Die Briefmarke als vielfache Trägerin österreichischer Symbole

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Kaisertum Österreich  
                                                  
Die Geschichte der Briefmarke in Österreich wäre beinahe die  Geschichte der Briefmarke überhaupt geworden. Hatte doch ein  altösterreichischer Staatsbeamter, der 1804 in der Oberkrain  geborene Bauernsohn Laurenz Koschier, schon 1836 der  Allgemeinen Hofkammer vorgeschlagen, "Briefpostmarken" zur  Vereinfachung von Manipulation und Verrechnung der Postleistungen  einzuführen. Die Antwort war so, wie sie einem österreichischen  Erfinder gebührt: leider könne von den Vorschlägen kein Gebrauch  gemacht werden, doch werde sein "lobenswertes Bestreben, der  Postanstalt nützlich zu sein", anerkannt (Madersperger, Mitterhofer, Ressel und Kress lassen grüßen). 1840 führt der englische Generalpostmeister Rowland Hill eine  Postreform durch, die einheitliche Taxen und Postwertzeichen  bringt und mit der schwarzen 1-Penny- und der blauen 2-Pence- Marke mit dem Bild der jungen Königin Victoria das Zeitalter der Briefmarke einläutet. 1849 (jenes berühmte Jahrzehnt später, das die meisten  westeuropäischen Innovationen - von der Buchdruckerkunst über  die Dampfeisenbahn bis zum obligatorischen Sicherheitsgurt im  Auto - brauchen, um in unserem Lande Fuß zu fassen) wird auch  im Kaisertum Österreich die "Frankierung der Briefe mittels  verkäuflicher und aufgeklebter Stempel" eingeführt, da Österreich  "nicht hinter den zivilisierten Staaten Europas zurückbleiben  dürfe", wie Handelsminister Baron Bruck am 14. September an den  Kaiser schreibt. Mit Datum vom 25. September 1849 gibt Franz  Joseph seine Genehmigung zur Einführung der Briefmarke.  Laurenz Koschier erwähnt in einem späteren Majestätsgesuch,  dass er 1836 einem britischen Handelsagenten namens Galloway  sein Projekt erläutert habe, welcher sodann Rowland Hill davon  berichtet hätte. Wie dem auch sei, das aufklebbare papierene Postwertzeichen eroberte bald auch die Habsburgermonarchie.  Der 1809 in Lemberg geborene, vielseitig gebildete Jurist  Dr. Johannes Jakob Herz, der in der Postverwaltung für  Niederösterreich tätig war, entwarf nach einer einschlägigen "fact finding mission" in München, Brüssel und London die erste  österreichische Briefmarke - sehr zum Leidwesen des  Direktors der Staatsdruckerei, Regierungsrat Aloys Auer Ritter  von Welsbach, der behauptete, sein Institut hätte weit bessere  Qualität als die damals in Westeuropa übliche liefern können. In der Tat sind insbesondere Kupfer- und Stahlstich sowie die  sich daran anschließende Tiefdrucktechnik Grundlagen der  hohen Qualität der österreichischen Briefmarken.  Hiefür entwickelte Aloys Auer schon 1858 die automatische  Kupferdruckpresse. (Sein Sohn, Carl Auer Freiherr von Welsbach,  war der berühmte österreichische Chemiker, dem wir den  Gasglühstrumpf, die Osmium-Wolfram-Metallfaden-Glühbirne, das Cer-Eisen und die Entdeckung von vier chemischen  Elementen verdanken.)  Die erste Briefmarkenserie wurde vom Graveur Hermann Tautenhayn  in Stahl gestochen und zeigt das kleine Reichswappen flankiert  von einem Eichen- und einem Lorbeerzweig. Die damals noch nicht  gezähnten, sondern geschnittenen "Post-Stempel" waren als  Provisorium gedacht und wurden am 1. Juni 1850 mit Werten bis zu  9 Kreuzer ausgegeben; im Königreich Lombardei-Venetien in  italienischer Centesimi-Währung.  Bevor aber noch eine zweite, verbesserte Serie von Briefmarken  herauskommen konnte, erschien am 1. Jänner 1851 die erste  Zeitungsmarke der Welt: ein Merkurkopf für den schon damals  besonders verbilligten Postversand von Zeitungen. Die Marke  trug keine numerische Wertangabe, der Wert leitete sich  vielmehr aus der jeweiligen Farbe der Marke ab. Die höheren Werte  (gelb, rosa, zinnober) des "Merkur" sind deshalb zu den  seltensten österreichischen Marken geworden, weil sie für den  Versand von mindestens 10 Exemplaren gedacht waren, damit  seltener eingesetzt und überdies meist auf eine Schleife geklebt  wurde, die vom Adressaten in der Regel achtlos weggeworfen wurde.  Die kostbarste Marke Österreichs, der "Rote Merkur", erschien am  21. 3. 1856. Wie alle Provisorien in Österreich hatte die erste  österreichische Briefmarkenserie ein unerwartet langes Leben.  Erst ab 1858 wurden aufgrund der Währungsumstellung  (Conventionsmünze auf Neu-Kreuzer) gezähnte Sätze mit dem in weiß  geprägten Kopf des jungen Kaisers ausgegeben.1864 erscheint der  weiß geprägte Doppeladler. 1867 wird in großer Eile eine Marke  mit dem Kaiserkopf als dem Symbol der gemeinsamen Monarchie  fabriziert. Die Abkürzung "kr." passt sowohl in der  österreichischen Reichshälfte ("Kreuzer") als auch in der  ungarischen ("Krajczar") und trägt so den Forderungen des  "Ausgleichs" von 1867 Rechnung. Das nunmehr backenbärtige Bildnis  von Kaiser Franz Joseph steht in einem Kranz von Perlen und wird von  einer Krone überhöht. Ab 1871 gibt Ungarn eigene Marken heraus.  Für die 1878 von Österreich-Ungarn besetzten und unter  Militärverwaltung gestellten verwahrlosten türkischen Provinzen  Bosnien und Herzegowina erscheinen ab 1879 einige Sätze mit dem  kaiserlichen Doppeladler. 1906 wird dann eine für das  internationale Briefmarkenwesen revolutionäre Tat gesetzt:  Prof. Koloman Moser entwirft eine Markenserie mit Landschaftsbildern  vom Balkan - inklusive Maultier, Kutsche und Automobil. Sie wird  von Ferdinand Schirnböck, dem Pionier des künstlerischen  Briefmarkenstichs in Österreich, gestochen. Nach dieser  künstlerischen Großtat, die in anderen Ländern Nachahmung findet,  erscheinen in Bosnien-Herzegowina praktisch nur mehr  Kaiserporträts. 

