Gebühr für Reise nach Österreich
* 22. Juni: Verbot der Sozialdemokratischen Partei
* 14. Juli: der Einparteienstaat wird gesetzlich verankert 
* 31. August bis 3. September "Reichsparteitag des Sieges" in 
  Nürnberg. Insgesamt über 300.000 Teilnehmer

Republik Österreich 1933:

* 4. März: Die drei Präsidenten des Nationalrates treten zurück 
* 7. März: Die Regierung erklärt, das Parlament habe sich damit 
     selbst ausgeschaltet.
* 31. März: Auflösung des Republikanischen Schutzbundes
* 19. Mai: Verbot aller regierungsfeindlichen Symbole (Fahnenverordnung)
* 20. Mai: Gründung der Vaterländischen Front (VF)
* 19. Juni: Verbot der NSDAP und des steirischen Heimatschutzes
* 8.-12. September: Allgemeiner deutscher Katholikentag (ohne
  reichsdeutsche Teilnehmer), 250 J. Türkenbelagerung
* 11. September: Kundgebung der VF/Trabrennplatzrede mit der
   Publikation des Kruckenkreuzes. 

=> auf den Tag genau 50 Jahre später zelebriert Papst Johannes Paul II. 
     im Wiener Donaupark eine Messe, am Vortag 10.9.83 Europavesper 
     auf dem Heldenplatz - Zufall oder Absicht?


Der politische Kampf wurde sowohl im Deutschland der Weimarer 
Republik wie auch im Österreich der Ersten Republik mit allen
nur denkbaren symbolpublizistischen Mitteln geführt, die sich
insbesondere dann vervielfachten, wenn sie verboten wurden.

In diesem Lichte ist es zweifelhaft, welche Wirkung die 
von Dollfuss mit Hilfe des berühmten "kriegswirtschaftlichen 
Ermächtigungsgesetzes" ohne Mitwirkung des Parlaments 
eingeführte "Fahnenverordnung" (Verordnung der Bundesregierung 
vom 19. Mai 1933, betreffend den öffentlichen Gebrauch von 
Fahnen, Flaggen, Standarten, Wimpeln u. dgl., BGBl. 1933/186) 

tatsächlich entfalten konnte. Sie gehört jedenfalls zu den vielen 
Eigentümlichkeiten, die das Verhältnis des Österreichers zu 
seinen Symbolen kennzeichnen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil 
diese Verordnung durch die spätere österreichische Rechtsordnung 
formal nie aufgehoben wurde: nach Interpretation des 
Verfassungsdienstes wurde ihr allein durch das am 14. Jänner 1939 
in der Ostmark in Geltung gesetzte Reichsflaggengesetz materiell 
derogiert.

=> Brief von Dr. Klaus Berchtold an den Verfasser, Dez. 1993

Hier nun der Wortlaut dieser "Fahnenverordnung", die ein 
deutliches Licht auf den "Kampf der Symbole" in den dreißiger 
Jahren wirft, den das Kruckenkreuz durch seine offizielle 
Einführung im September 1933 für sich zu entscheiden hoffte:

"Auf Grund des Gesetzes vom 24. Juli 1917, R.G.Bl. Nr. 307, 
wird zur Abwehr der mit einer Störung der öffentlichen Ruhe, 
Ordnung und Sicherheit verbundenen wirtschaftlichen Gefahren 
verordnet, wie folgt:

§ 1. Der öffentliche Gebrauch von Fahnen, Flaggen, Standarten, 
Wimpeln u. dgl. ist untersagt, sofern hierdurch die öffentliche 
Ruhe, Ordnung und Sicherheit gefährdet wird. Dieses Verbot 
gilt ausnahmslos für den öffentlichen Gebrauch von
roten 
Fahnen, Flaggen, Standarten, Wimpeln u. dgl., solchen mit dem 
Sowjetstern, solchen mit den drei Pfeilen und solchen mit dem 
Hakenkreuz.
Für den öffentlichen Gebrauch von sonstigen 
Fahnen, Flaggen, Standarten, Wimpeln u. dgl., durch die eine 
parteipolitische Einstellung zum Ausdruck gebracht wird, ist 
eine Bewilligung des Bundeskanzleramtes erforderlich. ..."


Im weiteren Text folgen Strafbestimmungen und Bestimmungen 
über den Verfall der Gegenstände, auf die sich die strafbare 
Handlung bezieht. Die allgemeinen Rechte der auswärtigen 
diplomatischen und konsularischen Vertreter werden durch die 
Verordnung nicht berührt. 

Die Vaterländische Front und das Kruckenkreuz 

Der Entstehung des Kruckenkreuzes und der ihm zukommenden 
Bedeutung für Österreich haben wir - so wie dem Hakenkreuz - 
eine eigene Darstellung  gewidmet. Das alt-christliche Zeichen trat 
also nun im September 1933 seinen symbolpolitischen Kreuzzug 
gegen sein neu-heidnisches Pendent an - zunächst nur als Symbol 
der einzigen zugelassenen politischen Bewegung, der Vaterländischen
Front
. Ähnlich wie das Hakenkreuz bleibt das Kruckenkreuz relativ 
lange Symbol der staatlichen Einheitspartei. Während das 
Hakenkreuz aber zum alleinigen Staatssymbol aufsteigt, wird dem 
Kruckenkreuz nur eine "quasi-hoheitliche" Funktion zuteil. 

Das Kruckenkreuz fällt zunächst auf eine sehr unangenehme Weise 
auf: 1934 wird schon am ersten Tag der Februarkämpfe das den 
Sozialdemokraten sehr am Herzen liegende "Denkmal der Republik" 
mit Kruckenkreuzfahnen verhüllt - eine eher geschmacklose 
Verwendung der Nationalfarben - gewissermaßen zur mystischen, 
posthumen Enthauptung und Anprangerung der geistigen Führer des 
politischen Gegners. 