Das von noch von Franz Joseph I. (und nicht, wie fälschlich immer wieder angeführt, von Kaiser Karl I.) mit Handschreiben vom 11. Oktober 1915 festgesetzte "gemeinsame Wappen", das 47 (!) Jahre nach dem Ausgleich dem staatsrechtlichen Verhältnis mit Ungarn auch heraldisch Rechnung trug, trat ein einziges Mal philatelistisch auf den Plan: als farbiger Aufdruck auf italienischen Stempelmarken für Udine und Umgebung, die 1918 als "Ortspostmarken" gedruckt wurden, aber niemals zur Verwendung kamen. Es war übrigens für das bis ins kleinste Detail genau ausgewogene österreichisch-ungarische  Doppelwappen des Jahres 1915 typisch, dass das schöne Symbol  der "dualen Einheit" ("INDIVISIBILITER AC INSEPARABILITER")  meist nur das Planungsstadium erreichte - der Prototyp einer mit dem mittleren gemeinsamen Reichswappen geschmückten Truppenfahne im Heeresgeschichtlichen Museum mit gelb-schwarz - grün-weiß-roter Bordüre legt davon beredtes Zeugnis ab.

 

Auch für die Jubiläumsausgaben 1908 und 1910 gestaltet Koloman  Moser eine Reihe von Bildnissen früherer Habsburgischer Herrscher  sowie Porträts von Franz Joseph in verschiedenen Lebensphasen.  Der stattliche 10-Kronen-Wert der achzehnteiligen Serie ist die  erste Marke im Dreifarben-Kupfertiefdruck. Nach einigen  Wohltätigkeitsmarken mit Kriegsbildern endet die Markenkunst der  Monarchie dort, wo sie begonnen hat: bei der Krone, beim  Doppeladler und beim Kaiserporträt sowie beim Merkurkopf, der  nun nicht nur für Zeitungsmarken, sondern auch für (dreieckige)  Eilmarken Verwendung findet. 

(Republik) (Deutsch)Österreich

Nach dem Zusammenbruch der Monarchie und der Ausrufung der  Republik 1918 behilft man sich zunächst mit einem Aufdruck: von  links unten nach rechts oben führt der demonstrativ in schwarzer  Fraktur gehaltene Schriftzug "Deutschösterreich", der die  kaiserlichen Symbole Krone und Wappen, das Porträt Kaiser Karls  und den Merkurkopf gewissermaßen "durchstreicht", ihnen  gleichzeitig aber den Stempel jenes neuen Staates aufdrückt, der sich gerne einem anderen, größeren, einverleiben will  (wir werden der Methode des Überdrucks zur Bewältigung eines  Systemwechsels durch die österreichische Postverwaltung  1945 wieder begegnen). Obwohl die provisorische Nationalversammlung am 12.11.1918 "Deutschösterreich" als "demokratische Republik" begründete,  obwohl das Wappengesetz vom 8. Mai 1919 vom "Staatswappen  der Republik Deutschösterreich" sprach, obwohl der  Staatsvertrag von St. Germain vom 10. September 1919 mit der  "Republik Österreich" abgeschlossen wurde und obwohl Art. 1 der  Bundesverfassung vom 1. Oktober 1920 besagte: "Österreich ist  eine demokratische Republik. Ihr Recht geht vom Volk aus.", kommt  das Wort "Republik" auf den österreichischen Briefmarken bis 1945  nicht vor. Offenbar lehnte man den Begriff unterbewusst ab,  bzw. musste man sich an diesen Titel erst gewöhnen: bis 1921  tragen die Briefmarken die Bezeichnung "Deutschösterreich", bis  zum "Anschluss" 1938 lautet die Bezeichnung "Österreich".  Das hatte immerhin den Vorteil, dass der austrofaschistische  Ständestaat (er bezeichnete sich selbst als "Bundesstaat  Österreich", obwohl er den Föderalismus entscheidend  einschränkte) 1934 keine neue Bezeichnung erfinden musste.  Aber auch noch beim "aushilfsweisen" Überdruck vorhandener  Hitlermarken und beim "Posthornsatz", der in der zweiten  Jahreshälfte 1945 in den Besatzungszonen der Westalliierten  erschien, wurde nur das Wort "Österreich" verwendet. Erst der ab  3. Juli 1945 für die sowjetische Zone aufgelegte "Wappensatz"  trägt die Bezeichnung "Republik Österreich". Es hatte somit  27 Jahre gedauert, bis sich die offizielle Staatsbezeichnung auf  den Briefmarken Österreichs einfand - unter russischem Einfluss, nota bene.  

Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg  

Zunächst will den bewährten Gestaltern und Stechern der  österreichischen Marken kein großer Wurf gelingen -  offensichtlich sind die Verhältnisse nicht danach.  Die Krone besaß nur mehr ein Fünfzehntausendstel ihres  Friedenswertes. Eine 10.000-Kronenmarke legt dafür beredtes  Zeugnis ab. 1922 findet man Trost in der Musik: mit sieben Werten wird der  berühmtesten österreichischen Komponisten gedacht - alle können  sie als Symbolfiguren für die große kulturelle Tradition des  nunmehr auf ein Zehntel seiner Bevölkerung geschrumpften  Staates gelten. Doch bald darauf kommt der Durchbruch: für den  zweiten von sechs Werten seines "Nibelungensatzes" ("Günthers  Drachenschiff auf dem Weg nach Island", 8+2 g) erhält  Prof. Wilhelm Dachauer 1926 in Philadelphia die Thomson-Medaille  für "die schönste Marke der Welt".  