@ Abb.

Am 1. Mai 1934 wird "im Namen Gottes, des Allmächtigen, von dem 
alles Recht ausgeht", dem österreichischen Volk "für seinen 
christlichen, deutschen Bundesstaat auf ständischer Grundlage" 
eine neue Verfassung gegeben. 

In Artikel 3 Abs. 1 der neuen Verfassung wird festgelegt: "Die 
Farben Österreichs sind Rot-Weiß-Rot". 

In Artikel 3 Abs. 2 wird der doppelköpfige, nimbierte Adler als 
Staatswappen eingeführt - die genauen Motive hiefür werden 
an anderer Stelle besprochen (vgl. die Geschichte des
Bundeswappens
).

Gleichzeitig mit der ständischen Verfassung wird auch die VF 
verfassungsgesetzlich verankert. Sie selbst gibt sich ein 
Bundesorganisationsstatut.

=> Irmgard Bärnthaler, Die Vaterländische Front, Geschichte und 
Organisation, Europa Verlag, Wien, 1971, 55 ff.

Im Zusammenhang mit der Verfassung des Ständestaats wird die VF 
als auf dem Führerprinzip aufgebauter Verband definiert, der als 
Träger des österreichischen Staatsgedankens berufen ist, alle 
Staatsbürger auf dem Boden eines selbstständigen, christlichen, 
deutschen und berufsständischen Bundesstaates Österreich 
zusammenzufassen. Ihr wird ein Mitspracherecht bei der Verwaltung 
eingeräumt, es wird aber keine Zwangsmitgliedschaft dekretiert. 
Die Bezeichnung "Vaterländische Front" darf nur die neue 
politische Bewegung führen, ebenso ist ihr allein das Führen des 
Kruckenkreuzes erlaubt. 

Die Mitglieder der VF hatten das folgende Abzeichen zu tragen: 

Ein 25 Millimeter langes und zwei Millimeter breites, über 
einen Metallkern gezogenens rot-weiß-rotes Doppelbändchen oder 
eine diesem Bändchen nachgebildeter Metallstreifen.

Man hatte sich demnach entschlossen, nicht das Kruckenkreuz -
das eigentliche Symbol der Bewegung - als Abzeichen zu wählen, um 
es dem verbreiteten (damals aber schon illegalen und daher meist 
hinter dem Rockaufschlag getragenen) runden Hakenkreuzabzeichen 
der NSDAP entgegenzusetzen, sondern sich der einigenden Kraft der 
Nationalfarben zu bedienen. Damit sollte es offenbar möglichst 
vielen Menschen, vor allem den tausenden Staatsbeamten, 
erleichtert werden, sich aktiv zur VF zu bekennen: die österreichischen
Staatsfarben zu tragen, konnte ja nicht verkehrt sein, und 
außerdem war das berühmte "Bändchen" von nicht gerade 
überwältigender Aufdringlichkeit. Drei Farben auf zwei Millimetern 
- ein wahrhafter Geniestreich österreichischer Kompromisskunst: 
ein halber Quadratzentimeter für das Bekenntnis zum Vaterland, 
ein Abzeichen, das man tragen konnte, ohne damit aufzufallen. 
Doch viele trugen es aus Angst um ihre Existenz - daher wurde das 
Bändchen oft auch "Existenzspange" genannt. 

Es gab verschiedene Versuche, das Kruckenkreuz zu popularisieren.
So etwa den Vorschlag des Bundesministeriums für Handel und 
Verkehr, an den gewerblichen Bundeslehranstalten rot-weiß-rote 
Fahnen mit dem Kruckenkreuz zu versehen und bei Schulfeiern und 
Umzügen mitzuführen. Hiezu habe die VF als ausschließlich 
verwendungsberechtigte Organisation ihre ausdrückliche Zustimmung 
gegeben.

=> Diesbezügliches Dokument vom 16. März 1935 im Besitz des 
Verfassers.

Die Kruckenkreuzflagge als "quasi-staatliches Hoheitszeichen"

Das Anfang September 1933 eingeführte Kruckenkreuz wurde bald 
auch auf die rot-weiß-rote Fahne gesetzt. So befand es sich 
bereits auf jenen Fahnentüchern, mit welchen am 12. Februar 1934 
die Büsten am Denkmal der Republik verhüllt wurden (s. o.).

Offenbar unter dem Eindruck der massiven nationalsozialistischen 
Sichtpropaganda nach den Richtlinien des Reichsflaggengesetzes 
bei Gelegenheiten wie etwa den Olympischen Spielen (im Februar 
1936 im Garmisch-Partenkirchen, im August 1936 in Berlin), aber 
dennoch nicht bereit, die Symbole von Partei und Staat nach 
deutschem Vorbild völlig zu verschmelzen, wurde am 28. Dezember 
1936 das "Bundesgesetz über die Flagge des Bundesstaates 
Österreich", BGBl. 444/1936, beschlossen. Es enthielt folgende 
Bestimmungen:

§ 1. (1) Die Flagge des Bundesstaates Österreich besteht aus 
drei gleichbreiten waagrechten Streifen, von denen der mittlere 
weiß, der obere und untere rot ist.

(2) Durch Verordnung wird bestimmt, auf welchen Flaggen 
überdies das Staatswappen anzubringen ist.

§ 2. (1) Die Kruckenkreuzflagge ist im Inlande der Staatsflagge 
gleichzuhalten und kann neben dieser geführt werden. 

(2) Die Bestimmungen des § 16 des Bundesgesetzes über die 
"Vaterländische Front", B.G.Bl. Nr. 160/1936, werden 
hierdurch nicht berührt. 


(3) Die Kruckenkreuzflagge besteht aus drei waagrechten 
Streifen, von denen der mittlere weiß, der obere und untere 
rot ist. Der Mittelstreifen hat in zwei Fünftel der Länge 
eine kreisförmige Erweiterung, in deren Mitte sich ein 
durchbrochenes rotes Kruckenkreuz befindet. Die Flagge ist 
an der Flaggenstange mit einem grünen Sparren belegt, 
dessen äußerer Rand von der Mitte der roten Streifen und 
dessen innerer Rand von den Teilungslinien ausgeht.

Die Regierung Schuschnigg stand Ende 1936 bereits mit dem Rücken 
zur Wand. Nach dem Abkommen vom 11. Juli 1936 mussten "national-
betonte" Kräfte in das Kabinett aufgenommen werden. Italien,
auf das sich schon Karl Renner nach 1919 gestützt hatte, begann 
sich immer stärker von Österreich abzuwenden. An Stelle der am 
10. Oktober aufgelösten Wehrverbände war die "Frontmiliz" im 
Rahmen von VF und Bundesheer geschaffen worden.

Durch den Mittelkreis mit Kreuzsymbol erhielt die nunmehr mit 
staatlicher Autorität ausgestattete Kruckenkreuzflagge eine 
gewisse Ähnlichkeit mit der Hakenkreuzflagge. Von ihrer optischen 
Signalwirkung her war sie freilich schwächer als diese, da ihr 
der kräftige Farbakzent fehlte, den das zentral positionierte 
schwarze Hakenkreuz bildete. Im übrigen hatte sie sich auch mit 
den im "Reich" oft gezeigten Fahnen der Hitlerjugend zu messen,
die ein großes schwarzes Hakenkreuz auf Rot-Weiß-Rot
zeigten - ob das Rot-Weiß-Rot der HJ-Fahnen eine bewusste oder 
unterbewusste heraldische Anspielung auf den "Ahnengau des 
Führers" war? Jedenfalls hatte es die Kruckenkreuzfahne bei 
dieser Konkurrenz nicht leicht. Sollte vielleicht der grüne 
Sparren, also der Winkel an der Mastseite, helfen, die 
Kruckenkreuzflagge durch eine Schmuckfarbe attraktiver zu machen? 
Die tatsächliche Bedeutung dieses Winkels konnte der Autor (noch) 
nicht feststellen. Noch 1933 hätte man ihn als Geste an die 
Heimwehren erklären können, gewissermaßen als Zeichen des 
"autoritären" Willens. Doch Ende 1936 waren bereits alle 
Wehrverbände aufgelöst und in die "Frontmiliz" eingegliedert 
worden. Sollten vielleicht die Nadelwälder der Alpen mit dem 
grünen Sparren symbolisiert und damit österreichische Eigenart 
ausgedrückt werden? Tatsache ist jedenfalls, dass in der Mehrzahl 
der Fälle, in denen die Kruckenkreuzflagge physisch verwendet 
oder drucktechnisch dargestellt wurde, auf die Beifügung dieses 
grünen Winkels vergessen wurde. Das musste wohl auch so sein, gab 
es doch wieder einmal ein österreichisches Staatssymbol, bei dem 
jeder Perfektionismus zu vermeiden war. 

Die Kruckenkreuzflagge war in diesem Sinn ja auch nicht das neue 
Hoheitszeichen Österreichs, sondern war nur "der Staatsflagge 
gleichzuhalten"
, "Hilfssymbol" sozusagen. Aus diesem Grunde 
durfte sie auch nur in Österreich selbst geführt werden. 

@ Abb., etwa aus Wien aktuell I/84

=> Auf den offiziellen Fahnen und Plakaten des Werbedienstes der 
VF unter Dr. Fritz Bock, dem langjährigen Handelsminister der 
Zweiten Republik, scheint der grüne Sparren auf.

Die gut gemeinten, aber ohne die Loyalität der Arbeiterschaft auf 
zu schwachen Beinen stehenden patriotischen Bemühungen des 
Ständestaates musste Dollfuss mit dem Leben und Schuschnigg mit 
dem Land bezahlen. Das defensive christliche Kruckenkreuz verlor 
den Kampf mit dem aggressiven heidnischen Hakenkreuz.

Schon lange vor dem Einmarsch der deutschen Truppen war das 
Hakenkreuz immer wieder in den verschiedensten Formen 
aufgetaucht, wie wir in der erwähnten Darstellung beschrieben haben. 

Ab den Nachmittagsstunden des 11. März 1938 wehte die 
Hakenkreuzflagge bereits von vielen privaten und öffentlichen 
Gebäuden, und noch vor 23 Uhr hatte man am Bundeskanzleramt
eine solche angebracht. Nur kurze Zeit später wurde auch die 
Front des Wiener Rathauses mit einer Hakenkreuzflagge versehen. 
Zwei Demonstranten hatten die Fassade erklettert und von der 
Brüstung die Hakenkreuzfahne entrollt. Dies geschah unter dem 
Absingen von Deutschlandlied und Horst-Wessel-Lied ("Die Fahne 
hoch ..."), bevor noch der österreichische Bundespräsident und 
der Wiener Bürgermeister, die sich in den jeweiligen Amtsräumen 
befanden, zurückgetreten waren. Bürgermeister Richard Schmitz 
hatte sich trotz massiven Drucks seitens seines NS-Nachfolgers 
Major Fritz Lahr strikt geweigert, das Symbol des Okkupanten 
hissen zu lassen.

=> Rudolf Neck (Hg.), Wien 1938, Verein für Geschichte der Stadt 
Wien, 1978, S. 33.