Wilhelm Dachauer (* 5. April 1881 in Ried im Innkreis, Oberösterreich; † 26. Februar 1951 in Wien) war ein österreichischer Maler. Er studierte von 1899 bis 1907 an der Akademie der bildenden Künste in Wien und war von 1927 bis 1945 Professor an dieser. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich und der Besetzung Polens wurden auch viele Briefmarken des so genannten "Generalgouvernements" sowie einige Marken des Deutschen Reichs nach Entwürfen von Dachauer ausgeführt. Nach 1945 entwarf Dachauer weitere österreichische Briefmarken, u. a. die Heimkehrerserie von 1949. Zehn Glasfenster und ein Altarbild in der Krankenhauskapelle Ried (1928) sind von Dachauer gestaltet, darüber hinaus sind Porträts von Julius Wagner-Jauregg und Viktor Kaplan erhalten.

Zum  100. Geburtstag Wilhelm Dachauers (1981) erschien die oben rechts dargestellte braune 3-Schilling-Marke. Sie zeigt einen nicht ausgeführten Entwurf aus der Nibelungenserie.

In den 30er-Jahren folgten  Politiker-, Dichter-, Maler-, Baumeister, Heerführer-  Erfinder- und Ärzteporträts von zum Teil sehr hoher Qualität,  während dazwischen erscheinende Landschafts-, Trachten- und  Flugpostsätze dagegen deutlich abfallen. Großen Symbolwert hat  die 60-Groschen-Tegetthoff-Marke (1935), die den Admiral vor der  Flagge der altösterreichischen Kriegsmarine geschmückt mit  dem Maria-Theresien-Orden zeigt. Erwähnenswert sind die Dollfuß-Gedächtnismarken, die den ermordeten Bundeskanzler 1934 nur mit  Kruckenkreuz, 1936 aber mit Kruckenkreuzfahne zeigen (eine der  teuersten Briefmarken Österreichs). 1937 wird noch das  100-jährige Jubiläum der Dampfschifffahrt auf der Donau (Erstfahrt  des DDSG-Dampfers "Maria Anna") und der 100-jährige Bestand der  Eisenbahn in Österreich durch jeweils drei Marken begangen.  Auf den Briefmarken zwischen 1934 und 1938 finden sich die  Staatssymbole des autoritären Ständestaates nur ganz selten.  Entweder wollte man diese bewusst nicht in den Vordergrund stellen  oder man dachte einfach nicht daran, die Briefmarke als symbolpublizistisches Medium einzusetzen. Schließlich war das  Hakenkreuz - dem ja das Kruckenkreuz bewusst entgegengestellt  wurde - auf den deutschen Briefmarken zwischen 1933 und 1938  zunächst auch nur zögernd erschienen: 1933 erhielt der grüne  5-Pf.-Ergänzungswert der Hindenburg-Marke ein linksdrehendes (= heilsbringendes) Hakenkreuz-Wasserzeichen. Auch einige  rechtsdrehende Hakenkreuze kamen auf den Markt und sind  als Fehldrucke zu teuren Marken geworden.  In der Folge wurde das Hakenkreuz auf Marken zur Saar- Abstimmung, zu Parteitags- oder Berufstreffen verwendet. Erst  zum 8. Nürnberger Reichsparteitag 1936 tritt die Swastika prominent  hervor, während zum gleichen Anlass in den Jahren 1937-1939  Hitlerporträts dominieren.  Eine dritte Möglichkeit für die mangelnde Präsenz der Symbole  des Ständestaates auf den Postwertzeichen besteht darin, dass  Briefmarkenkünstler und Bedienstete von Post und Staatsdruckerei ihren inneren Widerstand gegen die Zeichensprache der  Dollfuß/Schuschnigg-Zeit durch geschickte Verhinderungstaktik zur Geltung brachten. Jedenfalls erschien der mit der  ständestaatlichen Verfassung vom 1. Mai 1934 eingeführte nimbierte Doppeladler nur zweimal: einmal ganz zaghaft auf der  1934-1936 ausgegebenen Volkstrachtenserie (an der Fußleiste des  2-S-Wertes "Tiroler Kaiserschützen") und einmal ganz bestimmt auftretend - auf der Nachportoserie 1935. Das Kruckenkreuz wurde auf gültigen Marken nur zweimal verwendet -  und zwar auf den beiden schon erwähnten Dollfußmarken, von denen  der 10-S-Wert mit der Kruckenkreuzfahne von den Nazis sofort nach  dem "Anschluss" aus dem Verkehr gezogen wurde, und auf den vier  Werten des Satzes "Winterhilfe" (1936). Die Kruckenkreuzflagge  war übrigens offiziell erst mit Gesetz vom 28. Dezember 1936  (BGBl. 444/1936) eingeführt worden - im Gegensatz zur  Hakenkreuzflagge trat sie auch nicht an die Stelle der  Staatsflagge, sondern wurde dieser nur "gleichgehalten". Die allerletzte Ausgabe von Briefmarken vor der Vereinigung  Österreichs mit dem Deutschen Reich war die freilich nicht  frankaturgültige sogenannte "Schuschniggserie" (Anfang 1938) - eine typische Propagandamarke. Der Satz bestand aus fünf Werten  in fünf verschiedenen Farben, die alle an prominenter Stelle das  Kruckenkreuz trugen. Sie waren mit Inschriften und weiteren  Symbolen (z. B. den Abzeichen der Berufsstände) überladen -  ein deutlicher Beweis dafür, dass sie in letzter Minute zum  Bekenntnis "Für ein freies und deutsches, unabhängiges und  soziales, für ein christliches und einiges Österreich" (Parole  der für 13.3.1938 geplanten, aber unter dem Druck Hitlers  abgesagten Volksabstimmung) werben sollten.  