Bis Mitternacht waren die wichtigsten öffentlichen Gebäude Wiens 
(nein, Österreichs!) mit dem "Hakenkreuz im weißen Feld, auf 
feuerrotem Grunde" (© Ottokar Kernstock) "geschmückt" - entweder 
von außen durch NS-Aktivisten oder von innen durch Überläufer 
bzw. Beamte, die die Aussichtslosigkeit ihrer Lage erkannt hatten.

=> Tomkowitz/Wagner, Gerhard/Dieter, "Ein Volk, ein Reich, ein 
Führer", Piper, München, 1968, 225 ff.

Rot-Weiß-Rot an der Wiege der Zweiten Republik


Die rot-weiß-roten Farben erstanden nicht erst nach der Befreiung 
Österreichs durch die alliierten Truppen wieder, sondern spielten 
schon im Widerstand gegen das Dritte Reich eine Rolle.

So etwa 1944 bei der Aufstellung von insgesamt fünf 
österreichischen "Freiheitsbataillonen" im Rahmen der 
jugoslawischen Volksbefreiungsarmee. Die kommunistischen 
Exilpolitiker Johann Koplenig, Franz Honner und Friedl Fürnberg 
führten die diesbezüglichen Verhandlungen mit den Sowjets und 
den Tito-Partisanen. Friedl Fürnberg berichtet:

"Am 24. November 1944 wurde auf einer Wiese bei dem slowenischen 
Dorf Tribuce an einer primitiven Holzstange die rotweißrote 
Fahne Österreichs hochgezogen. Es war der Höhepunkt einer kurzen 
militärischen Feier anlässlich der Gründung des 
I. Österreichischen Freiheitsbataillons im Rahmen der 
jugoslawischen Partisanenarmee. Das Bataillon legte einen 
Treueeid ab für die Befreiung Österreichs und für ein 
unabhängiges, demokratisches Österreich zu kämpfen, gleichzeitig 
galt der Schwur dem gemeinsamen Kampf mit den slowenischen 
Partisanen gegen den deutschen Hitler-Faschismus und seine 
Verbündeten."


Nicht nur Kommunisten hatten sich dieser Truppe angeschlossen,
sondern Sympathisanten aller politischen Richtungen. Am linken 
Ärmel der jugoslawischen Uniform trugen sie den spitz zulaufenden 
rot-weiß-roten Bindenschild. Das 1. Bataillon kam tatsächlich zum 
Kampf- und Propagandaeinsatz. 

Am 12. Mai 1945 zogen Angehörige dieser Freiheitstruppen unter 
der rot-weiß-roten Fahne in die Wiener Hofburg ein.

=> Gerhard Oberkofler/Eduard Rabofsky, Pflichterfüllung für oder 
gegen Österreich, Globus, Wien, 1988, S. 40.

@ Abb. S. 41. sowie Andics/Insel der Seligen, ......................S. 71

Unter dem Titel "45 war ich zehn" schrieb Herbert Pirker
im "Wiener Journal" vierzig Jahre danach, in der 
Juli/August-Nummer 1985 (S. 40):

"Eine Grenze verlief da plötzlich, wo früher keine war, die 
Donau teilte, da wo ich jetzt lebte, ein Reich in zwei Teile, 
die Bauern klopften mit ihren Hämmern auf ihre runden 
Parteiabzeichen, bis sie unkenntlich waren, und vergruben 
dieselben, sie verbrannten die Führerbilder, von den roten 
Hakenkreuzfahnen trennten Sie den weißen Kreis mit dem schönen 
schwarzen Symbol herunter, schnitten die Fahnen der Länge nach 
in zwei Teile und fügten einen weißen Streifen ein, und rechts 
und links blieb auf den roten Teilen je ein hellroter 
Halbkreis, Zeichen der Schmach und des Verrats, ich verstand 
die Welt nicht mehr".


In der Tat, welches Kind sollte das verstehen - wo es doch manche 
Erwachsene bis heute nicht begriffen haben. 

Auch ich erinnere mich an die rot-weiß-roten Fahnen mit den 
seltsamen Halbkreisen - Ton in Ton, wie Hexenringe im grünen 
Gras, nur rote Muster auf rotem Grund - wie verbleichende 
Schatten, noch Jahre sichtbar nach einem vorüber gezogenen 
Hexensabbat. 

In Wien erschienen die Farben Rot-Weiß-Rot zum ersten Mal wieder 
am 9. April 1945.

Gordon Shepherd schreibt in seinem berühmten Buch "Die 
österreichische Odyssee": 

"Szokoll befand sich zur Zeit auswärts und entkam. Der 
unermüdliche Feldwebel Kaes erwartete seinen Vorgesetzten 
unterwegs und warnte ihn. Szokolls beide Vertraute, Hauptmann 
Huth und Leutnant Raschke, wurden an ihren Schreibtischen 
verhaftet. Zusammen mit dem unglücklichen Biedermann henkte man 
sie auf der Strasse in Floridsdorf, einem Wiener Stadtbezirk.

Es war der Nachmittag des 8. April 1945. Schon brach die Armee 
Tolbuchins vom ungeschützten Westen her gegen die Stadtmitte 
durch, eingewiesen durch Führer der O5. Am folgenden Nachmittag 
wurde die rot-weiß-rote Fahne von einem der Widerstandsbewegung 
angehörenden Wiener SS-Mann auf dem Stephansturm gehisst - zum 
ersten Mal seit sieben Jahren und neunundzwanzig Tagen." 


=> S. 183, ebenso Weinzierl bei Mantl, ..............S. 91. 

Hellmuth Andics weiß zu berichten, dass am 10. April am 
Stephansturm eine weiße Fahne gezeigt wurde. Das bestätigt auch 
Prof. Rudolf Hanzl, Vorstand der Wiener Philharmoniker nach dem 
Krieg in einem Augenzeugenbericht. 