Die Zeit der deutschen Okkupation 

Hitlerdeutschland feierte den "Anschluss" Österreichs durch eine  Sondermarke zur Volksabstimmung am 10. April 1938. Sie wurde in  Berlin (schwarzgrün) und in Wien (schwarzblaugrün) gedruckt und  zeigt unter der Parole "Ein Volk, ein Reich, ein Führer" einen  blonden jungen (deutschen) Mann in Stiefeln, der einem brünetten  jungen (österreichischen) Mann in weißen Stutzen brüderlich die  Hakenkreuzfahne überreicht. Eine zweite Geste des Deutschen Reiches an das untergegangene  Österreich war der "Ostmarksatz" vom 18. November 1938, der  österreichische Landschaften und österreichische Blumen  darstellte und dem Winterhilfswerk diente. Die gut gelungene  Serie war jedoch nur bis 30. Juni 1939 gültig. In der Folge kam die "Ostmark" noch einige Male zu  philatelistischen Ehren: Das Städtchen Braunau durfte 1939 seine Silhouette auf einer Marke zum 50. Geburtstag Adolf Hitlers  zeigen, und gelegentlich wurde ein Landschafts- oder Stadtmotiv  aus Österreich verwendet. So stellte Prof. Wilhelm Dachauer,  damals im 60. Lebensjahr stehend, die Messestadt Wien im Frühjahr  1941 auf vier Werten vor, wobei neben einer Tänzerin, dem  Burgtheater und dem Prinz-Eugen-Denkmal der von den  Nationalsozialisten mit der "ottonischen" Kaiserkrone versehene  Wiener Doppeladler (in der Monarchie und im Ständestaat war  dieser ja zunächst von einer "heraldischen" Kaiserkrone,  dann von der Rudolfinischen Hauskrone überhöht gewesen) - zusammen mit dem Logo der Wiener Messe gut erkennbar  weiß auf grün abgebildet ist.  Noch vor seiner Pensionierung im Jahre 1944 entwarf  Prof. Dachauer die beiden ausdrucksstärksten aller je erschienenen  Hitlermarken - eine Wohltätigkeitsmarke zu "Führers Geburtstag"  im Jahre 1941 sowie die hohen Ergänzungswerte zu den von  Prof. R. Klein im selben Jahr geschaffenen Pfennigwerten der  Hitlermarken. Der aus Ried im Innkreis stammende ehemalige Sanitätssoldat und  Kriegsmaler Wilhelm Dachauer hat somit die auf Briefmarken  vertretene Symbolpublizistik von nicht weniger als vier politischen Systemen Österreichs wesentlich mitgestaltet: Von ihm stammt die erste Marke der Republik mit der Bezeichnung  "Österreich" ("Landwirtschaft, Gewerbe, Industrie" - 1922) und  die letzte Marke vor dem "Anschluss", die nicht besonders  ausdrucksstarke "Glückwunschmarke" mit Blumenstrauß und  Sternzeichen (1937). Neben seinem preisgekrönten "Nibelungensatz"  schuf Dachauer u.a. auch die bekannte 10-S-Dollfußmarke und eine  Anzahl von Werten in der Zweiten Republik, darunter die weiter  unten beschriebene, heraldisch hochinteressante "Heimkehrerserie"  (1949). Die Eingliederung südsteirischer und Südkärntner Gebiete  (Marburg, Triglav etc.) in das Dritte Reich wurde 1941 auf vier  Marken dargestellt. Peter Roseggers 100. Geburtstag war  dem Deutschen Reich 1943 zwei allerdings eher lieblos gestaltete  Briefmarken wert. Beim 7. Tiroler Landesschießen - offenbar hatte  diese Veranstaltung wegen ihrer paramilitärischen Bedeutung  keinerlei Einbußen durch den "Anschluss" erlitten - wurde 1944  eine Marke ausgegeben, die einen Tiroler Standschützen und einen  Soldaten mit leichtem Maschinengewehr zeigt. Ein ein halb Jahre  nach Stalingrad, im Monat des Stauffenberg-Attentats auf Hitler  und der Operation "Walküre" in Wien, sollte das der ersten Marke  für die "Ostmark" ähnliche Motiv offenbar die Tradition deutsch- österreichischer Waffenbrüderschaft wach halten. Seit Ende 1943 tragen die Briefmarken, mit denen die nunmehr in  den Bombenkrieg hineingezogenen "Ostmärker" ihre Post frankieren,  statt "Deutsches Reich" die Bezeichnung "Großdeutsches Reich".  1943 und 1944 erscheinen zwei sehr weit verbreitete Serien mit  realistischen Darstellungen aller deutschen Waffengattungen. Teile der Ausgabe 1943 werden in Wien gedruckt. Die letzten drei zur Schalterausgabe gelangten Briefmarken des  Dritten Reiches, allesamt in Rot gehalten, stellen Angehörige des  "Volkssturms" ("Ein Volk steht auf" - Februar 1945), der SA und  der SS (beide zum 20. April 1945) dar. 