=> Franz Danimann, Hugo Pepper (Hg.), Österreich im April '45,
Europaverlag, Wien, 1985, 225.

Nach einem persönlichen Bericht von Theodor Körner kam die 
rot-weiß-rote Fahne am 12. April 1945 unter folgenden Umständen 
wieder zum Vorschein:

"Die Strassen menschenleer. Die Bewohner steckten alle in ihren 
Kellern. Artillerie schoss noch umher. Die ersten 
Infanterieplänkler marschierten in Gefechtsformation durch die 
Kärntner Strasse gegen den Stephansplatz. Dann wurde es ruhiger.

Die Deutschen leisteten anscheinend keinen Widerstand mehr.
Da ich vermutete, dass die Luft rein sei, nahm ich zwei Kübel, um 
mir Wasser aus dem Bunker neben der Oper zu holen. Ich wollte 
die Kärntner Straße überqueren und sah dabei am Ring russische 
Soldaten stehen, als plötzlich zwei russische Granaten ein paar 
Schritte vor mir explodierten. Patzer! dachte ich ärgerlich, 
schießt die Artillerie mitten unter die eigenen Leute! Mein 
Trommelfell wurde dabei so erschüttert, dass ich heute noch 
schlecht höre.

Dann wanderte ich in die Stadt. Am Kai wurde geschossen und 
gekämpft, deshalb ging ich zum Rathaus. Dort waren schon 
Unberufene, wohl Ausländer, am >Werk< und schleppten Möbel auf 
die Straße. Ich sagte einem Rathausportier, er möge weiße Fahnen 
oder Staatsfahnen hissen.

Und wirklich: man fand oder nähte im Rathaus in aller Eile eine 
große rotweißrote Staatsfahne und zog sie am Turm hoch. In 
diesem Augenblick war Österreich wieder geboren, ging seine 
Hauptstadt Wien aus Krieg und Not, wohl bedeckt mit schweren 
Wunden, aber als Gemeinschaft freier Menschen hervor."


=> Gustav K. Bienek, "Ein Leben für Österreich", Theodor Körner 
zum 80. Geburtstag, Jugend und Volk, Wien, 1953, S. 77 ff.

Peter Gosztony beschreibt in seinem Buch 

=> Endkampf an der Donau 1944/45, Molden Taschenbuch, Wien, 
    1978, S. 261 

das Auftreten der rot-weiß-roten Farben am 9. April 1945 wie folgt: 

"Inzwischen hatten die Russen bereits den Ring in Besitz 
genommen. Bei Heiligenstadt und in Erdberg standen sie am 
Donaukanal. Parlament, Universität und das schwerbeschädigte 
Rathaus (auf dessen linken Seitenturm von unbekannten Händen die 
rotweißrote Fahne gehisst worden war) waren Hauptkampflinie 
geworden. Glücklicherweise nicht für lange Zeit. Die Waffen-SS 
zog sich am 10. April aus der Innenstadt zurück und bezog neue 
Stellungen entlang des Donaukanals." 

Nach anderer Lesart wurde die erste rot-weiß-rote Fahne 1945 auf 
dem Palais Auersperg, dem Sitz der Widerstandsbewegung, gehisst.

"Jetzt ist alles vorbei"

Nachdem der Wiener Feuerwehrmann Erwin Racek auf Geheiß der 
Russen die nationalsozialistischen Adler in einer kühnen, bei 
Hugo Portisch spannend geschilderten Aktion von den beiden 
Parlamentsmasten heruntergeholt hatte, konnten jedenfalls am 
29. April die rot-weiß-roten Flaggen gehisst werden. 

Zur Feier der Unabhängigkeitserklärung tanzten die 
Österreicher und Österreicherinnen auf der Ringstrasse aus Freude 
über die Befreiung vom Joch des Nationalsozialismus. Nach sieben 
langen Jahren wehte wieder das Rot-Weiß-Rot über der Ringstrasse.



Eine Augenzeugin berichtet über die Atmosphäre bei der Proklamation 
der wiedererlangten Unabhängigkeit Österreichs vor dem Parlament:

"Und als das verlesen war und irgendwer noch gesprochen 
hat, haben alle applaudiert, und in schlottrigen Kleidern 
sind Männer mit Musikinstrumenten gestanden, die haben, 
weil wir ja keine Hymne gehabt haben, halt den Donauwalzer 
gespielt. Und die ersten haben sich halt auch mal einen 
Russen geschnappt und sind mit ihm im Walzertakt rundherum 
getanzt. Man ist nach Hause gegangen und hat gewusst, es 
kann nix mehr passieren, jetzt ist alles vorbei"


Und Adolf Schärf sagt zum kommunistischen Vizebürgermeister
Karl Steinhardt: 

"Jetzt hast du Tränen der Rührung in den Augen, weil 
russische Soldaten die rot-weiß-roten Fahnen hochziehen, im 
November 1918 hast du schießen und das Weiße aus den Fahnen 
herausreißen lassen, so ändern sich die Zeiten."


Steinhardt antwortet: 

"Ja, ja, das wäre nicht notwendig gewesen, wenn ihr nur 
immer gemacht hättet, was wir wollten." 

=> Hugo Portisch, Österreich II, Kremayr & Scheriau, Wien, 
1985, S. 172 f.