Zweite Republik 

Die ersten Marken der Zweiten Republik im Mai 1945 sind noch  vorhandene Hitler-Porträts, die schräg mit dem schwarzen  Schriftzug "Österreich" und - nach Intervention der sowjetischen  Besatzungsmacht - zusätzlich noch mit einem Gittermuster überdruckt wurden. Die Grazer Aushilfsausgabe vom 22. Mai  versucht, das Hitler-Porträt mit dem senkrechten Überdruck  "Österreich" und seitlichen Balken unkenntlich zu machen. Die  letzte derartige "Aushilfsausgabe" erschien am 1. Juni 1945 in  Scheibbs -  zwei Monate nach Hitlers Selbstmord in Berlin.  Die ersten Marken des neuen Österreich wurden in der zweiten  Jahreshälfte 1945 ausgegeben. Offenbar nach dem Vorbild  er ersten Ausgaben der Republik 1919 gestaltet, zeigen sie das  Motiv des Posthorns (schon mit Schillingwährung) in den drei  westlichen und jenes des um die gesprengten Ketten ergänzten  österreichischen Bundeswappens (noch in Pfennig und  Reichsmark - was für ein Widerspruch!) für die sowjetische  Besatzungszone. Wie oben erwähnt, tritt hierbei zum ersten Mal die  uns heute so geläufige Bezeichnung "Republik Österreich" auf, von  der in der Folge nicht mehr abgegangen wurde. Eine künstlerisch  etwas abgewandelte Form des Bundesadlers zeigen die im September  1945 ebenfalls nur für die sowjetische Zone und Wien geschaffenen  neuen Portomarken. Sie lehnen sich in Aufbau und Farbe eng an die Nachportomarken von 1908 an, womit wieder einmal bewiesen ist,  wie man in Österreich "Umbrüche" oder "Zusammenbrüche" bewältigt:  durch peinlich genaues Studium der "Vorakten", d.h. der  Ausgangslage vor der letzten Katastrophe. So wurde der "Anschluss"  an eine erhoffte Zukunft des Jahres 1938 durch den Anschluss an  die unvergessene Vergangenheit des Jahres 1918 korrigiert.  Für ganz Österreich erscheint zwischen Ende 1945 und 1947 der  nicht weniger als 29 Werte umfassende Satz "Landschaftsbilder",  der viele Jahre gelten sollte. Von ihm können nur die Schillingwerte  als wirklich gelungene Sendboten unserer vielgestaltigen Heimat gelten. Die von Prof. Hans Ranzoni geschaffene Renner-Marke von 1946 bildet in Kleinbögen zu je acht Marken den berühmten und sehr wertvollen  "Renner-Block". Jede Marke enthält das Bundeswappen und die neun Länderwappen, wobei als Wiener Wappen noch der dekorative Doppeladler mit Kreuzschild genommen wurde, der von 1461 bis  1918, im Ständestaat und während der NS-Zeit das heraldische  Abzeichen Wiens darstellte und bis heute noch die Souvenir-Industrie begeistert. Im Zierfeld des Renner-Blocks findet sich  ebenfalls das Staatswappen mit dem Überdruck "Ein Jahr befreites  Österreich".

Anlässlich der antifaschistischen Ausstellung "Niemals vergessen" im Wiener Künstlerhaus gelangt im Herbst 1946 ein Satz mit acht Werten zur Ausgabe, die in realistischer Bildsprache die Schrecken des Nationalsozialismus und dessen Überwindung symbolisieren. Zwei weitere Werte werden von den Alliierten verboten: der erste stellte zwei Blitze in Form der SS-Runen dar, die in die Konturen von Österreich einschlagen, der zweite zeigte einen hinter einer abgenommenen Hitlermaske erscheinenden Totenkopf - heute zwei begehrte und hoch bezahlte Sammlerstücke. . 

Zur 950-Jahrfeier Österreichs kommt am 30. Oktober 1946 eine  schlichte Marke mit einer Darstellung der ältesten Kirche Wiens,  der Ruprechtskirche heraus. Das Wertzeichen trägt rechts oben  den österreichischen Bindenschild. Große Popularität erlangt der aus zehn Werten bestehende  detailreiche Kupfertiefdruck-Satz für den Wiederaufbau des  Stephansdoms, entworfen von Prof. Hans Strohofer, einem Schüler  von Koloman Moser, der am 12.12.1946 herauskam. Er ist auch ein gutes Beispiel für die hohe Qualität des Stahl- und  Kupferstichs, wie er bis vor einige Zeit zum Druck österreichischer  Briefmarkenverwendet wurde. Betrachtet man etwa die von  Prof. Hans Ranzoni d.J. gestochene "Pilgramskanzel" mit einer  starken Lupe, kann man an Hand des nicht ganz einen Millimeter  hohen Kopfes des Kirchenvaters Ambrosius das Maß an  künstlerischer Detailarbeit erkennen, das für diese Art von  Briefmarkenstich notwendig ist. Die 30-Groschen-Marke zeigt übrigens die beim Brand des Domes  1945 vernichtete große Barockorgel aus dem Jahr 1720 - eines jener österreichischen Kunstwerke, die im Krieg verloren gingen  und nicht mehr wiederhergestellt werden konnten.  Ähnlich beliebt war auch der ebenfalls zehn Marken umfassende  Satz "Heimische Blumen" vom 14. Mai 1948, dessen Entwurf  ebenfalls von Hans Strohofer stammt. Ihr duftiger Stich stammt von Hubert Woyty, der wie Ferdinand Lorber, Georg Wimmer und  Rudolf Toth zu den Großen des österreichischen Briefmarkenstichs  zählt. 

à Nora Keil, Der österreichische Briefmarkenstich,  Bundesverlag, Wien, 1965.

Weder der Wiederaufbau-Satz von 1948 noch die 37 Werte der  Trachtenserie 1948/52 kommen an die oben genannten Motive heran,  ja nicht einmal der bemühte Salzburger Dom-Satz vom 6.8.1948. Bemerkenswert ist der am 17.8.1949 ausgegebene, aus vier Werten  bestehende Satz "Heimkehrer und Kriegsgefangenenfürsorge". Statt Motive über Gefangenschaft und Heimkehr zu verwenden, wurde dem Gestalter die Aufgabe gestellt, die Entwicklung des  österreichischen Wappens darzustellen. Prof. Wilhelm Dachauer,  entledigte sich seiner Aufgabe in gewohnter Meisterschaft.  Leider blieben jedoch zwei seiner Entwürfe auf der Strecke: Während drei Entwicklungsstufen des Bindenschildes sowie das geltende Bundeswappen ausgeführt wurden, wurde das kleine Wappen von Kaiser Franz II. (als Franz I. führte er, wie wir  wissen, das erste Wappen des österreichischen Staates im  juristischen Sinn) und das letzte Wappen der Monarchie aus dem  Jahre 1915 nicht ausgeführt - offenbar scheute man sich 1949,  den Doppeladler als "Ahnherrn" des republikanischen Wappentieres  anzuerkennen. Er hat es auch später nur sehr selten geschafft, zu philatelistischen Ehren zu kommen, so als "Marke auf der  Marke" zum 100- und 125-jährigen Jubiläum der österreichischen  Briefmarke oder am Revers des Siegels der Universität Wien (1990), eine besonders gut gelungene Sondermarke.  Den Bundesländerwappen erging es besser: Kärnten kam 1950 mit drei Werten zur Volksabstimmung 1920 zum Zug, der rote Tiroler Adler stieg 1959 zum 150. Jahrestag der Freiheitskämpfe zum Markenmotiv auf. Das perfekt dargestellte  burgenländische Wappen fand sich 1961 zu "40 Jahre Burgenland" ein, worauf Tirol 1963 erneut seinen Adler ausschickte, um seine  600-jährige Verbindung mit dem österreichischen Bindenschild zu  feiern. Ein recht kleines Wiener Wappen ließ grüßen, als 1967 die  10. Europagespräche durchgeführt wurden. 1970 war wieder Kärnten  an der Reihe - "50 Jahre Volksabstimmung". Bei dieser Gelegenheit  wurde allen Markenfreunden das Kärntner Wappen in seiner vollen  Form (mit von roten und schwarzen Lindenblättern verzierten  Büffelhörnern) dargeboten.  Zum XI. Europäischen Gemeindetag 1975 in Wien wurde das Siegel  der Stadt Wien (von einem Glasfenster des Rathauses) präsentiert,  während zur Babenberger-Ausstellung 1976 endlich auch  Niederösterreich heraldisch zum Zug kam - durch das bekannte  Glasgemälde von Heinrich II. "Jasomirgott" aus dem Stift  Klosterneuburg. 1985 wird das Fünfadlerbanner anlässlich der Landesausstellung in Klosterneuburg auf einer sehr  schönen Marke mit dem Bildnis des hl. Leopold noch einmal zur  Geltung gebracht. Die Grüne Mark war 1978 durch "850 Jahre Graz",  1980 durch "800 Jahre Herzogtum Steiermark" und 1986 durch  "175 Jahre Joannäum" vertreten, wobei beim ersten Anlass der Panther,  beim zweiten der Erzherzogshut und erst beim dritten das  gesamte Wappen angeliefert wurde. 1986 wurde übrigens auch der  Georgenberger Handfeste aus dem Jahr 1186 gedacht, durch welche  1192 die Steiermark und der Traungau an Österreich kamen. Am  besten gelungen ist das steirische Wappen auf der Marke 1986  anlässlich der Landesausstellung "Brücke und Bollwerk" auf Schloss  Herberstein. Bei der Landesausstellung 1989 fehlt schon wieder  der Erzherzogshut.  Oberösterreich kann sein Wappen aus Anlass von drei Landesausstellungen (1983, 1988 und 1986) präsentieren.  Salzburg wurde ebenfalls 1988 bei seiner Landesausstellung  berücksichtigt. Im selben Jahr hatten auch Kärnten und Klagenfurt  anlässlich "400 Jahre Postdienst" die Gelegenheit, heraldisch  hervorzutreten. Kärnten kam noch einmal zum Zug: mit "750 Jahren  Oberdrauburg" (1990). Offenbar war es also bisher nur Vorarlberg, das sein Landeswappen  auf keiner eigenen Marke vorfinden kann. Doch das Ländle mag  sich trösten: zusammen mit den Wappen aller anderen Bundesländer  erscheint das Montfort'sche Banner richtig dargestellt im Gedenkblock "1000 Jahre Österreich", der am 25. Oktober 1976  ausgegeben wurde. An der Zeichnung der Landeswappen und des  Bundeswappens von Karl Gessner, einem Lithographieexperten der  Staatsdruckerei, der schon die FIS-Serie 1936 nach Fotos geschaffen hatte, ist nichts auszusetzen. Der Neunerblock stellt  ein Juwel des Stich- und Rastertiefdrucks der österreichischen  Briefmarkenschule dar. Ihm kommt die 1968 zum 50. Jahrestag der  Republikgründung ausgegebene Marken-Trias (Dr. Renner,  Bundeswappen, Art. 1 Bundesverfassung), alle drei auch mit den  Landeswappen, nur bedingt nahe, da kleinere Darstellungen ja  nicht so detailreich sein können. Als 1990 noch einmal der  österreichische Föderalismus heraldisch angesprochen wird, kommen  die neun im Kreis angeordneten Länderwappen noch schlechter zur  Geltung. Vor allem bleibt dabei unverständlich, nach welcher  Geschmacksregel man das Bundeswappen auf eine orange Scheibe  setzte (Orange ist überdies keine heraldische Farbe im strengen  Sinn). Die erste Darstellung der neun Länderwappen befindet sich übrigens auf der Dr.-Karl-Renner-Marke vom 7. August 1946. 