Während am 29. April 1945 in Wien die Provisorische 
Staatsregierung Einzug im Parlament hielt, befand sich der größte 
Teil des heutigen österreichischen Staatsgebiets noch in den 
Händen deutscher Truppen. Im Westen bemühte sich die 
Widerstandsgruppe O5, im Kontakt mit den Alliierten bei dem 
vorherzusehenden Einmarsch der Amerikaner das Land möglichst ohne 
Widerstand zu übergeben. Doch nicht immer lief alles so glatt ab 
wie geplant. Als am 20. April, zum letzten Geburtstag Adolf 
Hitlers, O5-Männer von der Innsbrucker Polizeidirektion eine 
rot-weiß-rote Fahne entrollten und die Tiroler Hauptstadt mit 
Flugzetteln überschwemmten, erreichten sie das Gegenteil von dem, 
was sie beabsichtigten. Die gereizte Gestapo veranstaltete eine 
Großrazzia, bei der zahlreiche Verhaftungen vorgenommen und der 
Geheimsender der O5 ausgehoben wurde. 

Am 1. Mai war die O5 erfolgreicher: die Innsbrucker Kasernen 
wurden im Handstreich besetzt; eine rot-weiß-rote Fahne, vom Dach 
des Hauses eines Widerstandskämpfers entrollt, leitete am 2. Mai 
eine zweite erfolgreiche Widerstandswelle ein, mit welcher die 05 
die Stadt im Kampf gegen verbliebene SS-Einheiten unter ihre 
Kontrolle brachte. Als am 3. Mai 1945 gegen Abend die 
amerikanischen Truppen unter Major Sheldon D. Elliot vor dem 
Landhaus eintrafen, konnte Dr. Karl Gruber namens der 
Widerstandsbewegung eine vom Feind befreite Stadt übergeben.
Die Innsbrucker hatten getreu der Moskauer Deklaration ihren 
eigenen Beitrag zur Befreiung geleistet. Der amerikanische
Truppenkommandant staunte nicht schlecht, als viele
rot-weiß-rote Flaggen von den Dächern der Stadt wehten und ihn 
schließlich sogar ein riesiges Sternenbanner begrüßte, das vom 
Dachfirst entrollt wurde, als er vor dem Landhaus ankam. 

Noch einmal ging es im Innsbruck des Jahres 1945 um die Frage der 
österreichischen Staatssymbole. Als nämlich im Juli des 
ersten Nachkriegsjahres Tirol an die endgültige französische 
Besatzungsmacht übergeben werden sollte, wollte
man die beiden Hymnen spielen - die französische und die 
österreichische. Aber sowohl die mit der des Deutschlandliedes 
identische Melodie der alten Haydn-Hymne als auch die Tiroler 
Landeshymne - das gegen die Franzosen gerichtete Andreas-Hofer-
Lied - erwiesen sich als wenig passend. So einigte man sich 
schließlich auf die Egmont-Overtüre.

=> Andics, a.a.O., 108 ff., 119.

Rot-weiß-rote Fähnchen beherrschten den Park vor dem Wiener 
Belvedere, als am 15. Mai 1955 Leopold Figl vom Balkon herab das
unterschriebene Dokument des Staatsvertrages zeigte. Eine Nation
hatte endgültig zu sich selbst gefunden und ihre volle Freiheit 
wiedererlangt.

Ähnlich groß war der Jubel am Schwarzenbergplatz, als im 
Oktober 1955 die Flaggen der Besatzungsmächte auf dem Gebäude des 
Alliierten Kontrollrates (heute Sitz der Industriellen-Vereinigung) eingeholt 
und rot-weiß-rote Flaggen gehisst wurden.

Am ergreifendsten wird die Wertschätzung des neuen Österreich
für seine Farben durch die Worte beschrieben, die der am 
8. Jänner 1964 verstorbene Staatsvertragskanzler Julius Raab in 
seinem Testament gefunden hat. Der letzte Wille von Julius Raab 
war am 9. Juli 1961 in einem Wiener Notariat hinterlegt worden. 
Der politische Teil wurde am 9. Jänner 1964 veröffentlicht. 
Er begann mit den Worten:

"Von meinen Freunden und Mitarbeitern und von allen 
Österreichern, meinen Anverwandten, erbitte ich Nachsicht über 
manches ungereimte Wort und um Verzeihung, wenn ich sie 
gekränkt haben sollte; das gilt auch für meine politischen 
Gegner.
Aber alle bitte ich inständig, die rot-weiß-rote Fahne 
hochzuhalten und unser schönes Österreich als einen Hort der 
Freiheit zu bewahren ..."


=> Alois Brusatti/Gottfried Heindl (Hrsg.), Julius Raab. Eine 
    Biographie in Einzeldarstellungen, Trauner, Linz, 1985, 365.

Der zweite der beiden oben zitierten Sätze findet sich auch 
auf dem zum Gedenken an Julius Raab am 15. Mai 1967 enthüllten
Denkmal - nach römischem Vorbild ein Friedenstor - gegenüber dem 
Wiener Parlament. 

Rot-Weiß-Rot zur See in der Ersten und Zweiten Republik


     Flagge, die rot, weiß und rote, ach, nimmer
     Darf sie in buntfremden Häfen sich blähn,
     Nimmer die Stirn deiner Söhne der Schimmer
     Endloser Fahrten und Fernen umwehn.

  Aus: Paula von Preradović: Heimat ohne Meer, 1933

Die geschichtliche Entwicklung der österreichischen Seeflagge 
von 1786 bis zum Zerfall des Habsburgerreiches - und damit zum 
Untergang der altösterreichischen Kriegsflotte - wurde bereits 
behandelt.

Im folgenden soll kurz auf die Entwicklung der Flagge Österreichs 
zur See in der Ersten und Zweiten Republik eingegangen werden 
und der gegenwärtige Stand der Symbolik dargestellt werden. 

Das Gesetz über die Staatsform vom 21. Oktober 1919 
(StGBl.484/1919) hatte die Flagge der Republik festgelegt und 
normiert, dass durch Vollzugsanordnung bestimmt werden könne, 
auf welchen Flaggen das Staatswappen anzubringen sei.

Mit Verordnung des Bundeskanzlers vom 1. April 1926 (BGBl. 
85/1926) wurde den Wasserfahrzeugen des Bundesheeres die 
Berechtigung erteilt, auf ihren Flaggen und Wimpeln das 
Staatswappen zu führen. Drei Jahre später wurden zum ersten Mal 
die Größenverhältnisse der österreichischen Schiffsflagge, wie 
sie einer langen k.u.k. Tradition entsprachen, geregelt:

In § 1 der Verordnung des Bundeskanzlers vom 1. Mai 1929 
(BGBl. 191/1929) betreffend die Nationalflagge der österreichischen 
Fahrzeuge der Binnenschifffahrt heißt es:

1) Die österreichischen Fahrzeuge der Binnenschifahrt haben, 
wenn sie in die Lage kommen, die Nationalflagge zu hissen, als 
solche an der hiefür vorbehaltenen Stelle des Fahrzeuges eine 
Flagge zu führen, die ein längliches Rechteck bildet, bei dem 
das Verhältnis der Höhe zur Länge wie zwei zu drei ist und das 
aus drei gleichen waagrechten Streifen besteht, von denen der 
mittlere weiß, der untere und der obere rot ist (Anlage 1).

2) Auf der Nationalflagge der im Dienste der österreichischen 
Bundesverwaltung stehenden Fahrzeuge der Binnenschifffahrt ist 
in der linken oberen Ecke des Flaggenblattes in einem schwarz 
eingerahmten Wappenschild mit weißem Grunde das Staatswappen 
derart anzubringen, dass die Entfernung des oberen und des 
linken Randes des Wappenschildes von dem oberen und dem linken 
Rande des Flaggenblattes je ein Fünftel der Breite des roten 
Streifens beträgt und die Spitze des Wappenschildes in der 
Mitte der Breite des weißen Streifens liegt (Anlage 2). 

@ Abb. lt. Gall S. 67, bzw. BGBl.191/129 (ev. neue Kopie!)

Diese Form der Dienstflagge blieb etwa bei der Strompolizei bis 
in die Mitte der achtziger Jahre in Verwendung, bis sie von der 
neuen Bundesdienstflagge gemäß Wappengesetz 1984 abgelöst wurde.

Für die Flaggenführung der rund 30 Hochseeschiffe, die unter 
österreichischer Flagge fahren, gilt heute das Seeschifffahrtsgesetz
vom 19. März 1981 (BGBl. 174/1981). Dieses Gesetz enthält 
eine genaue Beschreibung der österreichischen Seeflagge:

Flaggenführung und Reedereizeichen


§ 3. (1) Die Flagge der Republik Österreich zur See (Seeflagge) 
in der Form gemäß Abs.2 darf nur von österreichischen 
Seeschiffen geführt werden; sie dürfen die Seeflagge eines 
anderen Staates nicht führen.

(2) Die Seeflagge besteht aus drei gleichbreiten, 
waagrechten Streifen, von denen der mittlere weiß, der 
obere und der untere rot ist. Das Verhältnis der Höhe der 
Flagge zu ihrer Länge ist zwei zu drei. Andere Hinweise 
auf die österreichische Nationalität eines Seeschiffs 
(z.B. durch rot-weiß-rote Wimpel, Stander) sind unzulässig.

(3) Die Seeflagge ist in der für Seeschiffe der betreffenden 
Gattung üblichen Art und Weise zu führen. An der Stelle, 
an der die Seeflagge gesetzt ist oder regelmäßig geführt 
wird, dürfen andere Flaggen nicht gesetzt werden.

(4) Die Führung von Reedereiflaggen und -zeichen auf 
österreichischen Seeschiffen bedarf der Genehmigung des 
Bundesministers für Verkehr. Die Genehmigung darf nur 
erteilt werden, wenn das Bild der Flaggen bzw. Zeichen 
dem Ansehen der Republik Österreich nicht abträglich ist 
und nicht zu Verwechslungen mit der österreichischen 
Staatsflagge, der Seeflagge, den Flaggen anderer Staaten 
oder mit Signalflaggen Anlass gibt. 


Das Seeschifffahrtsgesetz 1981 bestimmt darüber hinaus in § 4, 
dass jedes österreichische Seeschiff einen Namen zu führen hat, der 
auch eine Devise sein kann, sich jedoch von anderen Schiffsnamen 
deutlich unterscheiden muss und dem Ansehen der Republik 
Österreich nicht abträglich sein darf. Der Name des 
Registerhafens österreichischer Seeschiffe lautet "Wien" und ist 
grundsätzlich am Heck unter dem Schiffsnamen anzubringen. 

Mehr als ein Jahrzehnt vor diesem Gesetz, zwei Jahre nach dem 
Staatsvertrag, am 17. Juli 1957, hatte der Nationalrat schon 
einmal ein Seeflaggengesetz beschlossen und in diesem (BGBl. 
187/1957) eine dreijährige Legisvakanz bestimmt. Leider passierte 
dem Gesetzgeber dabei ein arger Lapsus: statt zu bestimmen, 
dass das Gesetz mit 31. Juli 1960 IN Kraft treten solle, wurde
bestimmt, dass es zu diesem Zeitpunkt AUSSER Kraft zu treten habe. 
Einige Wochen vor diesem Datum erkannte man den Irrtum
und setzte mittels einer Novelle das Gesetz dadurch in Kraft, dass 
man seine "Selbstaußerkraftsetzung" außer Kraft setzte. (Oh, 
du mein Österreich!)