Abschließend seien noch einige weitere Motive österreichischer  Briefmarken in chronologischer Reihenfolge genannt, soweit sich  diese als Symbole auf Österreich als Ganzes oder auf wichtige  überregionale Einrichtungen beziehen. Städte- oder Ortswappen  fallen nicht in diese Gruppe. Auf den Beitrag Österreichs zur Esperantobewegung verweist der grüne Stern (50 Jahre Esperanto, 1954). Wiener Zeitung und  Staatsdruckerei feiern in diesem Jahre runde Geburtstage  (Bundeswappen). Zum Staatsvertrag 1955 wird die 2-Schilling-Wappenmarke für die  sowjetische Zone von 1945 in der Farbe geändert und schwarz  überdruckt - eine originelle oder eine gedankenlose Lösung? 1956 bringt sowohl die Aufnahme Österreichs in die UNO als auch  die Notwendigkeit der Hilfe für die Ungarnflüchtlinge. Beides  wird mit Hilfe des Bundeswappens nicht eben originell  angesprochen. Auch 1985 wird die Marke mit dem Motiv "30 Jahre  UNO" völlig daneben gehen. Offenbar kann kein Künstler mit der  Weltorganisation und ihren Unterorganisationen etwas anfangen,  so wenig ausdrucksvoll sind die Entwürfe, der UNO-Symbolik zu  wenig angemessen. Das gilt auch noch 1989 (rotes UNO- Emblem!) und 1990 (sehr unprofessionelle Flaggendarstellung).  Hier spiegelt sich offenbar eine mangelnde Wertschätzung unseres  Volkes für die internationale Völkergemeinschaft - eigentlich  schade, hat doch Österreich als zweites Land der Welt und erstes  europäisches Land der UNO zum ersten Jahrestag ihrer Gründung  (26. Juni 1946) mit einer Sondermarke (30-Groschen-Neusiedlersee  mit Aufdruck "Weltkugel mit Olivenzweig und Bindenschild")  gratuliert.  Im Jahre 1979 wurde in Wien ein eigenes UNO-Postamt eingerichtet,  das nur Sendungen annimmt, die mit UNO-Marken frankiert sind. Seit damals erscheinen alljährlich UNO-Marken in  Schillingwährung, die zahlreiche UNO-Symbole enthalten. Diese  Marken erinnern an die verschiedensten Anliegen und Anlässe der  Weltorganisation und sind grafisch weitaus besser ausgeführt als  die oben erwähnten österreichischen UNO-Marken. Das beginnt  schon beim ersten Satz vom 24.8.1979, dessen zweiter Wert (1S)  die UNO-Flagge in schöner Darstellung zeigt.  "175 Jahre Österreichische Tabakregie" zeigt den ungewaffneten "Tabakadler" (1959). Während Karl Renners 1951 noch ohne  Hoheitszeichen gedacht wurde, wird Adolf Schärf zu seinem  70. Geburtstag vor dem Staatswappen dargestellt (1960).  Der Europagedanke wird 1960 durch eine ionische Säule zum  Ausdruck gebracht. 1969, anlässlich des 20-jährigen Bestehens des  Europarates, wird der kleiner gewordenen ionischen Säule die  Europa-Flagge beigefügt werden, wobei das Blau nicht ganz stimmt. 1986 ist Österreich 30 Jahre Mitglied des Europarates - die heraldische Darstellung stimmt noch immer nicht. Hiezu gilt  ähnliches wie das, was zu den UNO-Marken ausgeführt wurde.  Am 8. Mai 1961, dem 16. Jahrestag der Kapitulation  Hitlerdeutschlands 1945 (warum gerade an diesem?), dem  Tag des Hl. Michael, des Patrons der Deutschen) wird  der Opfer für die Freiheit Österreichs gedacht - Rot-Weiß-Rot  steigt als Flamme empor, darunter eine gesprengte Kette.  Am 3.11.1977 erscheint wieder eine derartige Gedächtnismarke,  die den Insassen eines Konzentrationslagers zeigt, der,  eine rot-weiß-rote Fahne haltend, dem Tod entkommt.  Ein rotes Dreieck weist ihn als "Politischen" aus.  1985 wird erneut der Befreiung Österreichs gedacht -  Stacheldraht und rot-weiß-roter Schriftzug "1945" dienen  diesmal als Symbole.  Bei der mit dem Bundeswappen versehenen Serie "15 Jahre  verstaatlichte Unternehmen" aus 1961 gibt es den blauen 5-S-Wert  mit einem interessanten Plattenfehler: beim Bundeswappen fehlt  der Hammerkopf - ein frühes Menetekel für das Schicksal der  Staatsindustrie? 1962 erscheint die erste Pfadfindermarke: unter dem Liliensymbol  der mit der "vom Herzen kommenden" Linken gegebene Händedruck. Anlässlich des 5. Bundeskongresses des ÖGB erscheint 1963 die  Nationalflagge im Format 1:2. Sie ist ganz gut getroffen über den Industrieanlagen - jedenfalls besser als die Bundesdienstflagge  neben dem UNO-Symbol aus dem Jahre 1965. Dort ist der Adler zu  groß, die Flagge ist überdies besonders schlecht gehisst - beides  weist allerdings auf die typisch österreichische Praxis hin.  Im selben Jahr wird auch der 50-jährige Bestand des Städtebundes  mit einem Adlerkopf mit Mauerkrone vor den Nationalfarben etwas  undifferenziert dargestellt. Der Österreichische Rundfunk kommt mit seinem alten Signet  und einem Radioapparat mit Wellenbereichstasten anlässlich seines  40-jährigen Bestandes 1964 zu philatelistischen Ehren. 1974 wird  das von Gustav Peichl errichtete Landesstudio Salzburg in  Türkisgrün abgebildet, wovon sich das neue ORF-Auge gut abhebt.  Das Pfeilsymbol der Austrian Airlines wurde schon 1973 zusammen  mit einer DC-9 vor blauem Himmel gezeigt, es kehrt 1983 mit einer  DC-9 Super 80 der AUA wieder.  Das Zeichen des Roten Kreuzes ist weder 1963 zur 100-Jahr-Feier,  noch 1965, zur XX. Rotkreuzkonferenz, besonders gut getroffen worden. Auch 1988 bleibt das Symbol "klinisch sauber" - muss es  das etwa sein oder gilt hier das über internationale  Organisationen Gesagte? Bertha v. Suttner, die Friedensnobelpreisträgerin von 1905, ist  neben Maria Theresia eine der wenigen Frauen, deren Verdienste  auf österreichischen Briefmarken, Banknoten oder Münzen gewürdigt  werden. Die ihr gewidmete Gedenkmarke vom 1.12.1965 ist sehr ausdrucksvoll. "150 Jahre Nationalbank" wird 1966 durch einen etwas  ungewöhnlichen Bundesadler dargestellt. Gut gelungen ist die Reproduktion des Glasfensters aus dem  Heiligenkreuzer Brunnenhaus, das Leopold den Heiligen mit Schwert  und Bindenschild darstellt (1967).  Das Hoheitszeichen des Österreichischen Bundesheeres ist ein  äußerst seltener Gast auf unseren Briefmarken. 1969 kommt es auf  einer sauber ausgeführten 2-S-Marke vor. Daneben gegangen ist die Verbindung von Bindenschild und rot- weiß-rotem Band vor der Weltkugel auf der Auslandsösterreicher- Marke des Jahres 1969. Interessant ist auch die Verbindung von Stacheldraht und  Nationalflagge mit dem Porträt von Leopold Figl 1970 anlässlich  des 25-jährigen Bestehens der Zweiten Republik. Schade, dass die Marke zur Gänze in Olivgrün auf Weiß gedruckt ist - hier wäre Rot-Weiß-Rot angebracht gewesen. Gleichzeitig wird des  Staatsvertrags vom 15. Mai 1955 durch eine Belvedere-Marke gedacht.  Das UNO-Emblem von 1970 ist besonders lieblos gestaltet. Hingegen  entsprechen die Gedenkmarken für Karl Renner (1970), Theodor  Körner (1973), Franz Jonas (1974) und Julius Raab (1981) durchaus  dem jeweiligen Anlass. Schön anzusehen ist die Reproduktion des Tassilokelches, der als ein wichtiges Symbol Oberösterreichs gelten kann, auf der  CEPT-Marke des Jahres 1976. Auch das Symbol der Internationalen  Atombehörde aus dem Folgejahr ist gut getroffen.  Bemüht, aber nicht wirklich gelungen, ist eine Marke aus 1980,  die zur Förderung des österreichischen Exports aufruft und daher  das "Austria-A" aufweist. 1988 wird das gleiche Thema weit  origineller gelöst: "A"-Zeichen und Text "Made in Austria"  werden holographisch dargestellt. Dabei kommt man ganz ohne  Rot-Weiß-Rot aus.  Ein stilisiertes fünfblättriges Kleeblatt mit den Flaggenmustern  der Alliierten und Österreichs ist ebenfalls eine eher krampfhafte  Lösung, um des 25. Jahrestages des Staatsvertrages zu gedenken.  Es ist die Zeit gekommen, wo sehr viele Marken herausgegeben  werden, was natürlich zu einem gewissen Abfall der Qualität  gegenüber früheren Motiven führen muss. Großen Mut bewies Mitte  der siebziger Jahre der Bundesminister für Verkehr, Erwin Lanz,  der eine Sonderpostmarkenserie "Moderne Kunst in Österreich" ins  Leben rief, die im Verlauf der Jahre Werke u.a. von Rainer, Hundertwasser, Fronius, Brauer, Hutter, Hausner, Brandstätter,  Asboth und Fuchs vorstellen sollte. So konnten die  "Phantastischen Realisten" und ihre Zeitgenossen durch Symbole  besonderer Art ihren Beitrag zum Selbstverständnis des modernen  Österreich leisten. Der bisher letzte Wert erschien 1992 mit  einem Gemälde von Peter Pongratz ("die Reinigung des  Meerwassers").  Stellvertretend für die Symbolik aller Studentenverbindungen wird  1983 auf einer Marke zum 60. Jubiläum des Katholischen  Farbstudententums in Österreich der MKV durch Band, Mütze und  Bummler (Spazierstock) - Überreste der früheren studentischen  Standeskleidung - gewürdigt. Im sogenannten "Bedenkjahr" 1988 erscheint eine symbolische  Darstellung "Finis Austriae - 11. März 1938". Die verwendete gotische Fraktur symbolisiert ebenso wie die auf Halbmast wehende  österreichische Flagge den Untergang Österreichs durch seinen  Anschluss an Großdeutschland.  Eindrucksvoll sind die beiden Darstellungen "100 Jahre  Sozialdemokratie" (Rote Nelke auf dunklem Grün mit Gold - 1988)  und "1. Mai - Motiv 1897" (1990). Ausnahmsweise erwähnt muss die Marke "500 Jahre Landeshauptstadt  Linz" werden, die 1990 erschien. Das von 17 hervorragend  reproduzierten Wappen umgebene Porträt Friedrichs III., der ja in  Linz 1493 starb, ist von atemberaubendem Glanz - ähnlich wie  die Marke "Weihnachten 1990" mit dem Krippenmotiv vom Verduner  Altar in Klosterneuburg.  1991 wurden der 80. Geburtstag von Bruno Kreisky (22.1.) und der  100. Geburtstag von Julius Raab (29.11.) durch Briefmarken  in Erinnerung gerufen - beide Male farblose und einfallslose  Portraits.  1992 tritt ein kleiner Bindenschild in Schwarz-Weiß-Darstellung  als Bekrönung der Inschrift "Naturschönheiten" auf einer Marke  mit dem "Hohlen Stein" bei Braz im Klostertal auf. Wieder darf  das Ländle sein Wappen nicht zeigen - das ist natürlich kein  Zufall, sondern die Auswirkung jener Distanz, die zwischen  Vorarlberg und Wien in beiden Richtungen herrscht - und beileibe  nicht nur in geographischer Hinsicht. Eine weitere Marke dieser  Serie stellt 1993 das Gebirgsmassiv des Wilden Kaisers in Tirol  dar.  Bundespräsident Dr. Kurt Waldheim wird Mitte 1992 - nach Ablauf  seiner sechsjährigen Amtszeit - einer Marke für würdig befunden. Auch dieses Porträt eines führenden Staatsmannes bleibt eher  farblos und ohne Österreich-Symbolik.  Ein schönes Beispiel für zwei sehr bekannte Symbole erschien am  19. Februar 1993: der in ein Blaulicht hineingestellte Äskulapstab  als Zeichen des Ärztefunkdienstes, der seinen 25-jährigen Bestand  feierte. 

àVergleiche die Briefmarkendarstellungen auf der Website Ruegg  

Der Artikel wird fortgesetzt. Er ist meinem Vater Robert Diem (1901-1993),  einem der bekanntesten hauptberuflichen Philatelisten seiner Zeit und seines Landes gewidmet, der es ohne Mitarbeiter und Straßengeschäft seit 1921 - auch in schweren Zeiten - schaffte, seine Frau und seine beiden Kinder zu ernähren. 

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