Die österreichische Handelsschifffahrt wurde seit Einführung der 
Dampfschifffahrt in hohem Maße durch den 1836 in Triest 
gegründeten "Österreichischen Lloyd" bestimmt. Schon 1846 waren
20 zum Teil in England gebaute Dampfschiffe in Betrieb. Das 
Emblem des "Lloyd Austriaco" war ein mit der Kaiserkrone 
gekrönter goldener Anker, der von den beiden Initialen "L" und 
"A" flankiert wurde, darunter das Motto "Vorwärts". Gegen die 
Jahrhundertwende hin wurde das Emblem etwas verfeinert, indem 
die Initialen mit dem Ankerschaft in Gold verbunden wurden. Auf 
kobaltblauem Flaggengrund ergab dies eine äußerst elegante 
Reedereiflagge. 1918 wurde das Schifffahrtsunternehmen in 
"Lloyd Triestino" umgetauft. Dessen Firmenzeichen ist heute sehr 
nüchtern und zeigt einen von den Buchstaben "L" und "T" 
flankierten stilisierten Anker.

@ Abb. lt. Ausstellungskatalog "Lloyd" 1987 

Unter Auslassung des Wortes "Vorwärts" verwendet die heutige 
"Österreichischer Lloyd Ship Management Ges.m.b.H." das 
traditionelle goldene Lloyd-Emblem auf kobaltblauer 
Reedereiflagge. Das Unternehmen betreibt zur Zeit (1995) etwa 
40 Hochseefrachtschiffe, davon 28 österreichische, die zumeist 
westösterreichische Namen tragen ("Innsbruck", "Arlberg" etc.) 
und meist in Schweden, Norwegen, Polen oder Japan gebaut wurden. 
Das größte in Betrieb stehende Schiff, das rot-weiße MS Tirol, 
ist an die 220 m lang und 32 m breit. Es ist sowohl für Getreide- 
als auch für Erztransporte geeignet. 

@ updaten!

Die schon einige Jahre vor dem Lloyd 1829 von zwei Engländern 
gegründete (Erste) Donau-Dampfschiffahrtsgesellschaft (DDSG), die 
vor dem Ersten Weltkrieg eine der größten Binnenflotten Europas 
besaß (1914: 142 Dampfer und 860 Schlepper) und auch noch in der 
Ersten Republik das führende Unternehmen auf der Donau war (1937: 
22 Personendampfer, 25 Frachtdampfer, 394 Schlepper, 29 Tanker), 
musste nach dem Zweiten Weltkrieg als verstaatlichtes Unternehmen 
praktisch komplett neu aufgebaut werden. Nach einem fünfjährigen
Modernisierungsprogramm (Verdieselung und Umstellung auf 
Schubbetrieb) verfügte die DDSG 1978 wieder über insgesamt 55 
selbstfahrende Einheiten (darunter 7 Fahrgastschiffe) und 123 
Güter-/Tankkähne und Schubleichter. Ende 1993 wurde die 
Güterschifffahrt an die deutsche Stinnes AG, Mühlheim verkauft, 
die verpflichtet wurde, 30% der Anteile an österreichische Firmen 
weiterzugeben. 

@ ergänzen !


Ohne gesetzliche Grundlage - aber kraft stolzer Tradition - führt 
die DDSG die Anfangsbuchstaben ihres Firmennamens schon seit eh 
und je in ihrer Reedereiflagge: die vier schwarzen Grossbuchstaben 
ursprünglich im weißen Mittelstreifen neben einer goldenen Krone 
im oberen und einem goldenen Anker im unteren roten Streifen.

Heute zeigt die im Format 2:3 gehaltene rot-weiß-rote 
Reedereiflagge die goldenen Initialen und einen goldenen Anker.

@ Abb. - DDSG-Wimpel

Andere rot-weiß-rot gestreifte Flaggen

Peru

Im Gegensatz zur österreichischen ist die rot-weiß-rote 
peruanische Flagge vertikal gestreift. Die unseren Farben so 
ähnlichen wurden am 25.2.1825 eingeführt. Als Ursprung der Flagge 
wird erzählt, der argentinische Generalkapitän Jose(') de San 
Martin(') habe 1820 bei der Befreiung von der spanischen 
Vorherrschaft in einer Schar Flamingos ein günstiges Vorzeichen 
erblickt und die Farben dieser Tiere als Flagge gewählt. 

Lettland

Die Flagge Lettlands, in Gebrauch zwischen 1918 und 1940 sowie 
wieder seit 20. 2. 1990, ist karminrot-weiß-karminrot (horizontale 
Streifen), wobei der weiße Mittelstreifen nur etwa halb so breit 
ist wie der obere und der untere Steifen. Das Braunrot bezeichnet
das vergossene Blut, das Weiß bezeichnet Recht, Wahrheit und die
Ehre der freien Bürger. Die Legende spricht davon, dass einst ein 
Stück Stoff, einmal gefaltet, in Blut getaucht worden sei - der 
dünne weiße Streifen sei jener Teil, an dem das Tuch gehalten 
wurde. 

@ ergänzen

Libanon

Am 7. 12. 1943 offiziell eingeführt, ist die libanesische Flagge 
rot-weiß-rot (horizontale Streifen). Im weißen Mittelstreifen, 
der etwa doppelt so hoch ist wie der obere und der untere 
Streifen, befindet sich das Bild einer Zeder als Symbol für 
Heiligkeit, Frieden und Ewigkeit. Die Farben Rot-Weiß-Rot wurden 
vom Libanon auf Empfehlung des Außenministers der jungen Republik 
und Präsidenten der österreichisch-libanesischen 
Freundschaftsgesellschaft, Henry bey Pharaon, gewählt. Durch 
dessen Vorfahren, den von Joseph II. zum Grafen erhobenen 
ehemaligen Oberzollpächter in Ägypten, Antoun Cassis-Pharaone, 
durfte die österreichische Flagge zum ersten Mal in Ägypten 
gehisst werden.

--> Arthur Breycha-Vauthier, Österreich in der Levante, Herold, 
Wien, 1972, 108.